Frank Stauss, Wahlkampfberater mit 30 Jahren Erfahrung, spricht über die Fascination und Herausforderungen des Wahlkampfs. Er erklärt, wie entscheidend die Anfangsphase ist – dort werden die strategischen Weichen gestellt. Externe Ereignisse wie Pandemien können das Wählerverhalten stark beeinflussen, und Vertrauen muss in Krisenzeiten gepflegt werden. Stauss betont die ethischen Grenzen seiner Arbeit und reflektiert über die Verantwortung und Dynamik innerhalb seines Teams. Zudem teilt er seine Leidenschaft für Wahlkämpfe, die für ihn schon im Kindesalter begann.
Die strategische Planung und die aktuellen Bedürfnisse der Wähler sind entscheidend für den Erfolg einer Wahlkampfkampagne.
Flexibilität und Stabilität in der Kommunikation sind unerlässlich, um auf äußere Ereignisse und veränderte Wählerpräferenzen zu reagieren.
Deep dives
Die Relevanz von Wahlkampfstrategien
Im Wahlkampf ist die Ausgangslage am Wahltag entscheidend für den Erfolg einer Kampagne. Für Wahlkampfberater ist es nicht relevant, wie sich die Ergebnisse im Vergleich zu früheren Wahlen darstellen, sondern vielmehr, wo die Partei zum Zeitpunkt der Wahl steht. Die Entwicklung einer originellen Strategie sowie das Rückwärtsrechnen von Zielen sind entscheidend, um die eigene Position zu verbessern. Wichtige Zahlen sind nur die, die die aktuelle Situation reflektieren und eine zielführende Strategie ermöglichen.
Unvorhersehbare Einflussfaktoren
Äußere Ereignisse wie Pandemien oder Skandale können die Wählerentscheidung stark beeinflussen und erfordern von Wahlkampfberatern, flexibel zu reagieren. Historical Beispiele zeigen, dass politische Themen, wie die Reaktorkatastrophe in Fukushima, kurzfristig die Wählerpräferenzen ändern können. Wenn sich in der finalen Phase eines Wahlkampfs unerwartet Ereignisse ereignen, ist Stabilität in der Strategie essenziell, um Wähler nicht zu verunsichern. Wahlkampfberater müssen darauf achten, nicht vom Kurs abzukommen, um die Wähler nicht noch stärker zu irritieren.
Medienwandel und Wählerverhalten
In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich das Wählerverhalten signifikant verändert, da viele Wähler sich erst sehr spät für politische Themen interessieren. Die sinkende Relevanz regionaler Tageszeitungen und anderer Medien hat dazu geführt, dass Wähler nicht immer wissen, wenn eine Wahl bevorsteht. Politische Kommunikation muss heutzutage flexibel gestaltet werden, um auf aktuelle Fragen und Stimmungen eingehen zu können. Ein negatives Bild einer Regierung kann selbst den Amtsbonus beschädigen, was bedeutet, dass die Wahrnehmung der Wähler entscheidend ist.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Erfolgreiche Wahlkampagnen führen oft zu neuen Herausforderungen und höheren Erwartungen an die nächste Kampagne. Wahlkampfberater müssen lernen, mit Druck umzugehen und den Überblick zu behalten, auch wenn unerwartete Komplikationen auftreten. Die ständige Entwicklung der politischen Landschaft erfordert eine kontinuierliche Anpassung von Strategien und Methoden. Erfahrene Berater sind in der Lage, aus jedem Wahlkampf zu lernen und ihre Techniken für zukünftige Kampagnen zu optimieren.
“Die spannendsten Phase des Wahlkampf ist für uns als Berater der Anfang” sagt Frank Stauss, Wahlkampfberater und Geschäftsführer der Agentur Richel/Stauss, die gerade zwei Kampagnen für die SPD in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entwickelt hat. Am Anfang würden die wichtigen strategischen Fragen entschieden, die später die Grundlage für die Kampagnen bilden. “Wenn für die Öffentlichkeit der Wahlkampf beginnt, ist er für uns fast zu Ende”, sagt Stauss im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit”: “Die Schlussphase des Wahlkampf ist für uns die Schlimmste, weil man da fast nichts mehr ändern kann".
Stauss, der zu den bekanntesten Wahlkampfberatern Deutschlands gehört, macht seit 30 Jahren Kampagnen – meist für die SPD, bei der Stauss auch Mitglied ist. Allerdings, erzählt er, habe er auch schon für Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen und der FDP sowie vor einigen Jahren auch eine ganze Kampagne für die österreichische ÖVP entwickelt. Zwar habe er gewisse politische Leitlinien, aber grundsätzlich sei er als Campaigner in erster Linie Dienstleister und eben nicht Politiker, sagt Stauss: “Wir sind Berater. Wir hängen nicht auf den Plakaten. Meine Karriere hängt nicht vom Wahlabend ab.”
Die Plakate und Slogans und die Fokussierung auf diesen einen Tag der Wahrheit, sagt Stauss, habe ihn schon sehr früh begeistert. “Ich wusste mit 12, dass ich Wahlkämpfe machen will – ich kann versichern, dass ist ein sehr einsames Hobby für ein Kind” sagt Stauss. Heute habe er in Wahlkämpfen selten Feierabend, doch er und sein Ehemann hätten sich daran gewöhnt. “Da gibt es keine Entspannung. Aber es gibt Atemtechniken, um damit umzugehen.”
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