RWE-Chef Krebber zur Energiewende: „Kernenergie ist kein guter Partner der Erneuerbaren“
Dec 6, 2024
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Markus Krebber, CEO von RWE und Experte in der Energiewirtschaft, untersucht die Herausforderungen der Energiewende nach einem extremen Stromausfall in Deutschland. Er diskutiert die Notwendigkeit, Kraftwerksbetreiber für Kapazitäten zu bezahlen, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Krebber vergleicht dieses Modell mit Feuerwehrdiensten. Zudem geht es um die Rolle erneuerbarer Energien, die Herausforderungen der Wasserstoffwirtschaft und innovative Ansätze wie schwimmende Offshore-Windparks für die Zukunft der Energieversorgung.
Die Energiewende erfordert ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell, das gesicherte Leistungen für Krisenzeiten gewährt, um die Versorgungssicherheit zu verbessern.
Krebber betont die Notwendigkeit eines klaren Vergütungsmodells zur Förderung der Energieerzeugung, unabhängig von Wetterbedingungen und Auslastung.
Technologische Innovationen, insbesondere in Speicherlösungen, sind entscheidend für die Optimierung des Energiesystems und die Stabilisierung der Energiepreise.
Deep dives
Wirtschaftlichkeit der Energiewende
Die Energiewende muss auf einem wirtschaftlich tragfähigen Geschäftsmodell basieren, um langfristig erfolgreich zu sein. Es ist wichtig, sich weniger auf Detailsteuerung und Überregulierung zu verlassen, da dies die Prozesse verlangsamen und verteuern kann. Laut dem CEO von RWE benötigen wir ein klares Vergütungsmodell, um die gesicherte Leistung zu fördern, die in Krisenzeiten benötigt wird. Ein gut funktionierendes Energiesystem sollte Marktmechanismen besser integrieren und die Bürokratie reduzieren, um Investitionen anzuziehen.
Strommarkt und Herausforderungen
Die Abhängigkeit vom Wetter und dunklen Flauten hat die Versorgungssicherheit des deutschen Strommarktes in Frage gestellt. Ein prägnantes Beispiel ist der 6. November, an dem der Strompreis aufgrund einer unzureichenden Erzeugung aus Erneuerbaren Energien stark anstieg. Um zukünftige Engpässe zu vermeiden, ist es wichtig, sich auf gesicherte Leistungen zu konzentrieren und geeignete Kapazitäten für die Versorgung zu schaffen. Das aktuelle System lässt nur begrenzt Reserven zu, was bedeutet, dass die Netzbetreiber auch auf stillgelegte Kraftwerke zurückgreifen müssen.
Bürokratie und politische Rahmenbedingungen
Eine funktionierende Energiewende erfordert eine klare politische Rahmenstruktur, damit Unternehmen effektiv agieren können. Viele Nachbarländer haben bereits Kapazitätsmärkte eingerichtet, die sich als kosteneffizient erweisen. In Deutschland hingegen fehlen entsprechende gesicherte Leistungsrahmen, was zu Unsicherheiten bei Investitionsentscheidungen führt. Ein schnelles Handeln seitens der Bundesregierung ist entscheidend, um die aktuellen Herausforderungen besser zu bewältigen.
Technologische Entwicklungen und Innovationskraft
Technologische Innovationen, insbesondere im Hinblick auf Speichertechnologien, könnten einen großen Beitrag zur Optimierung des Energiesystems leisten. Angesichts der Produktionsspitzen im Sommer stellt die Investition in Speicherlösungen einen profitablen Markt dar. Es gibt einen starken Anreiz für Unternehmen, in diese Technologien zu investieren, da sie helfen, die Energiepreise zu stabilisieren. Der Mangel an Anreizen für frühzeitige Speicherinvestitionen könnte jedoch den Ausbau der Erneuerbaren Energien behindern.
Zukünftige Märkte und internationale Wettbewerbsfähigkeit
Der deutsche Markt könnte durch die politischen Unsicherheiten und das Vertrauen in Technologien zur Energieerzeugung an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Während andere Länder, wie die USA, stark in saubere Technologien investieren und deren Nachfrage wächst, muss Deutschland aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Langfristig wird die Nachfrage nach grünem Strom steigen, was die Notwendigkeit verstärkt, eine kohärente Strategie zu entwickeln. Die Zusammenarbeit innerhalb der EU ist dabei unerlässlich, um wirtschaftliche Herausforderungen gemeinsam zu meistern und Innovationen voranzutreiben.
Am 6. November erlebte Deutschland eine sogenannte Dunkelflaute: es wehte so gut wie kein Wind und die Sonne schien kaum. Also standen die Windräder still und die Solarpanele produzierten keinen Strom. Ein Stresstest für die deutsche Stromversorgung und die Energiewende.
Könnte ein Wiedereinstieg Deutschlands in die Kernenergie befürchtete Versorgungsengpässe verhindern? Darüber diskutiert Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes mit RWE-Chef Markus Krebber in dieser Podcast-Folge.
Der CEO von Deutschlands größtem Stromerzeuger fordert stattdessen, dass die Betreiber von Kraftwerken, Batteriespeichern oder anderen nachhaltigen Energiequellen dafür bezahlt werden, dass sie Kapazitäten bereithalten – unabhängig davon, ob diese genutzt werden oder nicht.
Warum Krebber dieses Modell ausgerechnet mit der Feuerwehr vergleicht und was er damit meint, hören Sie in dieser Folge von Handelsblatt Disrupt.
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