

IM SPÄTEN MITTELALTER UND DER FRÜHEN NEUZEIT - Die Marketenderin
Die Marketenderin - bis heute ist sie mehr Mythos als reale Figur. Sie nahmen als Frauen am Krieg teil, etwa bei der Verwertung der Beute. Sie leisteten Care Arbeit, versorgten die Soldaten etwa mit Nahrungsmitteln und mit Kleidung - und gehörten daher immer mit zum Tross. Von David Boos (BR 2025)
Credits
Autor dieser Folge: David Boos
Regie: Christiane Klenz
Es sprachen: Xenia Tilling, Shenja Lacher
Technik: Moritz Herrmann
Redaktion: Nicole Ruchlak
Im Interview: Prof. Dr. Hiram Kümper, Lehrstuhl für Spätmittelalter und frühe Neuzeit
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2025
Besonderer Linktipp der Redaktion:
rbb: Der Bruch – Frauen zwischen Ost und jetzt
Von heute auf morgen ändert sich alles! Die Gesetze, die Regeln, das Leben. Was früher richtig war, ist heute falsch und umgekehrt. Ruth-Maria Thomas erzählt von ostdeutschen Frauen, die nach der Wiedervereinigung ihr Leben neugestalten mussten. Ihre oft unerzählten und ungewürdigten Erfahrungen sind heute relevanter denn je. ZUM PODCAST
Linktipps:
ARD (2025): WIE MENSCHEN FRÜHER REISTEN - Unterwegs sein im Mittelalter
Ob Pilger, Kreuzritter oder Handelsreisende: Die Menschen im Mittelalter waren - anders als landläufig bekannt - sehr mobil. Sich seinerzeit auf den Weg zu machen war indes meist kaum bequem - und nicht selten ein lebensgefährliches Unterfangen. ZUM PODCAST
WDR Zeitzeichen (2025): Ein Manifest gegen Frauenhass im Mittelalter: Christine de Pizan
Im Jahr 1405 wagt eine Frau in Paris das Unvorstellbare: Sie widerspricht. Christine de Pizans "Stadt der Frauen" ist ein Meilenstein feministischer Literaturgeschichte – die Ich-Erzählerin bekommt Besuch von drei vornehmen Damen. Sie heißen Vernunft, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. ZUM PODCAST
Alltag im Mittelalter: Eine Digital Story des Germanischen Nationalmuseums
Das Mittelalter folgt uns auf Schritt und Tritt. Wenn wir durch die Stadt gehen, auf die Uhr sehen, ein Buch aufschlagen oder eine Universität besuchen. Wie sehr uns die Zeit vor 500 Jahren bis heute prägt, zeigt die digitale Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums. Sie erforscht: Wie lebten, wohnten und arbeiteten die Menschen im Mittelalter? Welche Hoffnungen und Ängste hatten sie, was wussten sie über die Welt? ZUR AUSSTELLUNG
Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:
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Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
ERZÄHLERIN
17 Jahrhundert, eine Stadt irgendwo in Deutschland. Die Bewohner der Stadt sind in heller Aufregung, denn sie werden angegriffen. Sie kennen die Geschichte, die man sich über Belagerungen erzählt: Plünderungen, Brände, Mord und schlimmeres. Die Stimmung ist angespannt. Und dann kommen sie: Die Ritter, Söldner, Landsknechte. Männer, bereit jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellt. Ohne zu zögern erklimmen sie die Mauern und nehmen die Stadt ein.
ERZÄHLER
So zumindest stellen wir uns typische Szenen im 30-jährigen Krieg vor. Aber das ist mindestens ungenau. Denn erstens endeten Belagerungen nicht zwangsläufig mit dem heldenhaften Erstürmen einer Burg. Manchmal gaben die Belagerten schon davor auf und ließen die Belagerer freiwillig in die Stadt ziehen, in der Hoffnung, nicht geplündert zu werden. Und: Die Soldaten kamen bestimmt nicht alleine. Auch wenn das in vielen Darstellungen des Krieges oft ausgelassen oder vergessen wird: Die Heere im Dreißigjährigen Krieg bestanden nicht nur aus Soldaten und nicht nur aus Männern. Teil eines Regiments waren zum Beispiel auch Wagenmeister, Feldscherer, Diener, Trommler, Feldprediger und Marketenderinnen.
ERZÄHLERIN
Nicht nur Soldaten also, die in den Krieg zogen, sondern auch viele andere. Denn eine Armee muss nicht nur kämpfen, sondern vor allem versorgt werden. Und so sorgt der Regimentstrommelschläger für die Motivation, der Feldpriester fürs Seelenheil und die Marketenderin – sie sorgt, ja wofür? Der Historiker Professor Hiram Kümper ist Experte für das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit. Er lehrt an der Universität Mannheim.
O-TON Prof. Hiram Kümper
Die Marketenderin war die Logistikerin, die Versorgerin - also vor allem für Nahrungsmittel, Kleidung, das Ausbessern der Kleidung. Man muss sich ja vorstellen, die vormodernen Heere, da sind die Staaten in der Regel mit diesen Aufgaben, gerade wenn die Heerzüge größer und auch die Heere größer werden, vollkommen überfordert. Und die Marketenderinnen, das ist eben eine der Gruppen, die das tun. Es tun durchaus nicht nur Frauen, es tun auch Männer, aber an die Marketenderinnen erinnern wir uns irgendwie stärker.