Wie möchten Menschen in Deutschland sterben? Die Diskussion um das Sterben in vertrauter Umgebung und die Herausforderungen der Einsamkeit wird beleuchtet. Es werden Umfragen zu den Ängsten und Wünschen der Sterbenden präsentiert. Persönliche Erfahrungen und der Einfluss von Palliativmedizin auf die Begleitung von Sterbenden stehen im Mittelpunkt. Zudem wird die emotionale Rolle der Musik in der Erinnerung an geliebte Menschen erkundet.
Der Tod wird in der modernen Gesellschaft oft ausgeklammert, was zu einem Mangel an Verständnis und Vorbereitung auf die eigene Sterblichkeit führt.
Die Herausforderungen der Sterbebegleitung werden durch die Tatsache verstärkt, dass immer mehr Menschen allein und nicht im familiären Umfeld sterben.
Deep dives
Die Realität des Sterbens in Deutschland
In Deutschland sterben jährlich über 1.000 Menschen, was alle 30 Sekunden einen Todesfall bedeutet. Dieser Prozess wird von vielen in der Gesellschaft kaum wahrgenommen, da der Tod häufig zunächst nur die direkt Betroffenen betrifft. Experten betonen, dass die Akzeptanz des Sterbens und der Tod oft aus dem Alltag ausgeklammert wird, was zu einem mangelnden Verständnis und einer Vorbereitung auf die eigene Sterblichkeit führt. Die Herausforderungen der Sterbebegleitung werden verschärft durch die statistische Realität, dass immer mehr Menschen in Krankenhäusern sterben, anstatt zu Hause im Kreise ihrer Lieben.
Hospizversorgung und das Outsourcing des Todes
Die Hospizversorgung in Deutschland ist noch unzureichend und spiegelt die moderne Tendenz wider, den Tod und das Sterben aus dem familiären Umfeld auszulagern. Während das Pflegepersonal in Hospizen hervorragende Arbeit leistet, hat die Gesellschaft gelernt, das direkte Erlebnis von Tod und Sterben anderen zu überlassen und dabei ihre eigenen emotionalen Reaktionen zu minimieren. Diese Praxis wird als notwendig erachtet, da viele Angehörige schon mit den Anforderungen des Alltags und der eigenen Familie überfordert sind. Es gibt eine wachsende Diskussion darüber, wie man Sterbenden ein ebenso würdevolles Sterben in familiären Kontexten ermöglichen kann, ohne dass Angehörige dabei überlastet werden.
Emotionale Herausforderungen der Sterbebegleitung
Die emotionalen Aspekte der Sterbebegleitung sind sowohl für die Sterbenden als auch für ihre Angehörigen enorm belastend. Viele Menschen, wie Wolfgang, der im Hospiz ist, müssen lernen, mit ihrer Sterblichkeit umzugehen und ihre letzte Phase des Lebens im Einklang mit sich selbst zu akzeptieren. Der Druck, in solch schwierigen Zeiten Unterstützung zu leisten, kann für Angehörige überwältigend sein, vor allem, wenn sie sich gleichzeitig mit den eigenen Ängsten und Schmerzen auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig ist die Vorstellung, allein zu sterben oder keinen geliebten Menschen zur Seite zu haben, für viele eine der größten Ängste, die die Diskussion um gute Sterbebegleitung prägt.
Wie willst Du mal sterben? Für Daniela ist klar: zu Hause, umgeben von geliebten Menschen, bestenfalls ohne Schmerzen. Doch die meisten von uns sterben nicht in gewohnter Umgebung - und leider immer öfter auch allein.
Wo und wie möchten die Menschen in Deutschland sterben? Was sind ihre größten Ängste in Bezug auf das Lebensende? Alle fünf Jahre erhebt der Deutsche Hospiz- und Palliativverband die Einstellungen und das Wissen der Deutschen über das Sterben und den Tod. Umfrage: Sterben in Deutschland - Wissen und Einstellungen zum Sterben (DHPV, 2022): https://www.dhpv.de/files/public/Presse/2022_BevBefragung_2022_Ergebnisse_lang.pdf
Wie können wir Sterbende besser versorgen und Angehörige besser unterstützen? Das hat das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung untersucht. Die Erhebung zeigt, welche Herausforderungen bei der Betreuung älterer Menschen am Lebensende auf jeden Einzelnen und unsere Gesellschaft zukommen. Studie: Auf ein Sterbenswort - Wie die alternde Gesellschaft dem Tod begegnen will (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, 2020): https://www.berlin-institut.org/fileadmin/Redaktion/Publikationen/PDF/BI_Auf-ein-Sterbenswort_Online_201005.pdf