Nico Semsrott, ein Satiriker und ehemaliger Abgeordneter des Europäischen Parlaments, teilt seine Frustrationen über politische Intransparenz und Machtmissbrauch. Er diskutiert seine Erfahrungen im Parlament und die Diskrepanz zwischen politischen Erwartungen und realen Herausforderungen. Humor als Mittel zur gesellschaftlichen Kontrolle und die Bedeutung von Engagement in der Politik werden ebenfalls beleuchtet. Trotz aller Enttäuschungen bleibt Semsrott optimistisch und sieht die EU als wertvolle Idee.
Nico Semsrott beschreibt seine Erfahrungen im Europaparlament als frustrierend, besonders aufgrund der Intransparenz und der fehlenden Rechenschaftspflicht der Abgeordneten.
Trotz aller Herausforderungen ermutigt Semsrott die Wähler, an den Europawahlen teilzunehmen, da er die EU als positives Experiment der Zusammenarbeit betrachtet.
Deep dives
Der Weg ins Europaparlament
Der Gast des Gesprächs ist ein bekannter, ungewöhnlicher Politiker, der über seine Entscheidung spricht, ins Europaparlament einzutreten. Diese Entscheidung war für ihn nicht als Karriere gedacht, sondern als experimenteller Ansatz, um durch Humor und Satire politischen Diskurs zu fördern. Bei der Bundestagswahl 2017 wurde er als Spitzenkandidat seiner Partei gewählt und wollte nicht nur eine Stimme im Parlament haben, sondern auch Nichtwähler mobilisieren. Sein Wahlkampfmotto zielte darauf ab, Menschen zu überzeugen, die Partei zu wählen, indem er humorvolle Inhalte in seine politischen Botschaften integrierte.
Die Herausforderungen des politischen Alltags
Der Politiker schildert die Herausforderungen, die mit seiner neuen Rolle im Europaparlament verbunden sind, und erkennt, dass er sich auf sehr ungeschütztes Terrain begibt. Die Bürokratie, die er zu bewältigen hat, sowie die immense Erwartungshaltung an seine Person stellen eine große psychische Belastung dar. Zunächst war er von seiner Position begeistert, stellte aber schnell fest, dass der politische Alltag oft von Monologen geprägt ist und echte Diskussionen erschwert werden. Das Zusammenspiel der Sprache und der unterschiedlichen Kulturen im Parlament sind weitere Faktoren, die den Austausch und die Zusammenarbeit immer wieder erschweren.
Frustration über Intransparenz
Ein zentrales Thema ist die Frustration über die Intransparenz und das Machtspiel im politischen System. Der Politiker beschreibt, wie Abgeordnete durch Wahlgesetzgebung und interne Regelungen der Selbstkontrolle entkommen und somit wenig zur Rechenschaft gezogen werden. Die Scheintransparenz, die er erlebt, lässt ihn daran zweifeln, ob die geltenden Regeln zur Kontrolle von Nebeneinkünften und -tätigkeiten tatsächlich dazu dienen, klar und fair zu sein. Dies führt zu der Erkenntnis, dass der Mangel an Kontrolle auch zu Machtmissbrauch und Korruption innerhalb des Parlaments beitragen kann.
Die Macht der Wähler
Trotz der negativen Erfahrungen ermutigt der Politiker die Wähler, an den nächsten Europawahlen teilzunehmen. Er betrachtet die EU als ein positives Experiment der Zusammenarbeit, das durch gesellschaftliches Engagement und Wahlparticipation gefördert werden sollte. Selbst wenn die Menschen sich machtlos fühlen, sieht er die Teilnahme an Wahlen als einen wichtigen Schritt, um konstruktiven Protest auszudrücken. Letztendlich sieht er es als seine Verantwortung, sich erneut der Öffentlichkeit zu stellen und zu reflektieren, was seine parlamentarische Rolle bewirken kann.
“Ich hatte am Anfang diese größenwahnsinnige Idee, mit fünf, sechs Leuten aus dem europäischen Parlament quasi eine Show zu machen”, sagt Nico Semsrott, 38, Satiriker und aktuell noch Abgeordneter des Europäischen Parlaments im Podcast Frisch an die Arbeit. “Kleiner ging es für mich nicht.”
2019 wurde Semsrott, der zuvor als Kabarettist und Comedian aufgetreten war, ins Europäische Parlament gewählt. Damals als Kandidat der Satire-Partei Die Partei, aus der er jedoch im Januar 2021 ausgetreten ist. Seine Amtszeit im EU-Parlament ist nun fast vorbei. Über seine Zeit als Parlamentarier hat er vor Kurzem das Buch Brüssel sehen und sterben – Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe veröffentlicht.
“Die größte Frustration ist für mich, dass Mächtige so tun, als ob sie sich selbst kontrollieren”, sagt Semsrott. Doch das stimme nicht. So würden beispielsweise viele Kosten der Parlamentarier ohne jeden Beleg erstattet, und Nebeneinkünfte und finanzielle Zuwendungen müssten kaum offengelegt werden.
Im Podcast erzählt Semsrott, wie er als Abgeordneter an seinem eigenen Anspruch scheiterte, warum er während seiner Zeit in Brüssel überhaupt keine privaten Kontakte pflegte – und weshalb er die Europäische Union trotz allem für eine super Idee hält.
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