Alina Bronsky, geboren in der Sowjetunion und erfolgreiche Schriftstellerin, spricht über ihr neues Buch "Barbara stirbt nicht". Sie erzählt die tragisch-komische Geschichte eines alten Mannes, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird, während sie auch über ihr Aufwachsen und den kreativen Schreibprozess reflektiert. Zudem erkundet sie die Verbindung von Traurigkeit und Humor in Erzählungen und thematisiert die Herausforderungen des Alterns sowie die Darstellung älterer Charaktere in der Literatur.
Alina Bronsky thematisiert in ihrem Buch die Herausforderungen des Lebens und die Bedeutung von Hoffnung trotz tragischer Umstände.
Die Beziehung zwischen Walter und Barbara offenbart die Schwierigkeiten der Identität und des gesellschaftlichen Wandels in einer migrantischen Lebensrealität.
Deep dives
Der ungewöhnliche Titel und seine Bedeutung
Der Titel des Buches „Barbara stirbt nicht“ sorgt für Aufmerksamkeit und regt die Leser zum Nachdenken an. Er kann als Versprechen interpretiert werden, das Alina Bronski ernst nimmt, da sie sich darüber im Klaren ist, dass Titel Erwartungen wecken. Diese duale Bedeutung des Titels eröffnet verschiedene Interpretationen und spricht die grundlegenden Themen von Leben, Tod und der menschlichen Erfahrung an. Indem der Titel humorvoll und gleichzeitig ernst ist, vermittelt er die Botschaft, dass trotz schwieriger Themen auch Raum für Hoffnung und Positives existiert.
Der Charakter Walter Schmidt
Walter Schmidt, der Protagonist des Buches, repräsentiert den archetypischen Durchschnittsdeutschen der älteren Generation. Er ist ein 70- bis 80-jähriger Mann, der, nachdem seine Frau Barbara zusammenbricht, gezwungen ist, sich um den Haushalt und das tägliche Leben zu kümmern. Diese neue Rolle stellt ihn vor enorme Herausforderungen, da er in gewohnten Mustern gefangen ist und die Dynamik seines Lebens dramatisch verändern muss. Walter zeigt, wie wichtig es ist, sich in schwierigen Zeiten zusammenzuraufen, auch wenn dies nicht immer einfach ist.
Die Beziehung zwischen Walter und Barbara
Mir wird klar, dass die Beziehung zwischen Walter und Barbara über die Jahre von Routine geprägt ist, und dass Walter nun mit der plötzlichen Veränderung in ihrem Leben umgehen muss. Ihre Ehen sind über 52 Jahre alt und waren eher von Vernunft als von Leidenschaft geprägt. Walter kämpft damit, Barbara gerecht zu werden, während er gleichzeitig seine eigenen Emotionen und das Bedürfnis nach Zuneigung ignoriert. Diese Dynamik wird durch Walters unwillkommene Einsamkeit und die Tatsache verstärkt, dass er ohne Barbara in der Küche völlig verloren ist.
Gesellschaftskritik und Identität
Das Buch thematisiert auch soziale Fragen und Identität, insbesondere in Bezug auf Walter und Barbaras Migrationserfahrungen. Bald wird deutlich, dass Walter den Eindruck hat, sein Deutschsein verteidigen zu müssen, was zeigt, dass er mit Vorurteilen und rassistischen Vorstellungen kämpft. Dies wird durch die Interaktionen mit seinen Kindern verdeutlicht, die in verschiedenen gesellschaftlichen Mustern leben und nicht den Erwartungen ihres Vaters entsprechen. So wird die gewohnte Welt von Walter zunehmend auf den Kopf gestellt und zwingt ihn zur Auseinandersetzung mit seinen hauseigenen Abneigungen und Vorurteilen.
In dieser Ausgabe von "Besser lesen mit dem FALTER" ist die Autorin Alina Bronsky bei Petra Hartlieb zu Gast. Ihr neues Buch "Barbara stirbt nicht" erzählt eine tragisch-komische Geschichte von einem alten Mann, dessen Welt plötzlich Kopf steht, weil seine Frau nicht mehr aufsteht. Bevor sie einen Ausschnitt aus ihrem neuen Buch vorliest, spricht Bronsky über ihr Aufwachsen in der Sowjetunion und ihren Schreibprozess. Abschließend hat Katharina Kropshofer noch zwei Buchtipps aus der FALTER-Redaktion mitgebracht.
Zu den Büchern:
"Barbara stirbt nicht" von Alina Bronsky: https://shop.falter.at/detail/9783462000726/barbara-stirbt-nicht
"All we can save" von Ayana Elizabeth Johnson und Katharine Wilkinson: https://www.allwecansave.earth/anthology
"Das Ministerium für die Zukunft" von Kim Stanley Robinson: https://shop.falter.at/detail/9783453321700/das-ministerium-fuer-die-zukunft