Ist China der Klimasünder Nummer eins – oder Vorreiter der Energiewende?
Dec 3, 2024
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Belinda Schäpe, China-Analystin beim Centre for Research on Energy and Clean Air, diskutiert Chinas ambivalente Rolle im Klimaschutz. Sie erklärt, dass China 30 Prozent der globalen CO2-Emissionen verursacht, gleichzeitig aber auch weltweit führend bei der Umsetzung erneuerbarer Energien ist. Schäpe beleuchtet, wie Chinas Subventionen und Innovationen den Energiesektor vorantreiben und welche Lektionen Deutschland daraus lernen kann. Der komplexe Spagat zwischen Klimaschutz und Wirtschaftswachstum wird ebenfalls thematisiert.
China ist zwar der größte Emittent von CO2 weltweit, zeigt jedoch gleichzeitig das schnellste Wachstum erneuerbarer Energien auf globaler Ebene.
Die chinesische Regierung spielt eine entscheidende Rolle beim seitherigen Ausbau erneuerbarer Energien durch langfristige politische Planung und finanzielle Subventionen.
Deep dives
Chinas Rolle als Hauptverursacher von CO2-Emissionen
China ist der größte Emittent von CO2-Emissionen weltweit und verantwortlich für 30 Prozent des globalen Ausstoßes. Interessanterweise hat China in den letzten zehn Jahren allein 90 Prozent des Anstiegs der globalen Emissionen verursacht. Dieses erschreckende Bild des Klimasünders wird jedoch durch die Tatsache gemildert, dass China auch die Größte Anzahl an erneuerbaren Energieprojekten realisiert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist entscheidend, da er zeigt, dass ohne Chinas Beteiligung an der Energiewende umfassende Fortschritte im globalen Klimaschutz nur schwer möglich sind.
Schneller Ausbau erneuerbarer Energien in China
Kein Land der Welt baut erneuerbare Energien schneller aus als China, das inzwischen jährlich doppelt so viel an Wind- und Solarkraft installiert wie der Rest der Welt zusammen. In den ersten neun Monaten eines Jahres hat China in der neuen Solarkapazität so viel hinzugefügt wie die gesamte Kapazität von Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien zusammen. Dies ist das Ergebnis langfristiger politischer Planung und umfassender Investitionen der chinesischen Regierung in erneuerbare Technologien. Laut Schätzungen wird erwartet, dass bis 2030 60 Prozent der globalen erneuerbaren Energien aus China stammen werden.
Der Einfluss von Politik und Subventionen auf den Energiesektor
Die chinesische Regierung spielt eine zentrale Rolle im Ausbau erneuerbarer Energien durch klare politische Zielsetzungen und Subventionen. Unternehmen profitieren von günstigen Landangeboten und direkten Förderungen, was den Wettbewerb unter den Firmen ankurbelt. In China gibt es einen intensiven Wettbewerb, denn Unternehmen, die im nationalen Markt bestehen können, haben auch gute Chancen auf den internationalen Märkten. Diese Dynamik führt zu einer hohen Innovationsrate, die entscheidend für den Fortschritt im Energiesektor ist.
Kohlenutzung und die Herausforderung der Klimaziele
Trotz des massiven Ausbaus erneuerbarer Energien bleibt China stark von Kohlekraft abhängig, da diese günstig und reichlich vorhanden ist. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche neue Kohlekraftwerke genehmigt, was Befürchtungen hinsichtlich des Klimaschutzes aufwirft. Obwohl es Fortschritte gibt und der Bau neuer Kohlekraftwerke in letzter Zeit zurückgegangen ist, bleibt unklar, wie China der Herausforderung begegnen will, seine Kohlenutzung nach 2025 zu reduzieren. Langfristig ist die Balance zwischen der energetischen Selbstversorgung und der Verringerung von Emissionen entscheidend für Chinas künftige Rolle im globalen Klimaschutz.
China ist Teil des Problems – und Teil der Lösung. Denn kein anderes Land verursacht so viele Emissionen des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids. Die Volksrepublik steht für 30 Prozent der globalen CO2-Emissionen – und hat gerade so viele neue Kohlkraftwerke genehmigt wie seit vielen Jahren nicht mehr.
Gleichzeitig setzt kein anderes Land der Welt die Energiewende schneller um. „China baut mittlerweile jedes Jahr doppelt so viel an Wind- und Solarkraft aus wie der Rest der Welt zusammen“, erklärt China-Analystin Belinda Schäpe. Sie arbeitet für das finnische Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA), eine Umwelt-Denkfabrik aus Helsinki.
Wie passt die schnelle grüne Wende zu dem Ausbau von Kohlekraftwerken? Und was kann Deutschland von der chinesischen Energiewende lernen? Das bespricht Handelsblatt-Redakteur Michael Scheppe in der aktuellen Folge des Podcasts Green & Energy mit Expertin Schäpe.
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