Ein Podcast über die Geschichte und Unabhängigkeit der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Behandelt werden politische Intrigen, Chorgesang als nationale Identität, Widerstand der Waldbrüder, die Baltische Kette zur Unabhängigkeit und die Vereinigung der baltischen Länder. Auch digitale Plattformen in Schulen werden diskutiert.
Die Menschenkette von Tallinn bis Vilnius zeigt den gemeinsamen Kampf der Baltischen Länder um Unabhängigkeit.
Die baltische Region hat eine vielschichtige Geschichte geprägt von verschiedenen Kulturen und Machtinteressen.
Sängerfeste in Estland und Lettland stärkten die nationale Identität und dienten als Symbol des Widerstands.
Deep dives
Der baltische Weg zur Freiheit
Am 23. August 1989 bildete sich eine Menschenkette von Tallinn über Riga bis Vilnius, um gegen die sowjetische Besatzung zu demonstrieren. Die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen vereinten sich, um ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Die baltische Menschenkette wurde weltbekannt und ist als der "baltische Weg" in die Geschichte eingegangen.
Ursprünge und Entwicklung des Baltikums
Das Baltikum, bestehend aus Estland, Lettland und Litauen, erlebte über Jahrhunderte hinweg wechselvolle politische und kulturelle Veränderungen. Von den ersten Siedlungsgruppen um 10.000 v. Chr. bis zur Bildung der baltischen Völker wie den Ästen und Litauern. Die Region war geprägt von unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Machtinteressen verschiedener Herrscher.
Die Rolle der Sängerfeste in der baltischen Identitätsbildung
Die Sängerfeste in Estland und Lettland spielten eine zentrale Rolle bei der nationalen Identitätsbildung. Durch den Chorgesang entstand ein gemeinsames Bewusstsein und Widerstand gegen Besatzer. Trotz Verbote während der sowjetischen Besatzungszeit bewahrten die Sängerfeste die kulturelle Tradition und dienten als Symbol des Zusammenhalts und des Freiheitsstrebens.
Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die Besetzung der baltischen Staaten
Der Molotow-Ribbentrop-Pakt ebnet den Weg für den Zweiten Weltkrieg, gefolgt von der Besetzung Polens und später Estlands, Lettlands und Litauens durch deutsche und sowjetische Truppen. Während Massendeportationen und systematische Ermordungen die jüdische Bevölkerung stark dezimieren, entstehen auch Partisanengruppen, wie die Waldbrüder, die sich gegen die Besatzer zur Wehr setzen. Die deutsche Besatzung fordert über 200.000 jüdische Opfer in den baltischen Staaten und hinterlässt bleibende Wunden in der Region.
Die baltischen Staaten nach der Unabhängigkeit und das Streben nach Freiheit
Nach der Unabhängigkeit haben sich die baltischen Staaten zu politisch stabilen Demokratien entwickelt. Diese Länder sind auch wirtschaftlich blühend und werden von deutschen Unternehmen bevorzugt. Estland plant, bis 2030 fossilunabhängig zu sein, und die baltischen Länder sind Vorreiter in verschiedenen Sektoren, einschließlich der IT. Die baltischen Staaten bieten auch kulturelle Schätze, moderne Entwicklungen und beeindruckende Landschaften, die Touristen und Politiker aus aller Welt anziehen.
Verbindung zwischen Eltern, Schülern und Schule über digitale Plattform, umweltschonende Reisemöglichkeit in die baltischen Staaten und Einladung zur Interaktion
Este? Lette? Litauer? Oder Balte? Wenn man die Menschen in den drei baltischen Staaten nach ihrer nationalen Identität fragt, bekommt eine ziemlich eindeutige Antwort: Este, Lette oder Litauer natürlich! Trotzdem sehen viele im Rest Europas und der Welt in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen eine historische, politische und geographische Einheit. Doch Esten haben sprachlich mit den Litauern nichts zu tun. Die Litauer wiederum hatten im Gegensatz zu Estland und Lettland über Jahrhunderte eine ganz eigene Geschichte. Zwangsweise geeint wurden sie zum ersten Mal im russischen Zarenreich Ende des 18. Jahrhunderts. Und nach dessen Niedergang und einer kurzen Zeit der Unabhängigkeit wurden sie im Zweiten Weltkrieg erst von der Sowjetunion, dann von den deutschen Truppen besetzt und schließlich nach Kriegsende zu Sowjetrepubliken erklärt. Mitte der 1980er Jahre bahnte sich dann der Zerfall der Sowjetunion an, und in allen baltischen Staaten wuchsen die Unabhängigkeitsbewegungen. Am 23. August 1989 gingen die Bilder von der „Singenden Revolution“ um die Welt, als über eine Strecke von mehr als 600 Kilometern eine Menschenkette das estnische Tallinn, das lettische Riga und das litauische Vilnius verband. Esten, Letten und Litauer standen friedlich singend auf gegen die Sowjetherrschaft und erreichten Anfang der 1990er Jahre ihre Unabhängigkeit. Seit 2004 sind sie Mitglieder der Europäischen Union und der NATO. Ein Podcast über die Kraft des Gesangs, deutsche Kreuzritter, aufständische Waldbrüder und die Frage: Warum funktioniert es in allen drei Ländern mit der Digitalisierung eigentlich besser als bei uns?
Gesprächspartner*innen:
Epp Annus
Karsten Brüggemann
Daniel Kaszeta
Ruth Leiserowitz
Valdis Muktupāvels
Albinas Pilipauskas
Literatur:
Angermann, Norbert u. Karsten Brüggemann (2021): Geschichte der baltischen Länder.
Annus, Epp (2014). Layers of Colonial Rule in the Baltics: Nation-Building, the Soviet rule and the Affectivity of a Nation.
Annus, Epp (2017): Soviet Postcolonial Studies. A view from the Western Borderlines.
Annus, Epp (2018): Between arts and politics: A postcolonial view on Baltic cultures of the Soviet era.
Brüggemann, Karsten (2006): „Wir brauchen viele Geschichten" Estland und seine Geschichte auf dem Weg nach Europa? in: GegenErinnerung.
Demm, Eberhard (2000): Die Unabhängigkeitserklärung vom 16. Februar 1918. Ein nationaler Mythos der Litauer.
Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. (2023): Wirtschaftsprofil Baltische Staaten Estland | Lettland | Litauen.
Einetter, Raphael (2013): Die Singende Revolution Die baltische Unabhängigkeitsbewegung 1986/1991.
Ellis, Joseph M. (2022): Russian Disinformation: The Forest Brothers, Baltic Resistance, and NATO.
Hoerschelmann, D.F. (1896): Andreas Knopken, der Reformator Rigas.
Kaszeta, Dan (2023): The Forest Brotherhood Baltic Resistance against the Nazis and Soviets.
Tauber, Joachim (2021): Sommer 1941: Juden aus dem Baltikum fliehen um ihr Leben. In: Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa.