im Gespräch mit Dr. Markus Strobel - Gründer imu Augsburg & integraler Spiritus Rector
Jan 7, 2025
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Dr. Markus Strobel, Gründer des IMU Augsburg, ist Experte für integrale Sichtweisen auf Organisationen und Gesellschaften. Im Gespräch beleuchtet er, wie komplexe Wahrnehmungen das Interagieren erschweren, und wie eine integrale Perspektive Vertrauen in Teams fördern kann. Er erklärt, dass emotionales Verständnis und unterschiedliche Sichtweisen zentrale Elemente für persönliches Wachstum sind. Zudem diskutiert er die Herausforderungen von Enttäuschungen in Teams und die Notwendigkeit von Reflexion in dynamischen Arbeitsumgebungen.
Das integrale Modell fördert das Verständnis komplexer menschlicher Interaktionen und hilft, unterschiedliche Perspektiven in Organisationen zu integrieren.
Ambiguität in modernen Organisationen sollte als Chance für kreative Lösungen betrachtet werden, um effektiver auf Herausforderungen zu reagieren.
Die individuelle Bewusstseinsentwicklung ist entscheidend für bessere Entscheidungsfindungen und fordert Führungskräfte auf, verschiedene Sichtweisen aktiv zu berücksichtigen.
Deep dives
Metaperspektive für Verständnis
Das integrale Modell bietet eine wertvolle Metaperspektive, um die Komplexität menschlichen Lebens und Interagierens zu verstehen. Jeder Mensch nimmt aufgrund seiner individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten nur bestimmte Aspekte der Realität wahr, wodurch unterschiedliche Sichtweisen entstehen. In Organisationen kann dies zu Missverständnissen und Spannungen führen, wenn die Beteiligten nicht erkennen, dass ihre Perspektiven nur einen Teil des Ganzen darstellen. Durch die Anerkennung und Integration verschiedener Sichtweisen können Vertrauen und Zusammenarbeit gefördert werden statt Konflikte und Silos zu schaffen.
Komplexität als Potenzial
Ambiguität und Komplexität sind Herausforderungen, die in modernen Organisationen zunehmend präsent sind, aber sie bieten auch das Potenzial für Wachstum und Entwicklung. Markus Strobl, ein Experte für Organisationsentwicklung, betont, dass es wichtig ist, diese Unsicherheiten nicht als Chaos, sondern als Chancen für kreative Lösungen zu betrachten. Ein integraler Ansatz ermutigt die Menschen, neue Dynamiken zu erkennen und zu verstehen, anstatt in alten Denkmustern zu verharren. Durch diese Haltung können Teams besser auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und innovative Lösungen entwickeln.
Erweiterung des Bewusstseins
Die individuelle und kollektive Bewusstseinsentwicklung spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Entscheidungsfindung in Organisationen. Es ist essenziell, dass Führungskräfte ihre eigenen Sichtweisen und die ihrer Teammitglieder bewusst erkennen, um effektiver handeln zu können. Ein erweitertes Bewusstsein fördert die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, anstatt in begrenzten, fixen Sichtweisen gefangen zu bleiben. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Gruppen klügere und fundiertere Entscheidungen treffen, die den komplexen Anforderungen der heutigen Zeit gerecht werden.
Umgang mit Enttäuschungen
Enttäuschungen sind oft Teil des Veränderungsprozesses in Organisationen und sollten als wertvolle Lerngelegenheiten betrachtet werden. Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, kann dies zunächst frustrierend sein, bietet jedoch die Chance, tiefere und wichtigere Fragen aufzuwerfen, die möglicherweise im Alltag nicht angesprochen werden. Es ist entscheidend, dass Teams lernen, solche Spannungen als Teil komplexer Interaktionen zu akzeptieren und produktiv mit ihnen umzugehen. Diese Reflexion kann dazu führen, dass die Organisation ein besseres Verständnis ihrer kollektiven Dynamiken und Bedürfnisse entwickelt.
Lernen in dynamischen Umfeldern
Die Fähigkeit, kontinuierlich zu lernen und sich anzupassen, ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Organisationen. In einer Welt voller Unsicherheiten ist es weniger wichtig zu wissen, wie man Probleme sofort löst, als vielmehr, wie man gemeinsam an den Fragen arbeitet, die die Organisation wirklich bewegen. Durch eine Kultur des Lernens und der Reflexion kann eine Organisation ihre Kapazität für Veränderung und Anpassung erheblich erhöhen. So kann der Fokus von kurzfristigen Lösungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung verschoben werden, die langfristig erfolgreich ist.
Mit Markus spreche ich über die integrale Sicht auf die Welt und der "Dinge und Phänomene", die wir u.a. in Gesellschaften und Organisationen so passieren und zu beobachten sind.
Ein sehr großes Thema und gleichzeitig wird es ganz pragmatisch und anwendbar. Denn wer Markus schon erlebt hat, der weiß, dass es kaum jemanden gibt der mit seinen präzisen Worten, vermeintlich komplexe Sachverhalte, so "einfach und berührend" auflöst, dass man (zumindest geht es mir so) die ganze denkt..."ah stimmt" und innerlich nickt.....
Ein paar Snippets und food for thought:
...das Leben ist unheimlich reichhaltig und jeder entwickelt ja bewusst und zum großen Teilen auch unbewusst sein eigenes Konzept vom Leben, von Arbeit, von Gesellschaft etc. und das macht das Interagieren miteinander immer schwieriger und komplexer, das Integrale ist eine Metaperspektive, die in Zeiten von hoher Fragmentierung zur Synchronisierung beitragen kann.
...es kann dabei unterstützen, dass Menschen bspw. in Organisation sich weniger darauf konzentrieren, nur noch das energieraubende ihrer Unterschiedlichkeit zu verstärken und sich darin zu verlieren als es als Bereicherung zu verstehen und zu nutzen
...wir versuchen häufig alles immer „mental machen zu wollen“, und das ist ja nur ein Perspektive, sicher eine ganz wichtige, aber nur eine Perspektive und wenn wir dann in dieser nicht gefangen bleiben wollen, im Sinne von Leben ist das was ich nur logisch greifen kann, und deswegen will ich alles in eine 0/1-Logik bringen, weil sonst überfordert es mich bzw. ist es für mich nicht relevant
...wir brauchen nicht nur den Verstand, sondern Bewusstsein, das Denken bewusst macht...
...es geht um den Shift zu verinnerlichen, das Denken, Fühlen & Wollen quasi drei Prozesse oder Dimensionen sind, die in uns Menschen immer parallel und gleichzeitig ablaufen und es geht nicht darum, dass das eine besser oder schlechter ist, es geht darum das alle immer „wirken“ und unser Handeln und entscheiden beeinflussen
....und das Problem ist derzeit, dass wir alle er „gedacht werden“ und wir selbst auch mehr denken und dabei das Fühlen & Wollen eher ausblenden...und das Fühlen und Wollen findet ja trotzdem statt und dann kommen wir innerlich in Turbulenzen bzw. kostet es uns wahnsinnig viel Kraft...allein das kontinuierliche Ausblenden ist ja super anstrengend...