Allianz-Trade-Deutschlandchef: „Aus jeder Krise ist Deutschland stärker rausgekommen“
Apr 11, 2025
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Milo Bogaerts, Deutschlandchef von Allianz Trade und ehemaliger Euler Hermes-Manager, gibt spannende Einblicke in Deutschlands Exportpolitik. Er spricht über die Herausforderungen deutscher Unternehmen angesichts steigender Zölle und globaler Handelsrisiken. Besonders interessant ist seine Sicht auf die Exportbesessenheit der Deutschen als Niederländer. Zudem thematisiert er, wie Innovationskraft und die Rolle von Kreditversicherungen entscheidend für die Anpassung an Hochrisikomärkte sind. Persönliche Geschichten über seinen Karriereweg ergänzen das Gespräch.
Die unsicheren Zollpolitiken, insbesondere die von Donald Trump, erhöhen den Druck auf deutsche Exporteure und führen zu strategischen Anpassungen.
Der Fokus auf Schwellen- und Entwicklungsländer könnte deutschen Unternehmen neue Chancen bieten, während sie ihre Exportstrategien überdenken.
Kreditversicherungen haben an Bedeutung gewonnen, da Unternehmen in einer instabilen Wirtschaft vorsichtiger sind und Risiken absichern müssen.
Deep dives
Zollkonflikte und ihre Auswirkungen auf den Export
Die aktuellen Zollpolitiken, insbesondere die von Donald Trump, stellen für deutsche Exporteure erhebliche Herausforderungen dar, da die genauen Zollhöhen unklar sind. Es wird erwartet, dass die weltweiten Handelsströme sich grundlegend ändern, mit einer prognostizierten Reduktion des Handelsvolumens um etwa 44 Milliarden Euro. Diese Unsicherheiten können dazu führen, dass Unternehmen ihre Exportstrategien überdenken und alternative Märkte suchen, wobei Schwellen- und Entwicklungsländer potenziell an Bedeutung gewinnen. Die Verlagerung von Handelsströmen könnte auch Auswirkungen auf die Preise haben, die sich aufgrund hoher Zölle erhöhen könnten, was letztlich zu einem Rückgang des Konsums führen würde.
Die Rolle neuer Exportmärkte
In Anbetracht der geschaffenen Unsicherheiten durch die Zollpolitik müssen Unternehmen möglicherweise schneller neue Exportmärkte finden. Während Unternehmen aus China beispielsweise mehr nach Europa exportieren könnten, werden auch deutsche Exporteure ermutigt, sich stärker auf Schwellenländer zu konzentrieren. Diese Entwicklung birgt sowohl Risiken als auch Chancen, insbesondere in Märkten, die zuvor als weniger attraktiv galten. Eine zentrale Frage bleibt, wie Unternehmen die Balance zwischen Risiko und Chance finden, während sie sich an wechselnde wirtschaftliche Rahmenbedingungen anpassen.
Freihandel vs. Protektionismus
Der internationale Handel wird immer wieder durch Debatten über Freihandel und Protektionismus beeinflusst. Während Trump und andere Protektionisten argumentieren, dass inländische Produktionen gestärkt werden müssen, wird der Freihandel oft als effizient angesehen, da er es Ländern ermöglicht, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren. Die Diskussion über die Vor- und Nachteile des Freihandels zeigt, dass es nicht nur um comércio geht, sondern auch um soziale und wirtschaftliche Implikationen. Letztlich könnte jeder Versuch, den Freihandel einzuschränken, dazu führen, dass viele Volkswirtschaften unter den steigenden Preisen und dem reduzierten Angebot leiden.
Risiken in der Exportfinanzierung
Die Unsicherheiten am Markt haben auch einen direkten Einfluss auf die Nachfrage nach Exportfinanzierungen, da Unternehmen in einer instabilen Wirtschaft dazu neigen, vorsichtiger zu sein. Kreditversicherungen werden wichtiger, um Risiken abzufedern, was zu höheren Prämien führen kann, wenn die wirtschaftlichen Bedingungen sich verschlechtern. Versicherungsunternehmen wie Allianz Trade müssen daher flexibel auf die Marktveränderungen reagieren und ihre Datenanalyse optimieren, um Kunden die bestmöglichen Informationen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig hängt die Stabilität des Marktes auch von der Einschätzung der potenziellen Ausfälle ab, was eine präzise Analyse und den kontinuierlichen Austausch mit ihren Kunden erfordert.
Zukunftsausblick für die deutsche Exportwirtschaft
Die deutsche Exportwirtschaft sieht sich nicht nur aktuellen Herausforderungen gegenüber, sondern auch langfristigen Veränderungen in der globalen Wettbewerbslandschaft. Mittelstandsunternehmen, die oft auf Qualität und Innovation setzen, könnten sich als sehr resilient in Krisenzeiten erweisen und neues Wachstum generieren. Die Innovationskraft und die Fähigkeit, sich anzupassen, sind entscheidend für die Zukunft des deutschen Exports, insbesondere angesichts der zunehmenden Konkurrenz aus Ländern wie China. Dennoch bleibt die Überzeugung bestehen, dass Deutschland trotz aller Widrigkeiten weiterhin als Qualitätsanbieter auf dem internationalen Markt bestehen kann.
Jetzt stehen sie erst mal, die Zölle in die USA: 25 Prozent auf Autos, 10 Prozent auf alles andere – oder doch nicht? Oder noch viel mehr? Klar ist eigentlich nur eines: Exportieren macht nicht so richtig Spaß derzeit. Wie kompliziert die Lage wirklich ist – und wie Unternehmen damit umgehen, das dürfte Milo Bogaerts gut wissen.
Er ist Deutschlandchef von Allianz Trade, auch bekannt unter dem Namen Euler Hermes. Das Unternehmen kümmert sich um Exportgarantien und alles rund um die Finanzierung von Exporten. Wie turbulent sein Leben derzeit ist, wie er als Niederländer auf die seltsame Exportbesessenheit der Deutschen blickt und welchen Umgang mit US-Präsident Donald Trump er sich wünschen würde – das erzählt er Konrad Fischer.
Mitarbeit: Johannes Grote
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