Dekarbonisierung des Güterverkehrs: Das Gutachten der Wirtschaftsweisen im Praxischeck
Jun 4, 2024
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In dieser spannenden Diskussion teilen Knut Alicke, Partner bei McKinsey, Christoph Tripp, Professor für Handelslogistik, Frank Vorrath von Danfoss und Erik Wirsing von DB Schenker ihre Expertisen zur Dekarbonisierung im Güterverkehr. Sie sprechen über die Herausforderungen der deutschen Infrastruktur und die Notwendigkeit, Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Zudem werden innovative Antriebstechnologien wie batterieelektrische Lkw thematisiert und die Bedeutung politischer Maßnahmen hervorgehoben, um nachhaltigen Fortschritt zu gewährleisten.
Die Dekarbonisierung des Güterverkehrs erfordert signifikante Infrastrukturverbesserungen, um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen.
Die Notwendigkeit besserer Prognosetools wird deutlich, um Unternehmen bei der Planung und wirtschaftlichen Stabilität zu unterstützen.
Batterieelektrische Lkw werden als zukunftsträchtige Lösung für die Dekarbonisierung identifiziert, jedoch ist eine verbesserte Ladeinfrastruktur unerlässlich.
Deep dives
Frühjahrsgutachten und seine Bedeutung
Das Frühjahrsgutachten des Sachverständigenrates für Wirtschaft, erstmals in diesem neuen Format veröffentlicht, befasst sich mit der Konjunkturprognose für 2024 und 2025 sowie mit der Dekarbonisierung des Güterverkehrs. Es stellt fest, dass der Güterverkehr in Deutschland unter einem enormen Druck steht, um die Klimaziele zu erreichen, und diskutiert die Notwendigkeit von Infrastrukturverbesserungen. Die Veröffentlichung umfasst umfangreiche Statistiken und Analysen, die auf die Herausforderungen der Branche hinweisen, darunter die prekäre Infrastruktur, die dringend modernisiert werden muss. Diese Informationen sind für alle in der Logistik tätigen Personen von höchster Relevanz und bieten wertvolle Einblicke für zukünftige Gespräche oder Planungen.
Konjunkturprognose der Wirtschaftsweisen
Die Konjunkturprognose für die nächsten Jahre zeigt ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent in diesem Jahr und 0,9 Prozent im Jahr 2025, hat jedoch auch signifikante Abweichungen von früheren Prognosen aufgezeigt. Historisch lag der Sachverständigenrat in den Jahren 2014 bis 2016 recht nah an den tatsächlichen Wachstumsraten, während ab 2017 wiederholt größere Abweichungen auftraten. Diese Ungenauigkeit wirft Fragen darüber auf, wie solche Prognosen für Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt verwendet werden können, und es gibt einen dringenden Bedarf an besseren Prognosetools, die auch Wahrscheinlichkeitsbereiche berücksichtigen. Der Diskurs über die Notwendigkeit von besseren Vorhersagemethoden ist entscheidend für die Planung in Unternehmen und für die wirtschaftliche Stabilität.
Zustand und Finanzierung der Infrastruktur
Das Gutachten zeigt eine alarmierende Analyse des Zustands der deutschen Verkehrsinfrastruktur, die erhebliche Sanierungs- und Neubaumaßnahmen erfordert. Besonders betroffen sind Straßen und Brücken, die vielerorts in einem suboptimalen Zustand sind und in den nächsten Jahren aufgrund unzureichender Investitionen weiter gefährdet werden. Es wird gefordert, dass der Verkehrsetat nicht als Residualgröße im Haushalt betrachtet wird, sondern eine höhere Priorität erhält. Der Vergleich mit anderen OECD-Ländern verdeutlicht, dass Deutschland in den Verkehrsinfrafstruktur-Ausgaben im Mittelfeld liegt, was in Anbetracht der zentraleuropäischen Lage Deutschlands besonders beunruhigend ist.
Herausforderungen der Verlagerung auf die Schiene
Die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene bietet zwar Möglichkeiten zur Dekarbonisierung, aber das Gutachten zeigt, dass dies derzeit nur begrenzt realisierbar ist. Eine wichtige Kennzahl ist der hohe Anteil verspäteter Güterzüge im Jahr 2022, der bei 43 Prozent lag, was auf die Unzuverlässigkeit des Schienenverkehrs hinweist. Zudem wird darauf hingewiesen, dass nur etwa 6 Prozent des Güterverkehrs theoretisch auf die Schiene übertragen werden könnten, was die Wirksamkeit dieser Strategie in Frage stellt. Es bedarf signifikanter Investitionen und Infrastrukturverbesserungen, um eine realistische Möglichkeit zur Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene zu schaffen.
Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs
Die zentrale Botschaft zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs ist die klare Befürwortung von batterieelektrisch betriebenen Lkw als die zukunftsträchtige Lösung, da diese schon heute hinsichtlich der Gesamtkosten wettbewerbsfähig sind. Gleichzeitig wird die Dringlichkeit unterstrichen, massive Investitionen in die Ladeinfrastruktur vorzunehmen, um diese Technologie tatsächlich nutzbar zu machen. Das Gutachten spricht sich gegen eine breite Streuung von Fördermitteln für verschiedene alternative Antriebstechnologien aus und fordert stattdessen, sich fokussiert auf die batterieelektrische Technologie zu konzentrieren. Dies zeigt, dass eine klare strategische Ausrichtung notwendig ist, um den Anforderungen der Dekarbonisierung gerecht zu werden.
Die Dekarbonisierung des Güterverkehrs ist eine unserer größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel.
Das aktuelle Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsweisen versucht nun die Herausforderungen des nachhaltigen Güterverkehrs umfassend darzustellen.
Wir haben uns dieses Gutachten mal näher angeschaut und diskutieren die Erkenntnisse in unserer Runde von Logistik und Supply Chain Experten.
Unter anderem geht es dabei um den Zustand der Straßen- und Schieneninfrastruktur in Deutschland, die Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die Schiene und die Dekarbonisierung des Güterverkehrs mit Hilfe von alternativen Antrieben.
Die Diskussionsteilnehmer in dieser Sendung:
Knut Alicke. Knut ist Partner bei McKinsey, Professor für Supply Chain Management an der Uni Köln und Karlsruhe und Co-Author des Bestsellers “From Source to Sold”. Knut auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/knut-alicke/
Prof. Dr. Christoph Tripp. Christoph lehrt und erforscht das Thema Distributions- und Handelslogistik an der TH Nürnberg und ist unser Experte für alles was mit Handel und E-Commerce zu tun hat. Christoph auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/prof-dr-christoph-tripp-508b37172/
Frank Vorrath. Frank ist Vice President Supply Chain Services bei Danfoss und war in seiner Laufbahn schon bei UTI-DSV, DHL, Johnson Controls und Gartner. Frank auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/frank-vorrath-2867316/
Erik Wirsing. Erik ist global für den Innovationsbereich bei DB Schenker verantwortlich und ist daher unser Fachmann für neue Ideen und Technologien in der Logistik. Erik auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/erik-wirsing/