Derya Gür-Şeker ist Professorin für Kommunikation und Expertin für soziale Medien. Sie erörtert die Nutzerabwanderung von X (ehemals Twitter) und die Suche nach neuen Plattformen. Besonders im Fokus steht das aufstrebende Netzwerk Bluesky, gegründet von Jack Dorsey. Die Anziehungskraft von Bluesky liegt in der Nutzerkontrolle und dem Datenschutz. Gür-Şeker prognostiziert, dass Bluesky sich dauerhaft etablieren könnte, während auch die Herausforderungen und Unterschiede in der Diskussionskultur zu X thematisiert werden.
Die Veränderungen auf X haben viele Nutzer, einschließlich Journalisten und Politiker, dazu gebracht, die Plattform zu verlassen und nach Alternativen zu suchen.
Blue Sky, gegründet von Jack Dorsey, bietet den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und verspricht ein positiveres Nutzererlebnis durch Dezentralisierung.
Die langfristige Etablierung von Blue Sky im Wettbewerb mit X wird entscheidend von der Art der Moderation und den entwickelten Geschäftsmodellen abhängen.
Deep dives
Veränderung der Nutzererfahrung auf X
Die Nutzererfahrung auf X, ehemals Twitter, hat sich in den letzten Jahren stark verändert, was die Interaktion und das Engagement betrifft. Früher gab es bei Posts, selbst mit wenigen Followern, eine spürbare Reaktion in Form von Retweets und Likes, die mittlerweile stark zurückgegangen ist. Viele Nutzer, darunter auch Journalisten und Politiker, beklagen, dass die Plattform zunehmend ein Ort für toxische Diskussionen und Extremismus geworden ist. Diese Veränderungen, insbesondere unter der Leitung von Elon Musk, haben viele dazu bewogen, die Plattform zu verlassen oder weniger aktiv zu sein.
Exodus von prominenten Nutzern
Eine signifikante Anzahl von Journalisten, Wissenschaftlern und Politikern hat kürzlich X verlassen, um auf andere Plattformen umzusteigen. In einem gemeinsamen Schreiben äußern sie, dass X kein Ort mehr für freie Meinungsäußerung und offenen Austausch sei, sondern sich zu einem beschränkten und gefährlichen Raum entwickelt habe. Unter den Abwanderern befinden sich bekannte Namen wie Dunja Hayali und Sawsan Chebli, die ihre Abkehr von der Plattform begründen. Dieser Exodus reflektiert eine breitere Unzufriedenheit und Suche nach Alternativen im Sozialen Netzwerk.
Aufstieg von Blue Sky als Alternative
Blue Sky, gegründet von Jack Dorsey, entwickelt sich rasant zu einer bedeutenden Alternative zu X, vor allem seit der jüngeren Abwanderung von Nutzern. Es verspricht den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und ein positiveres Nutzererlebnis durch Dezentralisierung und geringere Bias im Algorithmus. Die Plattform hat in kurzer Zeit Millionen von Nutzern gewonnen, und das Interesse an Blue Sky steigt besonders während kritischer politischer Ereignisse. Das Konzept von Blue Sky scheint den Bedürfnissen jener Nutzer entgegenzukommen, die vor den jüngsten Veränderungen in X geflohen sind.
Wettbewerb unter sozialen Medien
Im Kontext der sozialen Medien stehen mehrere Plattformen im Wettbewerb um die Gunst der Nutzer, einschließlich Threads und Mastodon, während Blue Sky schnelle Nutzerzahlen verzeichnet. Trotz anfänglicher Erfolge behaupten einige Experten, dass es unwahrscheinlich sei, dass eine einzelne Plattform X dauerhaft ablösen kann. Aktuell bleibt X für viele Nutzer, besonders für Politiker und andere weithin bekannte Persönlichkeiten, zentral, was sich negativ auf das Wachstum und die Etablierung von Blue Sky auswirken könnte. In den kommenden Monaten bleibt abzuwarten, ob Blue Sky in der Lage sein wird, signifikant an Bedeutung zu gewinnen.
Zukunftsaussichten für Blue Sky
Die langfristige Nachhaltigkeit von Blue Sky hängt von der Art und Weise ab, wie die Plattform moderiert wird und welche Geschäftsmodelle entwickelt werden, um die finanzielle Grundlage zu sichern. Viele Beobachter räumen der Möglichkeit, dass Blue Sky sich als fest etablierte Plattform im Wettbewerb mit X behaupten kann, eine gewisse Wahrscheinlichkeit ein. Dennoch bleibt die Frage offen, wie die Plattform auf die Herausforderungen des Nutzerwachstums und der Moderation von Inhalten reagieren wird. Die Nutzer müssen weiterhin vorsichtig sein und lernen, mit den potenziellen Risiken umzugehen, die sich aus ihrer Anwesenheit auf sozialen Medien ergeben.
Der Wahlausgang in den USA war der Moment, in dem die Abwanderung ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Millionen Nutzerinnen und Nutzer verlassen aber auch weiterhin Woche für Woche das soziale Netzwerk X, die Plattform des US-Milliardärs Elon Musk, der Donald Trump im Wahlkampf stark unterstützt hat. Sie sehen sich nach einer neuen digitalen Heimat um, die vielleicht ein bisschen ihrer alten ähnelt. Bevor Musk die Plattform X im Jahr 2022 kaufte, hieß diese schließlich noch Twitter und war über ein Jahrzehnt lang ein wichtiger Ort für politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Debatten – und für vieles mehr.
Momentan scheint der Ort der neuen Zusammenkunft aber die Plattform Bluesky zu sein, ein Netzwerk, das äußerlich sehr dem früheren Twitter ähnelt. Das ist auch kein Wunder, immerhin wurde Bluesky von Jack Dorsey gegründet, der viele Jahre zuvor Twitter erfand. Innerhalb weniger Wochen hat sich die Nutzerzahl auf Bluesky nun vervielfacht, aktuell sind es rund 25 Millionen Accounts, die sich auf der Plattform registriert haben. Warum ist gerade dieses Angebot für die Menschen so attraktiv? Und wird sich Bluesky als Alternative zu X dauerhaft behaupten können?
Darüber sprechen wir in der neuen Folge von "Ist das eine Blase?", dem ZEIT-Wirtschaftspodcast über Geld, Macht und Gerechtigkeit, mit Derya Gür-Şeker, Professorin für Kommunikation mit Schwerpunkt soziale Medien von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Sie sagt: "Bluesky wird sich etablieren." Das Netzwerk sei eine Gegenantwort zu bisherigen Plattformen, bei denen Algorithmen bestimmen, was Nutzer zu sehen bekommen. Dennoch empfiehlt sie allen Nutzerinnen und Nutzern, auch hier vorsichtig vorzugehen: "Erst denken, dann klicken." Das sei ohnehin die wichtigste Regel auf Social Media.
Außerdem erklärt die ZEIT-Redakteurin Johanna Jürgens, weshalb Bluesky in kurzer Zeit derartig gewachsen ist und wie die Plattform funktioniert. Moderiert wird die Folge von den beiden Hosts und ZEIT-Wirtschaftsredakteuren Carla Neuhaus und Zacharias Zacharakis.
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