Colette Schmidt ist Redakteurin im STANDARD-Innenpolitik Ressort und Expertin für die steirische Innenpolitik. Im Gespräch beleuchtet sie den überraschenden Wahlerfolg der FPÖ mit 35 Prozent und analysiert die zugrunde liegenden Faktoren. Obwohl die Partei in einen Finanzskandal verwickelt ist, scheint sie unaufhaltbar. Schmidt diskutiert die fehlende Berichterstattung über Skandale während des Wahlkampfs und stellt die Auswirkungen auf die politische Verantwortung und mögliche Koalitionen in der Steiermark zur Diskussion.
Die FPÖ erreichte einen überraschend hohen Wahlsieg mit 35 Prozent, trotz eines langanhaltenden Finanzskandals, was die Wählerunterstützung für die Partei widerspiegelt.
Die Wahlverluste der ÖVP und lokale Unzufriedenheit, insbesondere bei Krankenhausfragen, führten zu einem starken Rückgang ihrer Wählerakzeptanz in der Steiermark.
Deep dives
Erdrutschsieg der FPÖ
Die FPÖ verzeichnete bei den Landtagswahlen in der Steiermark einen überraschend hohen Sieg mit 35 Prozent. Dieser Erfolg ist auf eine Kombination aus nationaler Erfolgswelle und regionalen Themen zurückzuführen. Trotz eines anhaltenden Finanzskandals konnte die FPÖ ihre Wählerbasis erweitern, während die politischen Mitbewerber im Wahlkampf nicht auf die Skandalthematik eingingen. Das trägt zur Wahrnehmung bei, dass die Wähler die FPÖ trotz ihrer Probleme unterstützen, was sich in einem Gefühl der 'Skandalmüdigkeit' äußert.
Verlust der ÖVP
Die Volkspartei (ÖVP) erlitt bei dieser Wahl erhebliche Verluste, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Der Kandidat Christopher Drexler konnte keine breite Wählerakzeptanz gewinnen, und seine Bemühungen, Volksnähe zu zeigen, blieben erfolglos. Zudem führten lokale Themen, insbesondere die umstrittene Schließung von Krankenhäusern aufgrund eines geplanten neuen Spitals, zu Unmut in der Bevölkerung. Die ÖVP konnte in ehemaligen Hochburgen wie Rottenmann, wo die FPÖ 63 Prozent erzielte, keine dominierende Rolle mehr spielen.
Zukunft der Regierungsbildung
Die FPÖ wird voraussichtlich die Regierungsbildung in der Steiermark leiten, was einen Wendepunkt für die Partei darstellt. Die Partei könnte ihre Koalitionsstrategien anpassen, möglicherweise in Zusammenarbeit mit der SPÖ oder Neos, um die Regierungsführung zu sichern. Mario Kunasek, der FPÖ-Chef, könnte in eine hochrangige Position aufrücken, während die Auswirkungen seiner möglichen Verwicklung in den Finanzskandal noch ungewiss sind. Diese Entwicklungen könnten auch direkt die kommenden Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene beeinflussen.
In der Steiermark hat die FPÖ einen Erdrutschsieg eingefahren, obwohl in der Landespartei seit Jahren ein Finanzskandal brodelt
Die Freude über das Wahlergebnis in der Steiermark hätte bei den Blauen gestern, Sonntag, nicht größer sein können. Die FPÖ schaffte mit 35 Prozent Platz eins. Die ÖVP stürzte auf 27 Prozent ab. Die SPÖ verlor wie die KPÖ leicht, die Grünen halbierten sich, und die Neos konnten ein wenig zulegen.
Die steirische FPÖ ist also voll auf Erfolgskurs. Dabei steckt die Landespartei eigentlich seit Jahren in einer Korruptionsaffäre. Was steckt hinter dem blauen Wahlsieg – und warum ist die FPÖ scheinbar durch nichts zu stoppen? Colette Schmidt aus der STANDARD-Innenpolitikredaktion hat Antworten.