Krieg im Sudan: Reise in eine menschengemachte Katastrophe
Jan 16, 2025
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Arne Perras, ein ehemaliger SZ-Afrika-Korrespondent, erzählt von seiner Reise in die Nuba-Berge. Er schildert die dramatische humanitäre Krise im Sudan, wo Zehntausende hungernde Kinder dringend Hilfe benötigen. Perras berichtet von mutigen Hilfsorganisationen, die unter extremen Bedingungen arbeiten. Die verzweifelte Lage der Frauen und Kinder wird ebenfalls thematisiert, ebenso wie die Herausforderungen der Berichterstattung in diesem Konfliktgebiet. Persönliche Begegnungen mit den Betroffenen hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Der Machtkampf zwischen den Generälen al-Burhan und Daglo hat zu einer humanitären Katastrophe geführt, in der über 25 Millionen Menschen hungern.
Die logistischen Herausforderungen für humanitäre Hilfe im Sudan wurden durch militärische Konflikte und infrastrukturelle Probleme erheblich verschärft.
Deep dives
Der brutale Machtkampf im Sudan
Im Sudan kämpfen zwei Generäle seit fast zwei Jahren erbittert um die Kontrolle des Landes, was zu einer katastrophalen humanitären Krise führt. Abdel Fattah al-Burhan und Mohammed Hamdan Daglo, der Anführer der Rapid Support Forces, ignoriere die Zivilbevölkerung vollkommen, was zu Hungersnot und massiven Fluchtbewegungen führt. Über 25 Millionen Menschen, also jeder zweite Sudanese, haben nicht genug zu essen, und mehr als elf Millionen sind auf der Flucht, oft innerhalb des Landes. Die Ursachen für diesen Konflikt sind komplex und basieren nicht auf ethnischen oder religiösen Spannungen, sondern auf einem erbitterten Machtkampf zwischen ehemaligen Verbündeten.
Die schwierigen Lebensbedingungen in den Nuba-Bergen
In den Nuba-Bergen, einem schwer erreichbaren Gebiet, suchen viele Binnenflüchtlinge Zuflucht vor dem Krieg, kämpfen jedoch täglich ums Überleben. Diese Region ist von extremer Abgeschiedenheit geprägt, mit wenigen Zufluchtsorten und kaum Zugang zu humanitärer Hilfe, was die Situation der Menschen drastisch verschärft. Bereits vor dem Krieg lebten die Menschen unter schwierigen Bedingungen, und die aktuelle Auseinandersetzung hat die Notlage verschärft und die Hilfsorganisationen in ihrer Arbeit stark behindert. Viele der geflüchteten Familien bestehen aus Frauen und Kindern, deren Männer oft entweder im Krieg gefallen oder selbst zum Kämpfen gezwungen wurden.
Hungersnot als strategische Waffe
Die Verwendung von Hunger als strategisches Mittel der Kriegsführung ist eine tragische Realität im Sudan, da beide kämpfenden Seiten Nahrung als Druckmittel einsetzten. Die RSF und die Armee nutzen Hunger, um Kontrolle auszuüben und die Zivilbevölkerung zu dominieren, was zu einem massiven Anstieg von Unterernährung führt. In der Region sieht man exempelhaft, wie Mitglieder der Zivilbevölkerung ausgeplündert und in ihrer Existenz bedroht werden. Menschen, die bereits unter den Folgen des Krieges leiden, sind damit gezwungen, für ihre Nahrungsversorgung zu kämpfen und kreieren ein Teufelskreis von Hunger und Gewalt.
Logistische Herausforderungen und Notwendigkeit humanitärer Hilfe
Die Logistik der humanitären Hilfe im Sudan ist aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen und der beschränkten Infrastruktur extrem herausfordernd. Hilfslieferungen werden von militärischen Kämpfen und Blockaden behindert, was dazu führt, dass viele Menschen in akuten Notsituationen verbleiben. Während sich kleine, mutige zivilgesellschaftliche Gruppen in den Nuba-Bergen bemühen, Unterstützung zu leisten, ist der Bedarf an externen Hilfsorganisationen und medizinischer Betreuung nach wie vor kritisch. Die internationale Gemeinschaft hat zwar einige Initiativen zur Unterstützung der Not leidenden Menschen gestartet, aber die Umsetzung bleibt aufgrund der komplizierten Rahmenbedingungen und der mangelnden Koordination oft aus.
Seit bald zwei Jahren tobt im Sudan ein blutiger Machtkampf. Und obwohl die Regierungstruppen gerade eine strategisch wichtige Stadt zurückerobert haben, herrscht im Grunde ein kaum aufzulösendes Patt zwischen den Kontrahenten: Sudans De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan ist Chef der regulären Truppen, aber die Miliz RSF unter ihrem Anführer Mohamed Hamdan Daglo kontrolliert weite Teile des Landes.
Al-Burhan und sein einstiger Stellvertreter Daglo hatten sich als Generäle im Sudan an die Macht geputscht und später entzweit. Menschenrechtsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen beide Konfliktparteien. Insbesondere der RSF und den mit ihr verbündeten Milizen werden ethnische Vertreibungen und massive sexuelle Gewalt vorgeworfen. Der Konflikt zwischen den beiden rivalisierenden Generälen hat das Land in eine humanitäre Katastrophe gestürzt – Zehntausende wurden getötet und mehr als elf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Zudem leiden inzwischen etwa 25 Millionen Sudanesen unter Hunger und sind dringend auf Hilfe angewiesen.
Der ehemalige SZ-Afrika-Korrespondent Arne Perras ist Ende 2024 in die umkämpfte, schwer zugängliche Region der Nubaberge gereist. Perras schildert im Recherechepodast "Das Thema" die schwierigen Bedingungen seiner Reise und berührende Begegnungen mit Familien, deren Kinder akut mangelernährt sind. Zudem berichtet er von der Arbeit von Hilfsorganisationen wie Cap Anamur, die versuchen, die Notleidenden zu versorgen, aber angesichts der Blockaden und Gewalt vor großen Herausforderungen stehen.