Muna Duzdar, SPÖ-Abgeordnete und ehemalige Staatssekretärin, sowie Barbara Coudenhove-Kalergi, Publizistin aus einer alten österreichischen Familie, diskutieren die 100-jährige Geschichte der Republik Österreich. Sie hinterfragen, ob die Feierlichkeiten der Republik noch gerechtfertigt sind. Ein zentrales Thema ist die Rolle des Sozialstaats, der als Fundament der Demokratie hervorgehoben wird. Zudem wird die Bedeutung der Sozialpartnerschaft für die österreichische Identität und die Herausforderungen von Einwanderern beleuchtet.
Die Diskussion über Migration verdeutlicht, wie stark die Identität Österreichs durch die Erfahrungen von Einwanderern geprägt worden ist.
Die Bedeutung des Sozialstaates wird hervorgehoben, da sein Abbau die soziale Ungleichheit und die Demokratie gefährdet.
Deep dives
Migranten und ihre Rolle in Österreich
Die Diskussion über die Bedeutung von Migranten in Österreich ist zentral. Persönlichkeiten wie Barbara Kudnow-Kalergi und Mona Duzda bringen ihre eigenen Erfahrungen als Nachkommen von Einwanderern ein, um zu zeigen, wie Migration die Gesellschaft geprägt hat. Die Einwanderungswellen, die 1945 und in den 70er Jahren stattfanden, haben zur Diversität und kulturellen Identität Österreichs beigetragen. Darüber hinaus wird betont, dass die Identität Österreichs nicht nur von Einheimischen, sondern auch von Migranten gestaltet wird, was die Werte und den sozialen Dialog in der Gesellschaft bereichert hat.
Österreichs Sozialstaat und Demokratie
Die Bedeutung des Sozialstaates für die österreichische Demokratie wird hervorgehoben. Kritiker bemerken, dass aktuelle politische Maßnahmen, wie der Abbau von Sozialleistungen, sowohl die soziale Ungleichheit als auch die Demokratie gefährden. Der ehemalige Bürgermeister Michael Häupls Aussage, dass Armut Demokratie frisst, wird als alarmierendes Zeichen in diesem Kontext zitiert. Die Sozialpartnerschaft wird als Schlüssel zur Erhaltung des sozialen Friedens und als Vorbild für andere Nationen betrachtet, weshalb ihre Schwächung als besorgniserregend angesehen wird.
Die Herausforderung der nationalen Identität
Im Gespräch kommt die Frage auf, wie sich die österreichische Identität in den letzten 100 Jahren entwickelt hat. Es wird kritisiert, dass das gemeinsame Feiern der österreichischen Erfolgsgeschichte oft einseitig und ohne Bezug zur aktuellen Realität erfolgt. Die fehlende Verbindung zu historischen Ereignissen und die Betonung der Heldengeschichten, oder deren Mangel, verdeutlichen eine Verengung des nationalen Selbstverständnisses. Diese Diskussion lässt Raum für die Überlegung, wie eine pluralistische Gesellschaft, die sowohl die historischen als auch die gegenwärtigen Herausforderungen anerkennt, gedeihen kann.
Ein Staat auf Abwegen. Was sind die Feiern wert, mit denen Österreich seine republikanische Tradition begeht? Mit Raimund Löw diskutieren FALTER-Herausgeber Armin Thurnher, SPÖ-Abgeordnete Muna Duzdar, Publizistin Barbara Coudenhove-Kalerghi und FALTER-Journalistin Barbara Tóth.