AfD-Erfolg in Thüringen: Wenn jeder Dritte rechtsextrem wählt
Sep 6, 2024
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Maria Fiedler ist Journalistin beim SPIEGEL und hat die politischen Stimmungen in Thüringen unter die Lupe genommen. Sie spricht über den überraschenden Erfolg der AfD und warum viele sie wegen ihrer extremen Positionen wählen. Außerdem beleuchtet sie die Herausforderungen in Städten wie Greiz, wo das alte Bevölkerungsgesicht und die hohe Arbeitslosigkeit politische Spannungen erzeugen. Der Einfluss von Falschinformationen auf die Gesundheitsversorgung und die Bedeutung des persönlichen Austauschs für die Demokratie werden ebenfalls angesprochen.
Die Normalisierung rechtsextremer Ansichten in Thüringen zeigt, dass extremistische Positionen zunehmend in der Gesellschaft akzeptiert werden.
Die lokale Verankerung und persönliche Beziehungen sind entscheidend für den politischen Erfolg gegen die AfD, wie das Beispiel von Christian Tischner zeigt.
Deep dives
Normalisierung des Rechtsextremismus
In Sachsen und Thüringen zeigt der Anstieg der Stimmen für die AfD einen besorgniserregenden Trend der Normalisierung rechtsextremer Ansichten, insbesondere unter Jugendlichen. Viele junge Menschen berichten, dass in ihren Freundeskreisen die AfD die bevorzugte Wahl ist, was ihre politische Position isoliert. Die Tatsache, dass rechtsextreme Äußerungen wie 'Sieg Heil' in der Öffentlichkeit nicht mehr schockieren, deutet darauf hin, dass die Hemmschwellen gesunken sind. Dies legt nahe, dass sich rechtsextremistische Ideologien in den gesellschaftlichen Diskurs eingeschlichen haben und weniger als gesellschaftliches Tabu angesehen werden, was die Herausforderung für politische Gegner vergrößert.
Erfolg durch lokale Verankerung
Der CDU-Politiker Christian Tischner demonstriert, dass lokale Verankerung und persönliche Beziehungen entscheidend für den Erfolg gegen die AfD sind. Tischner, ein gebürtiger Greizer, hat durch Engagement in der Gemeinschaft und persönliche Bekanntschaften bei den Wählern Vertrauen gewonnen. Sein Fokus auf regionale Themen, wie die Unterstützung lokaler Institutionen, zeigt, dass Menschen Wert auf Vertrautheit und Engagement legen. Im Gegensatz dazu ist Björn Höcke, der AfD-Kandidat, nicht vor Ort verwurzelt, was Tischner einen klaren Vorteil verschafft hat.
Strategien im Umgang mit Frustration
Die Frustration vieler Menschen in Sachsen und Thüringen über die bestehenden Lebensbedingungen äußert sich in einer Wut, die oft gegen Migranten und die Politik gerichtet ist. Politische Akteure wie Georg Mayer von der SPD nutzen den Dialog, um diese Wut anzusprechen und eine versöhnliche Diskussion zu fördern. Diese Strategie zeigt Erfolg, da viele Gespräche mit einem positiven Ausblick endeten, auch wenn der Wähler nicht sofort die politische Richtung ändert. Der Schlüssel scheint darin zu liegen, dass die Menschen gehört werden und die Kontaktaufnahme zu den Bürgern aufrechterhalten wird, um eine stärkere demokratische Beteiligung zu sichern.
In Thüringen triumphiert die AfD. Viele Menschen wählen sie nicht trotz, sondern wegen ihrer extremen Positionen. Maria Fiedler ist für den SPIEGEL durch das Land gereist und weiß, was Sorgen und was Mut macht.
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