Übernehmen jetzt radikale Islamisten Syrien? Mit Lamya Kaddor
Dec 11, 2024
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Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin und Bundestagsabgeordnete der Grünen, diskutiert über die gefährliche Machtübernahme in Syrien durch radikale Islamisten und die drohende Entstehung eines radikalen Staates. Sie beleuchtet die Rolle von ISIS und Al-Qaida sowie die internationale Einflussnahme, die das Machtvakuum ausnutzen könnte. Kaddor erörtert auch die Bedrohungen für Minderheiten und die Zukunftsperspektiven für Frauen in Syrien, während sie eine inklusive Gesellschaft skizziert.
Die Machtübernahme des islamistischen Bündnisses Hayat Tahir al-Sham könnte das Machtgefüge in Syrien destabilisieren und Minderheiten gefährden.
Die internationale Gemeinschaft muss sorgfältig auf die Rückkehr syrischer Flüchtlinge reagieren, während die Sicherheitslage im Land extrem unübersichtlich bleibt.
Deep dives
Die Komplexität der aktuellen Lage in Syrien
Die Situation in Syrien ist durch die Machtübernahme des islamistischen Bündnisses Hayat Tahir al-Sham (HTS) geprägt. Die Menschen auf den Straßen Syriens zeigen sowohl Freude über den Sturz des Assad-Regimes als auch Angst vor potenziellen Repressalien unter der neuen Herrschaft. Während einige Berichte von einer pragmatischen Herrschaft unter HTS sprechen, gibt es auch Berichte über extremistische Ideen und mögliche Diskriminierung von Minderheiten. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie die internationale Gemeinschaft und insbesondere Deutschland auf die Rückkehr von syrischen Flüchtlingen reagieren sollte.
Die Radikalität von Hayat Tahir al-Sham
HTS wird als islamistische Gruppierung beschrieben, die zwar ihre Ideologie möglicherweise etwas angepasst hat, aber nach wie vor radikale Ansichten vertritt. Während in der Vergangenheit der IS durch brutalste Gewalt auffiel, gibt es Anzeichen dafür, dass HTS versucht, Blutvergießen zu vermeiden und eine gewisse Stabilität zu wahren. Experten warnen jedoch davor, die Gefahren von HTS zu unterschätzen, insbesondere angesichts der gespaltenen Gesellschaft in Syrien und der Versuchung, Minderheiten zu diskriminieren. Die Möglichkeit, dass HTS eine ähnliche Kontrolle über Frauenrechte und gesellschaftliche Freiheiten ausüben könnte wie die Taliban, ist ebenfalls ein besorgniserregendes Thema.
Die Position von Minderheiten und Flüchtlingen
Die Unsicherheit für Minderheiten in Syrien wächst, da die historische Bevorzugung bestimmter Gruppen unter dem Assad-Regime sich möglicherweise umkehren könnte. Sorgen über Verfolgung oder Diskriminierung der christlichen und kurdischen Bevölkerung beschäftigen viele. Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Diskussion ist die Frage, wie die Flüchtlinge in Deutschland auf die Entwicklungen in Syrien reagieren, und ob sie eine Rückkehr in Betracht ziehen. Die Bewertung der Sicherheit und der Lebensumstände vor Ort bleibt jedoch schwierig, da die Lage vor Ort extrem unübersichtlich ist.
Zukünftige Perspektiven für Syrien
Im besten Fall könnte eine politische Lösung gefunden werden, die alle Minderheiten in Syrien einbezieht und zu einem stabilen, multiethnischen Staat führt. Dabei müsste ein klarer Übergangsprozess initiiert werden, um die Interessen aller Gruppen zu vertreten und eine Verfassung zu erarbeiten. Im schlimmsten Fall könnte das Land erneut in eine Diktatur oder einen Bürgerkrieg zurückfallen, was die bereits traumatisierte Bevölkerung weiter belasten würde. Der Ansatz der Vernetzung zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen könnte als Schlüssel zur Stabilität in Syrien betrachtet werden.
In Damaskus kündigt Rebellenführer al-Dscholani die Bildung einer Übergangsregierung an. Wird die Assad-Diktatur durch Dschihadisten ersetzt?
Paul Ronzheimer ist gerade auf dem Rückweg aus der Ukraine und spricht darüber mit der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor.
Kommt es in Syrien zu einem Machtvakuum? Nutzen Islamisten diese Gelegenheit für die Gründung eines radikalen Staates? Und welche Rolle spielen IS und Al Qaida?
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