Kai-Olaf Lang, Osteuropa-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, analysiert die dramatische Situation im Ukraine-Krieg nach 1000 Tagen Konflikt. Er beleuchtet die psychische Belastung von Kindern in Kriegsgebieten und die geopolitischen Implikationen der aktuellen Lage. Lang spricht über die Schwachpunkte der NATO im Osten und betont die militärische Unterstützung der Ukraine, einschließlich Deutschlands Lieferung von Kampfdrohnen. Außerdem wird über mögliche zukünftige Szenarien und die Bedeutung einer starken europäischen Sicherheitsarchitektur diskutiert.
Die verheerenden Auswirkungen des Krieges zeigen sich besonders in den traumatischen Erfahrungen von Kindern, die im Konflikt leiden müssen.
Die Entscheidung der Ukraine, Angriffe auf russisches Gebiet durchzuführen, könnte entscheidend für die geopolitische Dynamik des Krieges sein.
Deep dives
Die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf Kinder
Der Krieg in der Ukraine hat verheerende Auswirkungen auf die Kinder, wobei seit Beginn des Konflikts mindestens 659 Kinder getötet und über 1700 weitere verletzt wurden. Laut der Hilfsorganisation Save the Children wurden mehr als 516.000 Babys seit Februar 2022 in der Ukraine geboren, viele davon in Kriegsgebieten. Kinder erleben Panikattacken aufgrund der häufigen bombardierenden Geräusche, wobei eine Mutter berichtet, dass ihre Kinder sich aus Angst auf den Boden werfen, wenn Flugzeuge über sie hinwegfliegen. Dies verdeutlicht die traumatischen Erfahrungen, die Kinder im Krieg machen, und die Verzweiflung über eine solche Realität, die so fern von einer friedlichen Kindheit ist.
Militärische Entwicklungen und internationale Reaktionen
Eine bedeutende militärische Entwicklung ist die Entscheidung der Ukraine, ballistische Attack-Ams jetzt auch auf russisches Gebiet einzusetzen. Dies stellt einen entscheidenden Wendepunkt in dem Konflikt dar, insbesondere in Anbetracht der geopolitischen Dynamik und der bevorstehenden US-Wahlen. Obwohl diese Entscheidung lange erwartet wurde, gibt es Bedenken, dass sie zu spät kommt, um den Ukraine einen signifikanten taktischen Vorteil zu verschaffen. Dennoch könnte dies dazu beitragen, Russland unter Druck zu setzen, insbesondere in Bezug auf die Sicherung von Zielen, die für den Konflikt entscheidend sind.
Scholz' umstrittenes Telefonat mit Putin
Das Telefonat von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Wladimir Putin sorgte für erhebliche Kontroversen und wurde von der ukrainischen Seite scharf kritisiert. Der ukrainische Präsident Zelensky bezeichnete die Kontaktaufnahme als riskant, da sie Putins Isolation gefährde und keine substanziellen Veränderungen bewirken könnte. Kurz nach diesem Gespräch gab es eine wütende Reaktion aus Moskau, die mit massiven Luftangriffen auf die Ukraine im Zusammenhang steht. Diese Ereignisse unterstreichen die Schwierigkeiten und Spannungen, die mit diplomatischen Bemühungen im Kontext des anhaltenden Konflikts verbunden sind.
Blick in die Zukunft: Russische Ambitionen und NATO-Reaktionen
Die Zukunft Europas angesichts der russischen Bedrohung bleibt ungewiss, wobei viele Analysten befürchten, dass Russland nach einem möglichen Erfolg in der Ukraine weiter aggressiv bleiben könnte. Experten prognostizieren eine potenzielle Revision des Status Quo, was die NATO unter Druck setzen könnte, insbesondere in Bezug auf die osteuropäischen Staaten. Die baltischen Länder und Polen machen sich Sorgen über mögliche hybride Angriffe und versuchen, ihre Verteidigungsbereitschaft zu erhöhen. Dennoch bleibt die Frage, ob die NATO bereit ist, in einem ernsthaften Konflikt gemeinsam zu handeln, besonders wenn es um eine potenzielle Herausforderung durch Russland geht.
Am 24.2.2022 überfiel Russland die Ukraine, seit fast drei Jahren tobt dort der Krieg. In den vergangenen Tagen folgte eine Eilmeldung auf die nächste. Scholz telefoniert mit Putin, die US-Regierung erlaubt der Ukraine, Langstreckenraketen auch auf russischem Gebiet einzusetzen. Und die Ukraine hat diese Erlaubnis auch gleich genutzt, heißt es aus Moskau. Über die aktuellen Entwicklungen spricht Host Carsten Schmiester bei Streitkräfte und Strategien mit Kai Küstner. Themen sind auch das Schicksal der Kinder in der Ukraine und die Aussichten auf den weiteren Kriegsverlauf. Vieles deute darauf hin, dass der Krieg keinen guten Ausgang nehmen werde, zumindest keinen, der einen stabilen Frieden bringe, sagt Kai-Olaf Lang von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Der Osteuropa-Experte benennt im Podcast die Schwachpunkte der NATO an der Ostflanke, spricht über die Vorbereitungen Polens und der baltischen Staaten auf verschiedene Szenarien und äußert seine Skepsis über den Willen der EU-Mitgliedstaaten, einen großen Verteidigungsfonds einzurichten.