Christian Kern, ehemaliger Bundeskanzler Österreichs und SPÖ-Chef, diskutiert über die Herausforderungen der SPÖ als Oppositionspartei. Er beleuchtet, wie die Partei von den italienischen Sozialdemokraten lernen kann. Ein weiteres spannendes Thema ist die Diskussion über sexuelle Belästigung im Kontext von #metoo und der Norikum-Affäre. Kern geht auch auf die notwendigen Reformen innerhalb der SPÖ und den Begriff 'Progressive Mitte' ein, um zukunftsfähig zu bleiben.
Die SPÖ steht vor der Herausforderung, ihre Identität als linke Oppositionspartei zu festigen, während interne Spannungen und das Wählervertrauen thematisiert werden.
Die MeToo-Debatte zwingt die SPÖ, ihre Position zu sexueller Belästigung zu überdenken und gesellschaftliche Veränderungen in ihre Politik zu integrieren.
Deep dives
Die SPÖ in der Opposition
Die SPÖ befindet sich in einer neuen Phase, in der sie als Oppositionspartei agieren muss. Parteichef Christian Kern erkennt, dass eine Spaltung innerhalb der Partei besteht, wobei einige Mitglieder erleichtert sind, endlich wieder traditionelle linke Politik umsetzen zu können, während andere um ihre Positionen fürchten. Diese Unsicherheit verstärkt sich durch die Frage, wie die Partei im zukünftigen Wahlkampf Wähler zurückgewinnen kann, ohne klare ausgerichtete Oppositionspolitik zu zeigen. Trotz der Herausforderungen hofft die SPÖ, sich in der politischen Landschaft neu zu positionieren und gleichzeitig die Wählerbindung zu stärken, ohne jedoch ihre politischen Werte zu verraten.
Die MeToo-Debatte und ihre Folgen
Die MeToo-Bewegung hat eine weltweite Diskussion über sexuelle Belästigung angestoßen, die auch in Österreich erhebliche Auswirkungen zeigt. In der politischen Landschaft gibt es zahlreiche Vorfälle und Rücktritte, die zeigen, dass das Thema drängend ist und Aufmerksamkeit erfordert. Christian Kern betont, dass die SPÖ die gesellschaftlichen Veränderungen im Umgang mit sexueller Belästigung reflektieren muss, um ihre eigene Integrität zu gewährleisten. Der Dialog über Gerechtigkeit und Machtstrukturen wird jedoch durch überzogene Reaktionen und ambivalente Wahrnehmungen erschwert, was die Notwendigkeit von differenzierten Ansätzen zur Lösung dieser Probleme deutlich macht.
Paradise Papers und Steuerflucht
Die Paradise Papers haben eine weitreichende Debatte über Steuerflucht und die Konsolidierung von Macht in der Wirtschaft angestoßen. Der Fall des Norikum-Skandals zeigt, wie tief verwurzelt diese Probleme in der österreichischen Geschichte sind, und offenbart die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den Finanzpraktiken. Österreichs Verhalten in der EU zu Steuerfragen bleibt ambivalent, da während in Wien Steuergerechtigkeit gepredigt wird, in Brüssel andere Töne angeschlagen werden. Das internationale Zusammenspiel der Medien zeigt, dass viele Fragen bezüglich der finanziellen Transparenz und der politischen Integrität weiterhin ungeklärt bleiben und dringende Lösungen erfordern.
Wie wird sich die SPÖ als Oppositionspartei weiterentwickeln? Was können die österreichischen Sozialdemokraten von den italienischen Nachbarn lernen? In der aktuellen Episode des FALTER Radio diskutieren FALTER-Politikredakteurin Barbara Tóth, Außenpolitikexperte Franz Kössler und Publizistin Isolde Charim, ob die SPÖ zu einer linken "Liste Kurz" werden soll.
Außerdem: Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern über den Fall Göweil und #metoo. FALTER-Redakteur Josef Redl über seine Recherchen zum Noricum-Skandal – und was tote Hühner mit Briefkastenfirmen auf Barbados zu tun haben.
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