#63 Machtmissbrauch und Angstkultur? Deswegen musste Star-Personaler Cawa Younosi SAP wirklich verlassen
Feb 14, 2024
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Joana Lehner und Luca Schallenberger sind Investigativjournalisten von Business Insider, die die Hintergründe des Falls Cawa Younosi, dem ehemaligen SAP-Personalchef, beleuchten. Sie diskutieren seine steile Karriere und die Gründe für seine plötzliche Absetzung. Machtmissbrauch und eine Kultur der Angst werden detailliert analysiert, während der Widerspruch zwischen Younosis öffentlichem Bild und den Erfahrungen der Mitarbeiter schockiert. Die Diskussion umfasst auch die notwendige Veränderung in modernen Führungsstilen hin zu wertschätzender Teamkultur.
Cawa Younosi wurde trotz seines positiven Images als innovativer HR-Manager wegen schwerwiegender Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der Angstkultur bei SAP entlassen.
Die duale Wahrnehmung von Younosi als inspirierender Führer und manipulativer Vorgesetzter verdeutlicht die Herausforderungen, die in der Unternehmenskultur bestehen.
Deep dives
Der Aufstieg von Kava Yunosi
Kava Yunosi gilt als gefeierter HR-Manager bei SAP und hat sich durch seine charismatische Präsenz auf Social Media, insbesondere LinkedIn, eine große Anhängerschaft aufgebaut. Mit über 100.000 Followern hat er sofortige Zustimmung für seine Ansichten zur Mitarbeiterführung und -motivation erhalten und wurde als 'HR-Punk' sowie 'HR-Influencer Number One' bezeichnet. Seine beeindruckende Karriere begann mit seiner Flucht aus Afghanistan im Alter von 13 Jahren, gefolgt von einem Abschluss in Jura und einer rasanten Karriere, die bis zu seiner Position als Personalchef bei SAP führte. Yunosis Initiativen, wie etwa Programme zur Förderung von Frauen in Führungspositionen, positionierten ihn und SAP als progressive Arbeitgeber, was seinen wachsenden Einfluss weiter stärkte.
Ein dunkles Geheimnis
Im Jahr 2023 wurde Yunosis Karriere abrupt durch ein internes Compliance-Verfahren bei SAP beendet, das schwere Vorwürfe gegen ihn offenbarte. Trotz seines öffentlichen Images als mitfühlender und moderner Führungskraft berichteten Mitarbeiter von einem anderen Gesicht: einer Kultur der Einschüchterung und des Machtmissbrauchs. Quellen berichteten, dass Mitarbeitende aus Angst vor Konsequenzen zögerten, ihre negativen Erfahrungen öffentlich zu machen, was eine besorgniserregende Angstkultur im Unternehmen belegen würde. Die Recherchen zu seinen internen Methoden führten zu alarmierenden Erkenntnissen über aggressive Verhaltensweisen und emotionaler Erpressung seiner Angestellten.
Die Reaktionen auf die Vorwürfe
Die Berichterstattung über die Vorwürfe gegen Yunosi löste gemischte Reaktionen aus, wobei einige Mitarbeitende ihre Wertschätzung für ihn zum Ausdruck brachten, während andere erleichtert waren über sein Ausscheiden. Seine Unterstützer priesen seine motivierenden Initiativen und die positive Atmosphäre, die er förderte, während Kritiker von einem manipulativen Führungsstil sprachen, der nicht zu den grundlegenden menschlichen Werten passte, die er öffentlich vertreten hatte. Die Angst, die viele Mitarbeiter empfanden, ließ sich durch die Berichte und Interviews nachvollziehen, da sie befürchteten, dass Yunosi Aktivitäten gegen sie vorantreiben könnte, sollten sie sich äußern. Diese duale Wahrnehmung des Managers verdeutlicht die Komplexität seines Einflusses und die Herausforderungen, die sich in der Unternehmenskultur manifestieren.
Die Konsequenzen für SAP und Yunosi
Nach den aufkommenden Vorwürfen sah sich SAP gezwungen, eine externe Kanzlei mit der Untersuchung zu beauftragen, die zu dem Schluss kam, dass Yunosi's Verhalten, vor allem gegenüber Frauen, als bedenklich einzustufen sei. Dies führte zu seiner sofortigen Freistellung und dem Angebot eines Aufhebungsvertrags, da es schwer war, ihn ohne vorherige Abmahnungen arbeitsrechtlich zu entlassen. Während sich viele ehemalige Kollegen über seine Abberufung erfreuten, trauerten andere um den Verlust eines Anführers, der sie in der Vergangenheit inspiriert hatte. Yunosi bleibt somit ein umstrittener Charakter, dessen positives Image durch die Enthüllungen schwer beschädigt wurde, was auch Veränderungen in der Wahrnehmung von Führung und Unternehmenskultur im Allgemeinen nach sich ziehen könnte.
Macht und Millionen – der Podcast über echte Wirtschaftskrimis
Er gilt als Popstar der HR-Szene, wird Vorzeige-Personaler genannt und war lange das Aushängeschild des Softwarekonzerns SAP: Cawa Younosi, der ehemalige Deutschland-Personalchef des Unternehmens. Mit seinen Posts zu Themen wie Mitarbeitermotivation, New Work oder Empathie erreicht er auf der Karriereplattform LinkedIn mehr als 100.000 Follower. Mal teilt er darin Gedanken dazu, wie man Mitarbeiter motiviert. Mal dazu, welche Skills Führungskräfte brauchen, um eine gute Beziehung zu ihrem Team aufzubauen. Dabei transportiert er stets das Bild eines nahbaren, empathischen und charismatischen HRlers.
Doch dann endet die steile SAP-Karriere abrupt. Im Herbst 2023 unterschreibt Younosi einen Aufhebungsvertrag. Vorangegangen war ein Compliance-Verfahren. Was genau dahinter steckt, blieb lange unklar.
Business Insider recherchierte monatelang zu den Hintergründen, sprach mit mehreren Beteiligten. Sie zeichnen ein anderes Bild des Top-Managers. Im Gespräch berichten sie von Machtmissbrauch, einer Kultur der Angst und Einschüchterungen. Younosis Anwalt bestreitet die Vorwürfe.
In der neuen Folge Macht und Millionen spricht Kayhan mit den beiden Investigativjournalisten von Business Insider, Joana Lehner und Luca Schallenberger, über den Fall.
Macht & Millionen - eine Produktion von Business InsiderRedaktion: Christine van den Berg und Kayhan ÖzgençProduktion und Sound: Peer Semrau Titelmusik: Afonelli