Neuer SZ-Podcast: Feuerzone - Das System Rammstein (Episode 1)
Jun 1, 2024
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Lena Kampf, Investigativjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung, beleuchtet die schockierenden Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann. Sie diskutiert den Machtmissbrauch im Showgeschäft und die Auswirkungen auf die betroffenen Frauen. Besondere Aufmerksamkeit gilt Shelby Lynns Anschuldigung, die eine Welle ähnlicher Berichte auslöste. Zudem wird die gespaltene Reaktion der Fans und Protestler während eines Rammstein-Konzerts thematisiert, die die gesellschaftlichen Debatten rund um Machtmissbrauch und Gleichberechtigung weiter anheizen.
Die Berichte über sexualisierte Gewalt durch Till Lindemann verdeutlichen die tiefen gesellschaftlichen Probleme im Umgang mit Machtstrukturen in der Musikindustrie.
Der Umgang mit den Vorwürfen zeigt, wie die Gesellschaft Rockstars oft privilegiert behandelt und weibliche Stimmen an den Rand drängt.
Die Verantwortung der Medien wird kritisch reflektiert, da sie durch ihre Berichterstattung zur Mythologisierung von Prominenten und zur Verschleierung von Missbrauch beigetragen haben.
Deep dives
Einblick in Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe
Die Diskussion beleuchtet die aktuellen Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Gewalt gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann. Mehrere Frauen beschreiben einen systematischen Rekrutierungsprozess, durch den junge Frauen für Partys und intime Begegnungen mit Lindemann ausgewählt wurden. Diese Erzählungen zeigen nicht nur die Gefahren dieses Castingsystems auf, sondern verweisen auch auf tiefere gesellschaftliche Probleme im Umgang mit Macht und sexualisierten Übergriffen. Der Podcast zielt darauf ab, zu klären, wie solche Strukturen in der Musikindustrie entstanden sind und warum sie so lange unentdeckt blieben.
Normalisierung von problematischen Verhalten
Das Phänomen, dass viele Menschen Verhaltensweisen von Rockstars oder Prominenten als normal akzeptieren, wird diskutiert. In der Vergangenheit war es üblich, dass männliche Künstler ohne Konsequenzen ihren Trieben nachgingen und sich ungebührlich verhielten, während Frauen oft in eine passive Rolle gedrängt wurden. Dieses 'Pfeifen' als Symbol für unangenehme Wahrheiten, die ignoriert werden, wird dadurch schmerzhaft deutlich, was die Dringlichkeit erhöht, dieses Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen. Die Auseinandersetzung zielt darauf ab, dass solche Verhaltensweisen nicht länger als hinnehmbar betrachtet werden dürfen.
Die Rolle der Medien und Verantwortung
Der Podcast thematisiert auch die Verantwortung der Medien bei der Aufdeckung von Missbrauchsfällen im Showbusiness. Journalisten und Kulturkritiker haben oft zur Mythologisierung von Stars beigetragen, wodurch ein System entstand, das Fehlverhalten und Machtmissbrauch ermöglichte. Interviews und Berichterstattung werden kritisch hinterfragt, um die eigenen Rollen und Verstrickungen in die Kulturbildung zu reflektieren. Angesichts der aktuellen Vorwürfe gegen Lindemann wird deutlich, dass eine ehrliche und verantwortungsvolle Berichterstattung unerlässlich ist, um Veränderungen herbeizuführen.
Persönliche Erfahrungen und der Druck der Öffentlichkeit
Die Geschichte von Shelby Lynn, die als erste gegen Lindemann öffentlich Vorwürfe erhob, wird als bedeutendes Beispiel angeführt. Ihre Erlebnisse zeigen den enormen Druck, dem Frauen ausgesetzt sind, die sich trauen, über Übergriffe zu sprechen, und die negativen Reaktionen, die sie von der Fangemeinde und den Medien erfahren. Durch ihre Erzählungen wird die Komplexität der Opfer-Täter-Dynamik im Kontext von Ruhm und Macht deutlich. Lynn wird zum Symbol für viele Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und der Podcast versucht, ihre Stimmen zu stärken und sichtbar zu machen.
Gesellschaftliche Spaltung und Diskurs über Rammstein
Die Auseinandersetzung mit Rammstein spiegelt größere gesellschaftliche Konflikte wider, insbesondere im Hinblick auf Genderfragen, Konsens und Cancel Culture. Die Reaktionen auf die Vorwürfe zeigen eine gespaltete Meinung innerhalb der Gesellschaft, in der die Unterstützung für die Band und die Forderungen nach Verantwortung nebeneinander bestehen. Fans und Kritiker finden sich in einem emotional aufgeladenen Diskurs wieder, der die Frage aufwirft, wie Kunst und ihre Schöpfer wahrgenommen werden sollten. Der Podcast soll zur Reflexion anregen und dazu beitragen, dass Fans und die Öffentlichkeit ihre Haltung gegenüber den Vorwürfen und deren Konsequenzen überdenken.
Aktuell gibt es keine neue Folge von "Wirecard: 1,9 Milliarden Lügen". Doch wir haben einen Podcast-Tipp! Hört hier Folge 1 unseres neuen Formats "Feuerzone: Das System Rammstein und der Machtmissbrauch in der Musik". Alle weiteren Episoden erscheinen ab 01. Juni auf sz.de/rammstein.
Darum geht es: Vor einem Jahr erschüttern die Recherchen zum “Fall Rammstein” von Süddeutscher Zeitung und NDR die Musikwelt: Mehrere Frauen berichten von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch durch den Sänger Till Lindemann.
Wie konnte es so weit kommen – und was ist seitdem passiert?
Die SZ-Journalisten Lena Kampf und Jakob Biazza erzählen in dieser Podcast-Serie alle Hintergründe: Die Betroffenen kommen ausführlich zu Wort, dazu Experten aus der Popbranche und Wegbegleiter der Band. Warum spaltet der Fall das ganze Land? Stimmt es, dass sich manche Stars schier alles erlauben können? Und wie muss sich unser Umgang mit #MeToo jetzt verändern? Das ist die Geschichte von Männern, die berühmt wurden, weil sie Grenzen überschritten. Und von unbekannten Frauen, die nicht mehr schweigen wollten.
Auf www.sz.de/rammstein gibt es jetzt schon Folge 2. Alle weiteren erscheinen wöchentlich dort. Zu hören mit SZ Plus oder einem SZ Plus-Probeabo.