Ex-Kanzler Gusenbauer: "Ich war nicht Benkos Nanny" - #1330
Feb 26, 2025
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Alfred Gusenbauer, ehemaliger Bundeskanzler Österreichs und Berater des Immobilienmagnaten René Benko, erläutert seine umstrittene Rolle im Beirat von Benkos Unternehmen. Er spricht über seine finanzielle Strategie und die Herausforderungen, die aus der Beziehung zu Benko entstanden sind. Gusenbauer verteidigt seinen Job als Berater, erklärt den Umgang mit unzureichender Transparenz in der Immobilienbranche und beleuchtet die ethischen Implikationen für ehemalige Politiker im Beratungssektor. Zudem hebt er die Bedeutung sozialdemokratischer Werte in Europa hervor.
Alfred Gusenbauer reflektiert über seine langjährige Beratungstätigkeit für René Benko, die sowohl wirtschaftliche Chancen als auch ethische Fragen aufwirft.
Gusenbauer hebt hervor, dass Benkos Arbeitsweise und Vision zur Stadtentwicklung bedeutend sind, obwohl sie finanziell risikobehaftet sind.
Die Diskussion über Kapitalismus und soziale Ungleichheit betont die Notwendigkeit, das System zu hinterfragen, anstatt Einzelne zu verurteilen.
Deep dives
Alfred Gusenbauer und René Benko
Alfred Gusenbauer, ehemaliger Bundeskanzler, reflektiert über seine langjährige Verbindung zu René Benko, einem umstrittenen Immobilienmagnaten, der wegen Betrugs und Untreue in U-Haft sitzt. Gusenbauer beschreibt Benko als einen getriebenen Workaholic, der trotz seines Reichtums in einem ständigen Kampf um geschäftlichen Erfolg war. Während seiner letzten Begegnung vor der U-Haft machte Benko einen gefassten und disziplinierten Eindruck, was Gusenbauer als bemerkenswert bezeichnet. Er hebt hervor, dass Benko nicht luxuriöse Orte genoss, sondern sie als Teil seiner geschäftlichen Vernetzung betrachtete, was ein gegensätzliches Bild zu dem häufigen Narrativ über reiche Unternehmer darstellt.
Gusenbauers Rolle als Berater
Nach seinem Rücktritt aus der Politik begann Gusenbauer als Berater für Benko zu arbeiten, was er als Möglichkeit sah, in einem aufstrebenden Markt tätig zu sein. Er erkannte Benkos Potenzial in der Immobilienbranche zur Zeit eines Booms und glaubt, dass die Transformation leerstehender Gebäude in gewerbliche Nutzung zur Stadtentwicklung beiträgt. Gusenbauer erklärt, dass er wegen seiner Erfahrungen und Kontakte wählte, ihn zu unterstützen, und nicht aus Opportunismus. Diese Verbindung zeigt die oft komplexe Natur der Beziehungen zwischen Politik und Wirtschaft.
Das Kaufhaus Tirol und Gusenbauers Einfluss
Gusenbauer spielte eine entscheidende Rolle beim Kaufhaus Tirol, einem Projekt, das er unterstützte, um die wirtschaftliche Belebung Innsbrucks zu fördern. Innerhalb eines Konflikts zwischen politischen Akteuren stellte Gusenbauer fest, dass die Schaffung neuer Geschäfte und die Belebung der Innenstadt von großer Bedeutung waren. Durch seine positive Unterstützung konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden, was die Diskrepanz zwischen seinen politischen Idealen und geschäftlichen Entscheidungen verdeutlicht. Diese Entscheidung wirft jedoch Fragen auf über mögliche Interessenkonflikte, die mit seiner späteren Zusammenarbeit mit Benko verbunden sind.
Kritik an Benkos Geschäftsmodell
Im Verlauf des Gesprächs äußert Gusenbauer Bedenken über die finanzielle Transparenz und die potenziellen Risiken, die mit Benkos Geschäftsmodell verbunden sind. Er stellt fest, dass es zahlreiche Warnungen von Investoren gab, und dass spezifische Details, wie Put-Optionen, oft nicht offengelegt wurden. Obwohl er bereit war, Benko zu unterstützen, zeigt Gusenbauer ein gewisses Unbehagen über die Entwicklungen und spricht über die Notwendigkeit, das Risikomanagement in der Unternehmensführung zu verbessern. Dies reflektiert eine breitere Diskussion über die Verantwortung von Führungskräften in der Geschäftswelt.
Sicht auf den Kapitalismus und soziale Verantwortung
Gusenbauer schildert seine Sichtweise auf den Kapitalismus und den Wettbewerb zwischen politischen Idealen und der Realität in der Wirtschaft. Er erklärt, dass das Schüren von Misstrauen gegenüber erfolgreichen Unternehmern nicht die Lösung für soziale Ungleichheit ist. Gusenbauer legt dar, dass es notwendig ist, das System selbst zu hinterfragen, anstatt Einzelne zu verurteilen, die in diesem System erfolgreich sind. Diese Diskussion verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die Sozialdemokratie steht, hinsichtlich Vertrauen und Glaubwürdigkeit in eine sich verändernde Gesellschaft.
Fast 16 Jahre lang stand der ehemalige SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer dem Immobilieninvestor René Benko zur Seite: als Berater, Geldbeschaffer und Aufsichtsrat. Warum er ein reines Gewissen hat und es ganz normal findet, als Ex-Politiker Millionen fürs Türöffnen zu bekommen, erklärt er im Gespräch mit Florian Klenk und Eva Konzett