80, impfwillig und verloren: Von Impfchaos und Impfneid
Jan 22, 2021
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Hans Winkler, langjähriger Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung und fast 80 Jahre alt, teilt seine persönlichen Erfahrungen mit dem Impfchaos für ältere Menschen. Katharina Theresa Paul, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Gesundheits- und Impfpolitik, analysiert die Versäumnisse der Impfkampagne in Österreich. Gemeinsam beleuchten sie die Ungerechtigkeiten und Herausforderungen, die ältere Menschen bei der Impfregistrierung erlebten, und diskutieren die Notwendigkeit einer transparenten und vertrauenswürdigen Impfstrategie.
Die Impfkommunikation in Österreich ist für Senioren unzureichend und führt zu Frustration über unklare Impftermine.
Impfneid und Ungerechtigkeiten bei der Impfverteilung gefährden das Vertrauen der Bevölkerung in das gesamte Impfsystem.
Deep dives
Impfstart in Österreich und anfängliche Kritik
Am 27. Dezember 2020 erhielt die erste Person in Österreich die Covid-19-Impfung, ein Ereignis, das sowohl von Politikern als auch von der Öffentlichkeit registriert wurde. Dieses Ereignis wurde jedoch von Kritik begleitet, da viele es als "Schauimpfen" betrachteten, insbesondere weil prominente Persönlichkeiten, wie Bürgermeister und Kardinäle, frühzeitig Zugang zur Impfung erhielten. Die Diskussion über Impfprioritäten und die Transparenz des Vergabesystems ist seither verstärkt worden, da zahlreiche Menschen, insbesondere jene über 80 Jahren, frustriert sind, keine klaren Informationen über ihren Impftermin zu erhalten. Diese Situation ruft starke Emotionen hervor und verdeutlicht die Unzufriedenheit in der Bevölkerung über die Kommunikationsstrategie der Regierung und die unklare Impfverteilung.
Frustration über unzureichende Impfkommunikation
Die Kommunikation über den Impfprozess und die dafür notwendigen Informationen lässt in Österreich zu wünschen übrig, insbesondere für Senioren, die nicht in Pflegeheimen leben. Es gibt viele Menschen, die bereit zur Impfung sind, jedoch unklar bleibt, wann und wo sie geimpft werden können. Kritiker weisen darauf hin, dass die Kommunikation der Regierung wenig transparent ist und oft nicht auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe eingeht. Auch die Registrierung und Begriffsdefinitionen rund um das Impfen wurden von dem Gastkolumnisten Hans Winkler als unzureichend und nicht spezifisch genug wahrgenommen.
Priorisierung und Ungleichheit im Impfprozess
Der Impfprozess erfordert eine klare Priorisierung von Risikogruppen und ein geordnetes System, das in vielen Regionen jedoch nicht einheitlich umgesetzt ist. Viele ältere Menschen, die im eigenen Zuhause leben und nicht digital versiert sind, haben Schwierigkeiten, sich für die Impfung anzumelden. Aufgrund dieser Herausforderungen für bestimmte Gruppen gibt es das Risiko, dass einige vulnerablen Personen nicht in den Mittelpunkt der Impfstrategie rücken. Politikwissenschaftlerin Dr. Katharina Theresa Paul betont, dass sowohl politische als auch technische Infrastrukturen für ein effektives Impfsystem von entscheidender Bedeutung sind.
Impfneid und gesellschaftliche Spannungen
Das Phänomen des Impfneids ist in der Diskussion um die Impfung allgegenwärtig und könnte das Vertrauen der Bevölkerung in das Impfsystem beeinträchtigen. Anzeichen von Ungerechtigkeit, wie das Vorziehen von Politikern und deren Angehörigen beim Impfprozess, führen zu einem Gefühl der Benachteiligung unter den Bürgern. Diese Intransparenz bei der Impfverteilung fördert das Misstrauen und die Frustration in der Bevölkerung, insbesondere bei denjenigen, die auf die Impfung warten. Gleichzeitig gibt es jedoch auch eine allgemeine Akzeptanz, dass solche gesellschaftlichen Ungleichheiten bestehen, und die Menschen wünschen sich eine bessere Kommunikation und Koordination, um die Impfkampagne transparenter und gerechter zu gestalten.
Hans Winkler und Katharina Paul diskutieren über Impfneid und Impfchaos in Österreich
„Presse"-Kolumnist Hans Winkler, selbst fast 80, erzählt in dieser Folge, wie sich seine Altersgruppe im Impfplan im Stich gelassen fühlt. Politikwissenschaftlerin Katharina T. Paul spricht über die Herausforderungen und Versäumnisse der Corona-Impfung in Österreich.
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