Die Spannungen zwischen den USA und China eskalieren weiter. China verfolgt eine aggressive Exportstrategie, während die USA ihre Schlüsselindustrien schützen wollen. Im Gespräch wird die Rolle des starken US-Dollars als wirtschaftliches Schlüsselinstrument beleuchtet. Die Diskussion behandelt auch die Auswirkungen Chinas technologischem Aufstieg und der Herausforderung des Bretton-Woods-Systems auf das globale Finanzsystem. Schließlich wird der wachsende Protektionismus und die Notwendigkeit einer Reform der WTO thematisiert.
China setzt auf exportorientierte Wirtschaftspolitik, um seine wirtschaftlichen Probleme zu bekämpfen, während die Binnenwirtschaft schwächelt.
Die chinesische Industriepolitik fördert gezielt Innovationen und modernisiert Schlüsselindustrien, um im globalen Wettbewerb mit den USA standzuhalten.
Wachsende Handelskonflikte zwischen den USA und China zeigen die Probleme der globalen Wirtschaft und erfordern eine neutrale Position der EU.
Deep dives
Chinas Exportstrategie und wirtschaftliche Herausforderungen
China verfolgt eine auf Export fokussierte Wirtschaftspolitik, um seine gravierenden wirtschaftlichen Probleme zu lösen. In den ersten sieben Monaten eines Jahres erreichte China den größten Handelsüberschuss seiner Geschichte mit über 500 Milliarden Dollar, was etwa zweimal so viel war wie bei den vorherigen Höchstständen. Diese Strategie zur Belebung der Wirtschaft geschah trotz einer schwächelnden Binnenwirtschaft, die weniger importierte, um den Handelsüberschuss zu maximieren. Die chinesische Regierung betrachtet Export als die einzige Lösung, während die Binnennachfrage trotz hoher Sparquoten gering bleibt, was potenziell langfristige negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat.
Chinas Industriestrategie und technologische Exzellenz
Die chinesische Industriepolitik zielt darauf ab, die heimische Industrie zu modernisieren und gleichzeitig im globalen Wettbewerb mit den USA Schritt zu halten. Innovationsförderung wird als essenziell angesehen, um strategische technologische Engpässe zu überwinden und langfristiges Wirtschaftswachstum zu sichern. Bei der Initiative 'Made in China 2025' wurden zehn Schlüsselindustrien für die Modernisierung ausgewählt, darunter IT und Robotik, vergleichbar mit Deutschlands Industrie 4.0. Durch gezielte staatliche Subventionen und eine starke Fokussierung auf Forschung und Entwicklung möchte China nationale Champions schaffen, die im internationalen Markt konkurrieren können.
Wirtschaftspolitische Spannungen zwischen den USA und China
Die wachsende Wettbewerbsfähigkeit Chinas wird von den USA zunehmend als Bedrohung wahrgenommen, was zu wachsender Skepsis gegenüber Handelsbeziehungen führt. US-Finanzministerin Janet Yellen äußerte Bedenken, dass Chinas makroökonomische Ungleichgewichte negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben könnten, während die enormen Handelsüberschüsse Chinas die globale Marktpreise beeinflussen. Die Politik der USA hat sich auch gegenüber China verschärft, unabhängig davon, ob ein Republikaner oder Demokrat im Weißen Haus sitzt. Diese aufkommenden Spannungen könnten zu weiteren Handelskonflikten führen, die die geopolitischen Verhältnisse maßgeblich beeinflussen könnten.
Die Rolle der USA im globalen Währungssystem
Das aktuelle Währungssystem, in dem der US-Dollar als globale Reservewährung fungiert, steht vor zunehmenden Herausforderungen, insbesondere von Seiten Chinas, das seine Unabhängigkeit von den USA anstrebt. Die Dominanz des Dollars ermöglicht es den USA, große Handelsdefizite zu fahren, was jedoch zu wirtschaftlichen Nachteilen für die heimische Industrie führen kann. Der Rückgang der Nachfrage nach US-Staatsanleihen aus dem Ausland könnte zu finanziellen Turbulenzen führen, insbesondere wenn andere Länder beginnen, ihre Dollar-Bestände zu diversifizieren. Langfristig könnten politische Maßnahmen und Wirtschaftswachstumsstrategien in China die Stabilität des US-Dollar-Systems gefährden.
Zukunftsausblick: Handelskonflikte und strategische Allianzen
Die zunehmende Protektionismus und der sich verstärkende Wettbewerb zwischen den USA und China legen die Probleme und Ungleichgewichte der globalen Wirtschaft offen dar. Die EU steht vor der Herausforderung, eine neutrale Position einzunehmen, während die geopolitischen Spannungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten immer intensiver werden. Während die USA weiterhin eine aggressive Handels- und Wirtschaftspolitik verfolgen, versuchen Länder wie China, alternative Handelsallianzen und Strukturen zu schaffen, die weniger abhängig von den USA sind. Diese Dynamik könnte langfristig zu einer Fragmentierung des globalen Marktes führen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit erschweren.
bto#256 – Trotz aller diplomatischen Floskeln befinden sich die USA und China auf einem ökonomischen Kollisionskurs. China hält an der Strategie fest, wichtige Schlüsselindustrien zu erobern und setzt zur Überwindung der Wachstumsschwäche auf Exporte. Die USA (und mittlerweile auch die EU) sind nicht mehr bereit, die Exportüberschüsse abzunehmen und zuzusehen, wie bedeutende Industrien im Wettbewerb mit China nicht mehr bestehen können.
Unabhängig davon, wie die Präsidentschaftswahl in den USA ausgeht, muss man fest davon ausgehen, dass sich der Handelskonflikt weiter verschärfen wird. Eine zentrale Rolle wird dabei der US-Dollar spielen, der zurzeit so stark ist wie seit Jahren nicht. Nicht nur Politiker der Republikaner sehen darin ein Problem.
Daniel Stelter diskutiert mit dem amerikanischen Ökonomen Dr. Benn Steil, wie der US-Dollar auf die amerikanische Wirtschaft wirkt und welche Szenarien zu erwarten sind. Steil ist Direktor für internationale Wirtschaft beim Rat für Auswärtige Beziehungen in New York. Steil wurde mehrfach für seine Sachbücher ausgezeichnet und ist Gründer und Herausgeber der Zeitschrift International Finance.
Hörerservice
Die Studie von Bruegel zur Industriestrategie von China finden Sie hier.
Neue Analysen, Kommentare und Einschätzungen zur Wirtschafts- und Finanzlage finden Sie unter www.think-bto.com.
Den monatlichen bto-Newsletter abonnieren Sie hier.
Sie erreichen die Redaktion unter podcast@think-bto.com. Wir freuen uns über Ihre Meinungen, Anregungen und Kritik.
Shownotes
Handelsblatt –Ein exklusives Angebot für alle „bto – beyond the obvious – featured by Handelsblatt”-Hörer*innen: Testen Sie Handelsblatt Premium 4 Wochen lang für 1 Euro und bleiben Sie zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage informiert.