Julian Schmidli, Datenjournalist bei SRF Data, deckt die dunklen Geheimnisse des Verkaufs von Standortdaten auf. Er demonstriert, wie einfach es ist, Bewegungsprofile von über 1,3 Millionen Schweizer Smartphones zu beschaffen. Pia Kiefer-Vogel aus Alpnach gibt Einblicke in ihre eigenen Daten, während Walter Wetter zeigt, wie detailliert man Personen verfolgen kann. Die Diskussion dreht sich um die erschreckenden Risiken für die Privatsphäre und die Notwendigkeit, achtsamer mit unseren Daten umzugehen.
Standortdaten stellen sensible Informationen dar, die ohne Wissen des Nutzers einfach verkauft werden können, was große Datenschutzprobleme aufwirft.
Die Recherche zeigt, dass viele Apps Standortdaten an Drittanbieter weitergeben, während Nutzer oft unwissentlich Teil eines Verkaufsnetzwerks sind.
Deep dives
Die Sensibilität von Standortdaten
Standortdaten sind äußerst sensible Informationen, die viel über das Leben einer Person aussagen. Diese Daten werden von Werbefirmen stark begehrt, da sie Einblicke in das Bewegungsverhalten liefern. Bei einer Recherche wurde festgestellt, dass Bewegungsprofile von Millionen Schweizer Handys auf Schattenmärkten gehandelt werden können, was zu einem großen Datenschutzproblem führt. Dies zeigt, wie wenig Kontrolle Einzelpersonen über ihre eigenen Daten haben, auch wenn sie sich um ihre Privatsphäre bemühen.
Das Experiment mit Pia Kiefer-Vogel
Ein Experiment mit Pia Kiefer-Vogel verdeutlichte, wie einfach es ist, ein Bewegungsprofil anhand von Standortdaten zu erstellen. Während einer Autofahrt wurden verschiedene Punkte ihres Lebens aufgedeckt, einschließlich ihrer häufigen Besuche beim Einkaufen und beim Arzt. Pia äußerte, dass sie sich nicht daran erinnern kann, jemals den Weitergaben ihrer Standortdaten zugestimmt zu haben, was ihr Unbehagen bereitete. Die Spritztour offenbarte nicht nur ihre Bewegungen, sondern das gesamte Ausmaß der Daten, die über sie gesammelt wurden, was sie als invasiv empfand.
Der Erwerb von Standortdaten
Die Recherche zeigte, wie leicht es ist, Standortdaten zu kaufen, selbst für Journalisten. Ein Journalist konnte sich in einem Datenmarktplatz anmelden, um auf die Bewegungsprofile von über einer Million Schweizer Handys zuzugreifen. Diese Daten sind für Werbefirmen von großem Interesse und werden für 2.000 bis 3.000 Dollar pro Monat angeboten. Die einfache Beschaffung solcher sensibler Daten verdeutlicht, dass es an Transparenz in der Datenverarbeitung fehlt und die rechtlichen Konsequenzen unklar sind.
Datenschutz und Apps
Die Diskussion über Datenschutz in Bezug auf Apps ergab, dass viele Anwendungen, wie Live360, Standortdaten möglicherweise an Datenhändler weitergeben. Auch wenn viele Nutzer dieser Apps glauben, ihre Privatsphäre im Griff zu haben, sind sie oft unwissentlich Teil eines größeren Netzwerks, das ihre Daten verkauft. Nutzer werden ermutigt, die Datenschutzeinstellungen ihrer Handys zu überprüfen, um die Übermittlung ihrer Standortdaten zu minimieren. Dies fordert eine kritische Auseinandersetzung mit den Anwendungen, die wir nutzen und den Datenschutzpraktiken der Anbieter.
Kaum eine Info verrät so viel über uns wie der Standort. Datenjournalist Julian erhält ohne viel Aufwand Bewegungsdaten von 1.3 Millionen Schweizer Smartphones. Damit kann er verschiedenste Personen tracken, von Alpnach bis Zürich, von der Pensionärin bis zum Armeeangehörigen. Wie ist das möglich?
«Standortdaten von Schweizer Handys? Kriegt man nicht.» Das sagten Datenschutzcracks gegenüber Datenjournalist Julian Schmidli zu Beginn seiner Recherche. SRF Data beweist das Gegenteil: Bewegungsprofile von Millionen von Schweizer Geräten stehen im Internet zum Verkauf - ein riesiger Schattenmarkt.
Mit diesen Daten lassen sich beliebige Leute tracken. So findet Julian Schmidli anhand der Standortdaten von Pia Kiefer-Vogel aus Alpnach deren Frauenarzt, den Coiffeur und er kann sie auf dem Weg in die Ferien verfolgen. Ist das wirklich nur möglich, weil Pia auf «alles akzeptieren» gedrückt hat? Ist die Weitergabe dieser Daten legal? Und: Was können wir unternehmen, damit unsere Standortdaten safe sind?
In der vierteiligen Serie blicken Raphaël Günther und Julian Schmidli in den Abgrund der Datenindustrie. Die nächste Folge gibts jeweils am Montag, auf srf.ch/audio sogar schon etwas früher.
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(00:00) Intro
(02:43) Die Standort-Schnitzeljagd mit Pia Kiefer-Vogel
(09:54) Millionen rote Punkte: Die Recherche von SRF Data zu Standortdaten aus der Schweiz
(15:20) Schweizer Smartphones tracken: Beispiele und Stories
(22:00) Sicherheitslücken durch Standortdaten?
(24:24) Wie es passieren kann, dass unsere Standortdaten zum Verkauf stehen
(29:02) Verdächtige Apps: Life360 und gewisse Wetter-Apps
(32:27) Das könnt ihr tun, um Standort-Leaks zu vermeiden
(34:22) Ausblick auf Folge 3 & Impressum
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In dieser Episode zu hören:
- Pia Kiefer-Vogel aus Alpnach
- Walter Wetter aus der Ostschweiz
- Nico Ebert, Cybersecurity-Experte und Professor für Wirtschaftsinformatik an der ZHAW School of Management and Law
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Links:
Anleitung gegen Tracking: https://www.srf.ch/news/schweiz/anleitung-gegen-tracking-drei-einfache-schritte-um-ihre-handy-daten-zu-schuetzen
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Team:
- Host: Raphaël Günther
- Recherche: Julian Schmidli und Keto Schumacher
- Produktion: Céline Raval und Silvan Zemp
- Titelmusik und Sounddesign: Thomas Baumgartner
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Das ist «News Plus Hintergründe»:
Aufwändig recherchierte Geschichten, die in der Schweiz zu reden geben. Ob Datenkrimi, Wirtschaftsskandal oder Politthriller – hier gibt es die ganze Story.
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