Terroristen-Deradikalisierer Moussa al Hassan Diaw im Interview – #45/2
Apr 11, 2018
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Moussa al Hassan Diaw, ein ausgewiesener Islamismusforscher und Pädagoge, der sich auf die Deradikalisierung radikalisierter Jugendlicher spezialisiert hat, gewährt Einblicke in seine Arbeit. Er schildert, wie soziale Medien extremistische Ideale fördern und Jugendliche bis zum Alter von 14 Jahren beeinflussen. Besonders eindrücklich sind seine Erfahrungen mit radikalisierten Jugendlichen im Gefängnis. Diaw diskutiert die Herausforderungen der Deradikalisierung und hebt die Bedeutung interreligiöser Dialoge für die Reintegration junger Menschen hervor.
Deradikalisierungsexperten, wie Moussa al Hassan Diaw, sind entscheidend für den Kampf gegen die Radikalisierung junger Menschen in Europa.
Die drastische Altersreduzierung bei radikalisierten Jugendlichen erfordert frühzeitige Präventionsmaßnahmen und eine bessere Koordination von Unterstützungsprogrammen.
Deep dives
Die Rolle der Deradikalisierungsexperten
Der Einsatz von Deradikalisierungsexperten spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Radikalisierung junger Menschen in Europa. Diese Experten, wie Musa al-Hasan Djaw, arbeiten eng mit Jugendlichen zusammen, die in Kontakt mit extremistischen Ideologien geraten sind, um ihnen alternative Narrative zu bieten. Djaws Ansatz konzentriert sich darauf, diese jungen Menschen von gewaltvollen Wegen abzubringen und ihr Verständnis für ihre Identität zu fördern. Trotz der Notwendigkeit solcher Maßnahmen ist die Anzahl der Deradikalisierungsexperten in Österreich jedoch sehr gering, was die Effektivität der Bemühungen stark einschränkt.
Veränderungen in der Radikalisierung junger Menschen
Die Radikalisierung junger Menschen hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert, insbesondere hinsichtlich des Alters der Betroffenen. Viele Jugendliche, die in extremistische Gruppen abgleiten, sind mittlerweile bereits 12 oder 13 Jahre alt, was einen signifikanten Rückgang des Alters im Vergleich zu früheren Zeiten darstellt. Ihre Urteilskraft und Zugänglichkeit zu gewalttätigen Inhalten über das Internet, einschließlich Computerspielen und Social Media, fördern die Verbreitung extremistischer Ideen in sozialer Interaktion. Diese Entwicklung zeigt die Dringlichkeit, frühzeitige Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, um diese gefährdeten Gruppen abzufangen.
Herausforderungen im Justizsystem
Die Justiz in Österreich geht aufgrund der hohen Bedrohung durch islamistischen Terrorismus sehr hart gegen Verdächtige vor, was zu hohen Verurteilungen führt. Dieser strenge Ansatz kann jedoch kontraproduktiv sein, da er die Notwendigkeit von Rehabilitations- und Unterstützungsmaßnahmen in den Hintergrund drängt. Vor allem in Justizvollzugsanstalten haben viele Radikalisierte keine geeigneten Programme oder Unterstützung, um der Abwärtsspirale der Radikalisierung zu entkommen. Eine bessere Koordination zwischen Bildungsressourcen, sozialen Diensten und dem Justizsystem könnte dazu beitragen, Jugendlichen, die in extremistische Kreise geraten sind, eine echte Perspektive zu geben.
Ein Exklusivinterview von FALTER-Chefredakteur Florian Klenk mit dem Terroristen-Deradikalisierer Moussa al Hassan Diaw bildet den zweiten Teil des heutigen Podcasts. Der Islamismusforscher und Pädagoge berichtet, welche Erfahrungen er mit radikalisierten Jugendlichen bei seiner Sozialarbeit in Gefängnissen gemacht hat. Moussa al Hassan Diaw betreut auch den Angeklagten des Wiener Terroristenprozesses Lorenz K.