Ein Jahr Einwanderungsgesetz – darum kommen so viele Menschen aus Indien
Nov 29, 2024
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Jan Klauth, Wirtschaftsredakteur bei WELT, diskutiert das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz und seine Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Die Herausforderungen bei der Rekrutierung von Fachkräften werden beleuchtet, insbesondere die Tendenz, dass viele Einwanderer alternative Länder wie Kanada bevorzugen. Klauth analysiert die Erfolge und Mängel des Gesetzes, spricht über die Integration der Einwanderer aus den Balkanstaaten und die kritische Lage der deutschen Wirtschaft hinsichtlich fehlender verlässlicher Daten.
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat die Visa-Ausstellungen für qualifizierte Arbeitskräfte in Deutschland erhöht, bleibt aber hinter dem Bedarf zurück.
Trotz positiver Reaktionen der Unternehmen gibt es erhebliche bürokratische Hürden, die den Prozess der Fachkräfteanwerbung verlangsamen.
Deep dives
Fachkräfteeinwanderungsgesetz und seine Auswirkungen
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz wurde eingeführt, um die Einwanderung qualifizierter Fachkräfte nach Deutschland zu erleichtern. Trotz dieser Gesetzesreform ist die bürokratische Hürde nach wie vor hoch, mit sieben beteiligten Stellen im Einwanderungsprozess. Letztes Jahr wurden etwa 170.000 Visa ausgestellt, und in diesem Jahr ist die Zahl auf 200.000 gestiegen, was einen Anstieg von 13 Prozent darstellt. Dennoch bleibt Deutschland weit hinter dem Ziel von 400.000 benötigten Arbeitskräften pro Jahr zurück, um die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen, insbesondere angesichts der vielen bevorstehenden Renteneintritte.
Herausforderungen der Fachkraftdefinition
Die Definition, wer als Fachkraft gilt, ist klar im Aufenthaltsgesetz geregelt und setzt voraus, dass Migranten einen anerkannten Berufs- oder Hochschulabschluss haben. Trotz der Erfolge des Gesetzes kommen jedoch viele Einwanderer ohne diese Qualifikationen nach Deutschland, wie zum Beispiel Arbeitskräfte aus dem Westbalkan. Fortlaufend wird festgestellt, dass etwa 40 Prozent der aktuellen Einwanderer tatsächlich hochqualifiziert sind, während ein erheblicher Teil der Zuwanderer aus Staaten wie Bosnien und Serbien kommt und keine formalen Qualifikationen vorweisen kann. Diese Situation führt zu einer Verwirrung in der Kommunikation über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz.
Unternehmen und kritische Rückmeldungen
Die Reaktionen der deutschen Unternehmen auf das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sind überwiegend positiv, da es als notwendiger Schritt zur Bekämpfung des Fachkräftemangels angesehen wird. Dennoch berichten Personalvermittler von anhaltenden Problemen mit den bürokratischen Abläufen, die den Prozess zur Einstellung von Arbeitskräften erheblich verlangsamen. Eine OECD-Statistik zeigt, dass vom Zeitpunkt der Entscheidung zur Auswanderung bis zur Arbeitsaufnahme in Deutschland im Durchschnitt über zwei Jahre vergehen, was oft dazu führt, dass Bewerber andere Angebote bevorzugen. Kritische Stimmen bemängeln außerdem die geringe Nutzung des sogenannten Spurwechsels, der es abgelehnten Asylbewerbern ermöglichen sollte, legal Arbeit zu suchen, worüber jedoch keine konkreten Daten vorliegen.
Mit dem Fachkräfte-Einwanderungsgesetz will die Ampel-Koalition die Personalnot in deutschen Firmen lindern. Welche Arbeitskräfte in diesem Jahr nach Deutschland gekommen sind und aus welchen Ländern sie stammen, hat WELT-Wirtschaftsredakteur Jan Klauth recherchiert.
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