Syrien nach Assad: ewiger Bürgerkrieg und islamistischer Terror | TE-Spezial Diskussion
Dec 10, 2024
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Marco Gallina, Redakteur bei Tichys Einblick, und Shams Ul-Haq, Journalist mit Fokus auf islamistischen Terror, diskutieren die fortdauernde Instabilität in Syrien nach dem Sturz von Assad. Gallina erläutert, dass der Bürgerkrieg weitergeht, trotz der Kontrolle durch die HTS-Allianz. Ul-Haq analysiert die geopolitischen Interessen, darunter die Unterstützung durch die Türkei und die USA. Sie warnen vor den unrealistischen Rückkehrperspektiven syrischer Migranten und beleuchten die komplexen Herausforderungen, die auf Deutschland zukommen könnten.
Die Kontrolle der Rebellen-Allianz unter Abu Mohammed al-Julani könnte Syriens Zukunft in eine radikalere Richtung lenken und die Sicherheitslage gefährden.
Die unklare Lage in Syrien beeinflusst maßgeblich die Rückkehrentscheidungen syrischer Flüchtlinge in Deutschland, die sich dort gut integriert haben.
Deep dives
Die Rolle von Abu Mohammed al-Julani
Abu Mohammed al-Julani übernimmt die Kontrolle über Syrien durch eine Rebellen-Allianz, die von ihm angeführt wird. Bei dieser Allianz handelt es sich um eine Gruppenbildung, die stark organisiert ist und extrem islamistische Ideale verfolgt. Al-Julani war zuvor für Al-Qaida aktiv und seine Herrschaft könnte dazu führen, dass das Land in eine radikalere Richtung gelenkt wird. Dies gibt Anlass zur Sorge über mögliche Auswirkungen auf die Sicherheitslage und die zukünftige politische Stabilität in Syrien.
Die Situation der christlichen Minderheiten
Christliche Gemeinden in Syrien befinden sich in einer ambivalenten Lage, da die Rebellen-Allianz teilweise Schutz zugesichert hat, jedoch auch Vorfälle der Verfolgung dokumentiert sind. Es gab Berichte über die Rückgabe von christlichem Eigentum, was als Fortschritt gewertet werden könnte; dennoch bleibt die Unsicherheit, wie sich die Situation langfristig entwickeln wird. Viele Christen in Syrien beobachten die Entwicklungen mit großer Vorsicht, da die Machtübernahme eine Unsicherheit für ihre Sicherheit mit sich bringt. Der Fokus der islamistischen Gruppen liegt momentan auf dem Konsolidieren ihrer Macht und könnte in Zukunft eine verstärkte Verfolgung der Minderheiten nach sich ziehen.
Migration und Rückkehr von Flüchtlingen
Die Zukunft der syrischen Flüchtlinge in Deutschland wird durch die unklare Lage in Syrien stark beeinflusst, wobei viele von ihnen abwarten, bevor sie eine Rückkehr in Betracht ziehen. In der Türkei versuchen viele Syrer, zurückzukehren, jedoch ist die Situation in Syrien chaotisch und es bleibt fraglich, ob ein stabiler Lebensraum existiert, der eine Rückkehr gerechtfertigt. Die Mehrheit der syrischen Flüchtlinge in Deutschland hat sich über die Jahre gut integriert und sieht kaum einen Anreiz, zurückzukehren, solange die Sicherheitslage in ihrem Heimatland unsicher bleibt. Politische Maßnahmen zur Rückführung könnten sich als populistisch erweisen und in der Realität schwer umsetzbar sein, da viele Familien seit Jahren in Deutschland leben und sich eine neue Perspektive aufgebaut haben.
In Syrien wurde Diktator Bashar al-Assad gestürzt. Er floh mit seiner Familie nach Moskau. Eine Allianz verschiedener Rebellengruppen unter der Führung der Gruppe Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) hat die Kontrolle über große Teile des Landes übernommen. Ist damit ein Ende des Bürgerkrieges in Sicht?
„Nein“, glaubt TE-Redakteur Marco Gallina. Der Bürgerkrieg in Syrien geht in die nächste Runde, das Land ist noch lange nicht im Frieden angekommen. Die HTS-Allianz kontrolliert einen Großteil des Landes, doch „Kurdische Milizen und IS-Terrornester“ bleiben bestehen. Außerdem besetzt Israel Grenzgebiete im Süden des Landes.
„Entscheidend ist, wessen Interessen sich durchsetzen“, sagt Shams Ul-Haq. Er ist Journalist und Experte für islamistischen Terror. Der Anführer der HTS kann auf eine lange Karriere bei verschiedensten Terrororganisationen zurückblicken. Er wird von der Türkei unterstützt – und von den Vereinigten Staaten. Geschwächt ist Putin, der mit Assad einen wichtigen Verbündeten in der Region verliert. Wurde hier ein Deal geschlossen? Wurde die Ukraine für den Preis Syriens verkauft?
Dass die Fluchtbewegungen von 2015 nun rückabgewickelt werden, glaubt Sandra Kostner, Migrationsforscherin, nicht. Zu lange schon leben die ehemaligen Merkel-Flüchtlinge im Land, haben sich Existenzen und Familien aufgebaut. Auch ist die Situation im Land nicht besser geworden, als sie unter Assad war – Krieg und Armut herrschen noch immer im Land.
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