Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri, auch bekannt als Abu Bakr al-Baghdadi, war Mitbegründer des Islamischen Staats und später dessen Oberhaupt. Er spricht über die Ausrufung des Kalifats und die Ideologie des IS, die brutale Taktiken und die Scharia umfasst. Unterschiede zwischen IS und Al-Qaeda werden beleuchtet, ebenso wie die Bedrohungen durch islamistischen Terrorismus in Deutschland. Al-Baghdadi thematisiert die Anziehungskraft des Kalifats, besonders für Jugendliche, und betont die Herausforderungen für Sicherheitsbehörden im Umgang mit diesen Ideologien.
Die Ausrufung des Kalifats durch Abu Bakr al-Baghdadi im Jahr 2014 symbolisierte eine brutale Herrschaft, die weltweit Besorgnis erregte.
Die Forderungen nach einem Kalifat in Deutschland reflektieren eine wachsende Radikalisierung innerhalb bestimmter Teile der muslimischen Gemeinschaft.
Deep dives
Definition und Ursprung des Kalifats
Ein Kalifat ist die Herrschaft eines Stellvertreters des Propheten Mohammed, der die muslimische Gemeinschaft über die Scharia leitet. Diese Form der Herrschaft entstand in der Anfangszeit des Islam, etwa im Jahr 630, und breitete sich durch die Unterwerfung benachbarter arabischer Stämme aus. Der erste Kalif, Abu Bakr, und seine Nachfolger eroberten bedeutende Regionen, wodurch die Scharia als Gesetz in eroberten Gebieten wie Syrien, Persien und Ägypten etabliert wurde. Das Kalifat war nicht nur eine politische Struktur, sondern auch ein Symbol für die Expansion des Islam und das Streben nach einem einheitlichen islamischen Staat.
Geschichte des Kalifats und sein Niedergang
Die Blütezeit des Kalifats fand im 8. und 9. Jahrhundert in Bagdad statt, wo es zu einem Zentrum für Wissenschaft und Kultur wurde. Dieser Aufschwung ging jedoch mit einer zunehmenden Bürokratisierung einher, die letztlich zu einem Machtverlust der Kalifen führte. Ab dem 8. Jahrhundert verlagerte sich der Fokus auf lokale Emirate, wie das Emirat von Córdoba, was die Fragmentierung der Macht innerhalb des Islam zur Folge hatte. Der Niedergang der Abbasiden wurde 1258 mit dem Fall Bagdads besiegelt, was das Ende einer Ära im islamischen Kalifat markierte.
Das moderne Kalifat unter dem IS
Im Jahr 2014 erklärte Abu Bakr al-Baghdadi, Anführer des IS, das Kalifat in Mosul, was zu weltweiten Reaktionen und erheblichen Bedenken führte. Diese Ausrufung geschah im Kontext einer brutalen Herrschaft, die darauf abzielte, ein islamisches Reich zu etablieren, das weit über Irak und Syrien hinaus ging. Al-Baghdadi trat als sogenannter Kalif auf und appellierte an Muslime weltweit, sich diesem neu geschaffenen Kalifat anzuschließen, während das IS-Regime grausame Taktiken einsetzte, um seine Macht durch Terror und Kontrolle über die Zivilbevölkerung zu festigen. Die Ansprüche des IS wurden von vielen muslimischen Gelehrten vehement zurückgewiesen, die diese Form des Kalifats als illegitim betrachteten.
Demonstrationen und die Forderung nach einem Kalifat in Deutschland
Vor kurzem fanden in Deutschland Demonstrationen statt, bei denen eine Rückkehr zum Kalifat gefordert wurde. Solche Ereignisse sind nicht neu und reflektieren eine schon länger bestehende Radikalisierung in bestimmten Teilen der muslimischen Gemeinschaft. Anhänger von Gruppen wie der Hizb ut-Tahrir stellen Forderungen nach einem Kalifat mit friedlichen Mitteln auf, was jedoch umfassende Sicherheitsbedenken aufwirft. Die deutschen Sicherheitsbehörden müssen wachsam bleiben, da solche Ansprüche potenziell das Grundverständnis von Demokratie und Rechtstaatlichkeit in Deutschland gefährden könnten.
Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri schließt sich einer Islamistengruppe an und wird 2004 verhaftet. Seine Haft wird zum Wendepunkt. Er wählt den Kampfnamen Abu Bakr al-Baghdadi, wird zum Mitbegründer des sogenannten Islamischen Staats (IS) und später zu dessen Oberhaupt. Er ruft 2014 das Kalifat aus – mit ihm als weltlichem und geistlichem Oberhaupt.