DATUM Kosmos #13: Klimawandel – zwischen Aktivismus, Journalismus und Wahlkampf
Sep 13, 2019
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In dieser Folge sprechen Johannes Stangl, Mitgründer von Fridays for Future Österreich, Tatjana Lackner, Kommunikationsexpertin, und Clara Borack, Journalistin und Klimaaktivistin. Sie erörtern die Mobilisierung junger Menschen für den Klimaschutz, sowie wie man Menschen, die nicht aktiv teilnehmen, zum Mitmachen animiert. Stangl teilt Einsichten über die Herausforderungen im Klimaaktivismus. Lackner analysiert die Rhetorik der Spitzenkandidaten beim Wahlkampf. Gemeinsam diskutieren sie über die wichtige Verbindung zwischen Journalismus und Aktivismus.
Johannes Stangl betont die Dringlichkeit des Klimawandels und die Verantwortung der Bürger, aktiv an Wahlen und Klimaschutzentscheidungen teilzunehmen.
Clara Borack diskutiert die Herausforderungen der journalistischen Objektivität und fordert eine stärkere Solidarität im Umgang mit der Klimakrise.
Deep dives
Bewegung für Klimagerechtigkeit
Johannes Stangl, Mitbegründer von Fridays for Future Österreich, erklärt, dass die Bewegung aus einer Notwendigkeit entstand, eine ehrliche Klimapolitik zu fordern. Inspiriert von Greta Thunbergs Protesten setzen sich Stangl und andere junge Aktivisten dafür ein, wissenschaftliche Erkenntnisse in die politische Entscheidungsfindung zu integrieren. Trotz der wachsenden Unterstützung sieht Stangl, dass viele Regierungen weltweit nicht auf dem richtigen Kurs sind, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, was die Dringlichkeit ihres Anliegens unterstreicht. Die Bewegung umfasst inzwischen 24 Regionalgruppen in Österreich und ist Teil einer internationalen Initiative mit Aktivisten aus rund 120 Ländern, die zusammen für Klimagerechtigkeit kämpfen.
Steigende öffentliche Wahrnehmung der Klimakrise
Der Klimawandel hat in den letzten zwei Jahren erheblich an Dringlichkeit und medialer Aufmerksamkeit gewonnen, was Stangl auf die spürbaren Auswirkungen zurückführt, die viele Menschen direkt betreffen. Historisch hohe Sommer- und Naturkatastrophen wie Brände im Amazonasgebiet haben das Bewusstsein für die Klimakrise geschärft und viele Menschen motiviert, aktiver zu werden. Greta Thunberg wird als eine Schlüsselperson genannt, die einen globalen Impuls für das Handeln geschaffen hat und dazu beiträgt, eine neue Generation von Klimaaktivisten zu mobilisieren. Dadurch erwacht eine gesellschaftliche Bewegung, die sich nicht nur in Österreich, sondern weltweit etabliert.
Politische Verantwortung und Einfluss der Wähler
Stangl betont die Verantwortung der Bürger im politischen Prozess und ermutigt sie, sich aktiv an Wahlen und Entscheidungen über Klimaschutz zu beteiligen. Er sieht in der bevorstehenden Nationalratswahl in Österreich die Möglichkeit, Klimathemen in den Vordergrund zu rücken und die Politiker zur Rechenschaft zu ziehen. Trotz der allgemeinen Zustimmung der Parteien zur Klimapolitik gibt es Bedenken, dass viele dieser Positionen nicht ausreichend fundiert oder überzeugend sind, was eine informierte Wählerentscheidung erschwert. Die Bewegung strebt danach, als vielfältige Gruppe auftreten zu können, die verschiedene politische Standpunkte vereint, während sie gleichzeitig die Zielsetzung einer realistischen und wissenschaftlich fundierten Klimapolitik verfolgt.
Dynamik zwischen Journalismus und Aktivismus
Im Gespräch reflektiert Clara Borack, eine Journalistin und Klimaaktivistin, über die Herausforderungen, sowohl als Journalistin als auch als Aktivistin zu agieren. Sie unterstreicht, dass die Objektivität im Journalismus oft subjektiv gestaltet wird und von der Machtverteilung in der Gesellschaft abhängt. Borack ist der Meinung, dass jede Stimme und jede Perspektive in der Berichterstattung wichtig ist, um die komplexen und oft emotionalen Themen des Klimawandels adäquat zu behandeln. Sie fordert eine stärkere Solidarität und Konsequenz in den Handlungen, um die Herausforderungen der Klimakrise gemeinsam zu bewältigen und gleichzeitig die eigenen Privilegien zu hinterfragen.
Wir haben uns diesmal einerseits eines inhaltlichen und andererseits eines formalen Themas aus dem Wahlkampf angenommen. Einerseits: Wie engagiert sich die Jugend fürs Klima? Das Gespräch mit Johannes Stangl von ›Fridays for Future‹ führte Chefredakteur Stefan Apfl und fragte etwa nach, wie ›Fridays for Future‹ diejenigen erreicht, die sich null fürs Klima interessieren? Andererseits richtete wir den formalen Fokus aufs Sprechen: Kommunikationsexpertin Tatjana Lackner analysiert für uns die Sprache der Spitzenkandidaten. Außerdem gibt es Eindrücke von unserer Geburtstagsparty vom 9. September zum Nachhören.
Jetzt wünschen wir viel Vergnügen mit dem Podcast, einen guten Start in den Herbst und freuen uns über Feedback, bitte an studio@datum.at!
Danke an Peter Kollreider und hoerwinkel, die auch den ›DATUM Studio Sound‹ kreiert haben.
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