In dieser Folge wird untersucht, wie demokratische Strukturen oft oligarchische Züge annehmen. Die Entwicklung linker Parteien, insbesondere der SPD, wird kritisch analysiert und zeigt, wie ursprüngliche Ideale verloren gehen. Robert Michels' Theorien über den Machtmissbrauch innerhalb von Parteien sind ebenso ein zentrales Thema. Zudem werden die Herausforderungen innerparteilicher Pluralität und gesellschaftliche Veränderungen thematisiert. Immer wieder wird die enge Beziehung zwischen Demokratie und Oligarchie in den Fokus gerückt.
Robert Michels analysiert, dass demokratische Parteien, once gegründet, zur oligarchischen Kontrolle neigen, wenn sie an Größe und Einfluss gewinnen.
Die Transformation sozialistischer Parteien von radikal zu bürgerlich verdeutlicht, wie Machtstreben oft ursprüngliche Ideale untergräbt und die Basis entfremdet.
Deep dives
Die Theorie von Robert Michels
Robert Michels entwickelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Konzept der Oligarchie innerhalb demokratischer Parteien, um zu erklären, warum sozialistische Parteien trotz ihrer demokratischen Gründungsideale im Laufe der Zeit nach rechts tendieren. Michels war der Meinung, dass jede Organisation, die sich mit einem politischen Ziel zusammenschließt, eine Tendenz zur Bildung von Führerklicken aufweist, die letztendlich die partizipative Demokratie hemmen. Er stellte fest, dass diese Führer die Kontrolle über die Basis ausüben und dem demokratischen Ideal hinderlich sind, indem sie Entscheidungsprozesse monopolisiert. Sein berühmtestes Werk ist die Schrift 'Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie', in der er seine Erkenntnisse empirisch untermauert.
Der Widerspruch zwischen Idealen und Realität
Michels argumentierte, dass es nur theoretisch möglich sei, eine echte partizipative Demokratie innerhalb von Parteien aufrechtzuerhalten, da die Realität andere Strukturen hervorbringt. Er zeigte auf, dass Organisationen, die ursprünglich dazu dienten, die Arbeiterbewegung zu unterstützen, letztendlich dazu führen, dass die Führungsebene von den Interessen der Basis entfremdet wird. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die Entwicklung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ansieht, die ihre revolutionären Ideale aufgegeben hat, um regierungsfähig zu werden. Michels' Auffassung ist, dass die Massen oft nach Führung streben und die Delegation von Entscheidungen an die Führer zwar praktisch erscheint, aber die Souveränität der Massen untergräbt.
Die Ambivalenz der Sozialdemokratie
Die Transformation der sozialistischen Parteien von radikal zu zunehmend bürgerlich ist ein zentraler Punkt von Michels' Analyse. Er hob hervor, dass die ehemaligen Arbeiter, die in diesen Parteien aktiv waren, oft zu Berufspolitikern wurden, deren Interessen sich von denen der arbeitenden Bevölkerung entfernt haben. Diese Entwicklung führte zu einer Verbürgerlichung der SPD, wo die politischen Ideale zunehmend den realpolitischen Notwendigkeiten weichen mussten. Michels stellte fest, dass die ursprüngliche Aufgabe dieser Parteien, die bürgerliche Gesellschaft abzuschaffen, zugunsten der eigenen Machterhaltung vernachlässigt wurde.
Demokratie und Regierungsverantwortung
Ein weiteres zentrales Thema ist die Notwendigkeit, zwischen oppositioneller politischen Arbeit und der Verantwortung in Regierungsämtern zu unterscheiden. Michels stellte fest, dass die Übernahme der Regierungsverantwortung dazu führt, dass Parteien ihre ursprünglichen, oft radikalen Prinzipien opfern müssen, um den Anforderungen des politischen Systems gerecht zu werden. Dies betrifft insbesondere die SPD, die einst für die Interessen der Arbeiter kämpfte, jedoch jetzt oft Maßnahmen unterstützt hat, die gegen die ursprünglichen Ideale stehen. Michels stellte fest, dass die Teilnahme an Macht und Regierung eine perverse Logik erzeugt, in der das Streben nach Macht zur Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse führt, anstatt diese zu verändern.
Wohlstand für Alle
Die Grünen als einstige Friedenspartei sind heute sicherheitspolitische Falken. Die SPD führte die Agenda 2010 ein. Warum werden linke Parteien mit der Zeit konservativ?
Der Soziologe Robert Michels beantwortete diese Frage bereits vor über 100 Jahren in seiner Studie „Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens“. Darin zeigt er, warum Parteien ab einer gewissen Größe oligarchische Strukturen aufweisen und sich eine Führungskaste entwickelt, die vor allem daran interessiert ist, die eigene Macht abzusichern.
Zudem sei ein großes Problem linker Parteien, dass diese danach streben, „Verantwortung zu übernehmen“ und mitzuregieren. Die Interessen der Arbeiter werden dann nicht mehr vertreten, sondern dem Regierungszweck untergeordnet.
Liest man heute die Analyse von Robert Michels, sind Parallelen zur Gegenwart unübersehbar. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
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Literatur:
Robert Michels: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens, Alfred Kröner Verlag.
Hinweise/Veranstaltungen:
Ole war in der neuen Nachrichtensendung von Sibylle Berg und Martin Sonneborn zu Gast:
https://youtu.be/YnI7pqVZ9d0?si=WZ0cAFHP7M2K7olS
Wolfgang ist am 25.2. in Berlin bei der Böckler-Stiftung: https://www.boeckler.de/de/aktuelle-veranstaltungen-2718-gleichstellungsforum-2025-zeit-fuer-weiterbildung-62127.htm
Und am 12.3. ist Wolfgang in Berlin im Brecht-Haus: https://lfbrecht.de/events/2025-03-12/
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