Inside Syrien: Wie lange währt die neue Freiheit? Mit Adrian Kriesch (Damaskus)
Dec 12, 2024
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Adrian Kriesch, Kriegsreporter bei Newstime und ProSiebenSat.1, berichtet direkt aus Damaskus über die turbulente Lage nach dem Sturz von Assad. Er erörtert die Mischung aus Hoffnung und Skepsis, die die Bevölkerung erlebt, insbesondere unter dem Einfluss der islamistischen HTS. Die Perspektiven von Minderheiten, besonders der Christen, sowie die Herausforderungen für Frauen in dieser neuen Ordnung stehen im Fokus. Kriesch teilt bewegende Geschichten über die Suche nach vermissten Angehörigen und den tiefen Wunsch der Syrer nach Freiheit und Heilung.
Die Euphorie nach dem Sturz von Assad wird durch die Skepsis gegenüber der islamistischen HTS und zukünftiger Unterdrückung überschattet.
Viele syrische Flüchtlinge zögern, nach Hause zurückzukehren, da Unsicherheiten über die Sicherheit und mögliche Vergeltungsmaßnahmen bestehen.
Deep dives
Plünderung und Prunk
Die ehemalige Residenz von Bashar al-Assad ist nach dem Sturz des Regimes leer und geplündet, wobei nur große Möbelstücke zurückgelassen wurden. Die Überreste des Prunks widersprechen stark den Erinnerungen der Bevölkerung, die unter dem Regime gelitten hat. Es wird berichtet, dass die Assad-Familie in Saus und Braus lebte, während die Menschen zur selben Zeit in Armut lebten und oft mit Abfällen auskommen mussten. Dieses Auseinanderklaffen zwischen Reichtum und Not verdeutlicht die Ungerechtigkeiten, die während der Herrschaft des Regimes erlitten wurden.
Emotionale Entdeckungen in Krankenhäusern
In den überlasteten Leichenschauhäusern kämpfen Menschen darum, ihre vermissten Angehörigen zu finden, die möglicherweise in den Foltergefängnissen des Assad-Regimes gestorben sind. Berichte schildern erschütternde Szenen von Angehörigen, die nach jahrelanger Ungewissheit verzweifelt nach Informationen suchen. Viele Menschen hatten über viel zu lange Zeit keine Nachricht von ihren Verwandten und erleben nun emotionale Momente bei der Suche. Es gibt jedoch nur wenige Erfolgsgeschichten, da die meisten nicht herausfinden können, was mit ihren Liebsten geschehen ist.
Positive Aussichten und Angst vor der Zukunft
Die Stimmung in Damaskus ist nach dem Sturz des Regimes überwiegend euphorisch, doch es gibt auch Skepsis hinsichtlich der künftigen Entwicklungen. Gespräche mit jungen Menschen zeigen, dass sie hinsichtlich der neuen islamistischen Rebellen zwiegespalten sind, zwischen Hoffnung auf Frieden und Besorgnis über mögliche Unterdrückung. Während die Menschen begeistert sind, dass Assad nicht mehr an der Macht ist, bleibt die Frage, ob die neuen Machthaber tatsächlich die gewünschten Änderungen bringen. Die Gespräche spiegeln sowohl Furcht vor einer Rückkehr zur Repression als auch den Mut zur Veränderung wider.
Rückkehr der Flüchtlinge und gesellschaftliche Verunsicherung
Die Rückkehr von syrischen Flüchtlingen aus dem Libanon und der Türkei wird diskutiert, doch viele sind weiterhin verunsichert über die Sicherheit in ihrem Heimatland. Der neu ernannte Premierminister hat zur Rückkehr all derer aufgerufen, die zur Wiederaufbau des Landes beitragen können, doch die Realität sieht anders aus. Es gibt immer noch viele Ängste, insbesondere unter denjenigen, die möglicherweise Assad unterstützt haben oder aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen fliehen. Dies führt dazu, dass viele Syrer abwarten und genau beobachten, wie sich die politische Situation weiterentwickelt, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Nach dem Sturz von Assad: Hoffnung oder neue Bedrohung?
Paul Ronzheimer spricht in der aktuellen Folge mit Kriegsreporter Adrian Kriesch, der vor Ort in Damaskus in Syrien, die Entwicklungen nach dem Sturz von Baschar al-Assad hautnah miterlebt.
Gemeinsam analysieren sie, wie die Euphorie der Bevölkerung mit der Skepsis gegenüber der islamistischen HTS, die nun die Macht übernommen hat, kollidiert.
Welche Perspektiven haben Minderheiten, wie Christen, in einem möglichen neuen Staat? Wie erleben Frauen und andere gesellschaftliche Gruppen die ersten Tage der neuen Ordnung?
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