Mental Health: Machen uns Antidepressiva abhängig?
Jul 9, 2023
auto_awesome
Zehn Prozent der Deutschen nehmen Antidepressiva, wobei die Verschreibungszahlen seit den 1990ern erheblich gestiegen sind. Viele Patient*innen erleben beim Absetzen massive Entzugserscheinungen. Experten beleuchten, warum diese Medikamente oft leichtfertig verschrieben werden und wer tatsächlich davon profitiert. Es wird diskutiert, wie Antidepressiva im Gehirn wirken und welche Risiken einer Abhängigkeit bestehen. Persönliche Geschichten verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen Betroffene konfrontiert sind.
32:02
AI Summary
AI Chapters
Episode notes
auto_awesome
Podcast summary created with Snipd AI
Quick takeaways
Die steigende Verschreibung von Antidepressiva in Deutschland deutet auf eine unzureichende Patientenaufklärung über ihre Risiken und Nebenwirkungen hin.
Entzugserscheinungen beim Absetzen von Antidepressiva können erheblich sein und erfordern eine verantwortungsvolle Betreuung durch Fachleute.
Deep dives
Carinas Weg zur Hilfe
Carina, eine 28-jährige Frau aus Köln, leidet an einer Angststörung, die sich zu einer Depression entwickelt. Nachdem sie Schwierigkeiten hat, die nötigen Therapieplätze zu bekommen, entscheidet sie sich, Antidepressiva auszuprobieren, obwohl sie anfangs skeptisch gegenüber Medikamenten war. Die Entscheidung ergibt sich aus ihrer verzweifelten Lage, da die Therapie nicht mehr fortgeführt werden kann und sie einen weiteren Ausweg sucht. In ihrer Recherche findet sie umfassende Informationen über die Wirkung und Nebenwirkungen von Antidepressiva, die schließlich in Abstimmung mit einem Psychiater eingenommen werden.
Die Problematik der Medikamenteneinnahme
Trotz der Einnahme von Antidepressiva über einen Zeitraum von sechs Monaten verbessert sich Carinas Zustand jedoch nicht, und sie entscheidet sich schließlich, die Medikamente abzusetzen. Beim Absetzen erlebt sie erhebliche körperliche Entzugssymptome, was sie schockiert, da sie dies nicht vorher gewusst hatte. Der Psychiater und ihre eigene Recherche haben sie nicht ausreichend auf die Möglichkeit von Entzugssymptomen vorbereitet, was die Verwirrung und das Unbehagen verstärkt. Diese Erfahrungen werfen Fragen über die Aufklärung der Patienten und die Verantwortung der Ärzte auf sowie die potenziellen Risiken bei der Medikamenteneinnahme.
Die Gefahren der leichten Verschreibung
Die Diskussion um Antidepressiva zeigt, dass in Deutschland etwa 10% der Bevölkerung diese Medikamente einnimmt, obwohl nur etwa 8% der Erwachsenen an einer Depression leiden. Experten kritisieren die Tendenz, dass immer häufiger Medikamente verschrieben werden, ohne die Patienten umfassend über ihre Wirkungen und Nebenwirkungen aufzuklären. Eine Untersuchung zeigt, dass bei leichten und mittleren Depressionen die Wirkung von Antidepressiva oft nicht über den Placebo-Effekt hinausgeht. Dieser Missstand in der ärztlichen Praxis verdeutlicht, dass eine fundierte Aufklärung und verantwortungsvolle Verschreibungspraxis unerlässlich sind, um das Risiko von Abhängigkeit und weiteren psychischen Problemen zu minimieren.
10 Prozent der Deutschen nehmen Antidepressiva. Und es werden immer mehr. Die Verschreibungszahlen haben sich seit den 1990ern versechsfacht. Dabei wirken die Medikamente oft nicht über den Placebo-Effekt hinaus und viele Patient*innen leiden beim Absetzen unter massiven Entzugserscheinungen. In dieser Folge Wissen Weekly klären wir, warum trotzdem jedes Jahr mehr Antidepressiva verschrieben werden und wer davon profitiert.
Wenn ihr Unterstützung, Beratung oder einfach ein offenes Ohr braucht, dann könnt ihr euch jederzeit, per Chat oder Telefon, kostenlos und anonym an die Telefonseelsorge wenden. Einen Termin für eine psychologische Sprechstunde könnt ihr unter der 116-117 vereinbaren. Hilfe beim Absetzen von Antidepressiva findet ihr im Forum psy-ab.net oder in diesem Buch von Dr. Peter Ansari. Und hier könnt ihr die Studie nachlesen, die sich explizit mit den Entzugserscheinungen beim Absetzen von Antidepressiva beschäftigt. Mehr von Karina findet ihr auf Instagram. Dr. Nestoriuc ist außerdem noch auf der Suche nach Proband:innen für ihre Studie, mehr Informationen dazu findet ihr hier. Und hier findet ihr unsere Folge über den Placebo-Effekt.