Frido Essen, Journalist und Filmemacher, teilt in einem berührenden Gespräch seine Erfahrungen von der emotionalsten Drehreise nach Bosnien und Herzegowina. Er diskutiert die komplexen ethnischen Konflikte aus dem Bosnienkrieg und die anhaltenden Spannungen zwischen Serben, Kroaten und Bosniaken. Die Teilnehmer einer eindrucksvollen Bustour symbolisieren Versöhnung, indem sie Blumen an Orten des Schreckens niederlegen. Essen reflektiert über die Herausforderungen der Heilung in einem zutiefst gespaltenen Land und die Hoffnung auf respektvollen Austausch.
Ehemalige Kriegsveteranen reisen an symbolträchtige Orte, um ihre Erfahrungen zu teilen und den ersten Schritt zur Versöhnung zu wagen.
Die emotionalen Geschichten der Teilnehmer verdeutlichen die Notwendigkeit, persönliche und kollektive Traumata anzuerkennen, um gesellschaftliche Barrieren zu überwinden.
Deep dives
Die Reise zur Versöhnung
Eine beeindruckende Initiative zur Förderung der Versöhnung nach dem Bosnienkrieg wird beschrieben, bei der ehemalige Gegner an Orte des Grauens reisen, um ihre Erfahrungen zu teilen. Zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen, insbesondere Bosniaken, Kroaten und Serben, bestehen nach wie vor tiefe Gräben, die oft mit persönlichen und kollektiven Tragödien verbunden sind. Ein herausragendes Beispiel ist die Reise zu dem ehemaligen Gefangenenlager Celebici, wo Slobodan Mirkaic, ein ehemals inhaftierter serbischer Bosnier, seine schmerzlichen Erinnerungen zum Besten gab. Diese Zusammenkünfte erlauben es den Teilnehmern, nicht nur den Schmerz der Vergangenheit anzuerkennen, sondern auch den ersten Schritt in Richtung einer gemeinsamen Zukunft zu wagen.
Persönliche Geschichten und kollektive Erinnerung
Die emotionalen Geschichten der Menschen, die während des Krieges gefangen genommen und gefoltert wurden, verdeutlichen die komplexen Verflechtungen von Tätern und Opfern. Slobodan teilte eindringliche Erfahrungen von Hunger und Folter aus seiner Gefangenschaft, was den Anwesenden die schockierende Realität der Grausamkeiten in Erinnerung rief. Diese Berichte sind nicht nur ein Teil der individuellen Heilung, sondern sie tragen auch zu einem gesamtgesellschaftlichen Verständnis des Konflikts und seiner Folgen bei. Die Teilnehmer erkennen, dass jeder Volksgruppe sowohl Leid zugefügt als auch erlitten wurde, was den Prozess der Versöhnung entscheidend fördert.
Herausforderungen der Versöhnung
Trotz der Bemühungen um Versöhnung bleiben viele gesellschaftliche Barrieren bestehen, die eine offene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erschweren. Es gibt unsichtbare Grenzen zwischen den Volksgruppen, und viele Menschen scheuen sich, über die Dissonanzen im eigenen Land zu sprechen. Kritische Stimmen zeigen auf, dass die Politik oft versagt, die schmerzlichen Themen des Krieges aktiv zu adressieren, was zu einer Verdrängung der Themen führt. Die Initiativen von NGOs, die das Bewusstsein für die Vergangenheit schärfen, sind jedoch ein Zeichen des Wandels und der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft ohne wiederholte Konflikte.
Wie kann eigentlich Versöhnung gelingen, wenn Menschen sich jahrelang bekämpft, gefoltert und ermordet haben - 30 Jahre nach dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien treffen sich Kriegsveteranen der verschiedenen Seiten, um einander an symbolträchtigen Orten zu vergeben. Ein schwieriger Schritt für die oft gezeichneten Veteranen - für das Land noch immer unmöglich.
In dieser 11KM-Folge erzählt Frido Essen von seiner – wie er sagt – emotionalsten Drehreise nach Bosnien und Herzegowina.
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautor: Max Stockinger
Mitarbeit: Nicole Ahles
Produktion: Adele Meßmer, Jan Stahlmann, Jacqueline Brzeczek, Hanna Brünjes
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim NDR.
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