Wie schafft man es, lange Zeit am Stück konzentriert zu arbeiten, Nora Markard?
Aug 20, 2019
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Nora Markard, Juniorprofessorin für Öffentliches Recht und Völkerrecht an der Universität Hamburg, teilt beeindruckende Einblicke in ihre Herausforderungen als Lehrende und Forscherin. Sie spricht über die emotionalen Achterbahnfahrten während ihrer Dissertation, inklusive manischer und depressiver Phasen. Das Hochstaplersyndrom und der Druck, immer genug zu leisten, werden thematisiert. Zudem erkundet sie die Bedeutung von Morgenritualen und das Balancefinden zwischen sozialem Engagement und akademischen Erwartungen. Ihre Perspektive auf das Recht auf Gesundheit rundet das Gespräch ab.
Nora Markard betont die Bedeutung einer nachhaltigen Arbeitsweise, um über längere Zeit konzentriert arbeiten zu können, ohne dabei unglücklich zu werden.
Das Hochstapler-Syndrom ist weit verbreitet in der akademischen Welt, was Selbstzweifel und Angst vor Entlarvung verstärkt und angesprochen werden muss.
Interaktive Lehrmethoden sind entscheidend, um Studierende aktiv in großen Vorlesungen einzubeziehen und das Interesse am Lernprozess aufrechtzuerhalten.
Deep dives
Der Arbeitsalltag einer Juniorprofessorin
Ein typischer Workday für eine Juniorprofessorin im Bereich Völkerrecht und Öffentliches Recht umfasst sowohl Lehr- als auch Forschungsaktivitäten. Der Unterricht wird je nach Veranstaltung vorbereitet, für bekannte Kurse werden kurzfristige Überprüfungen von Materialien durchgeführt, während neue Kurse eine intensivere Vorbereitung erfordern. Neben dem Unterrichten sind die Interaktionen mit Studierenden und Mitarbeitenden sowie das Beantworten von Anfragen ein wichtiger Bestandteil des Tages. Der Rest der Zeit wird oft für Forschungsprojekte, das Lesen von Literatur und das Verfassen von Texten genutzt.
Forschung im Rechtsbereich
Die Forschung in der Rechtswissenschaft basiert weniger auf experimentellen Methoden und mehr auf der Analyse von Gesetzen, Verfassungen und internationalen Verträgen. Dabei werden Argumente für bestimmte Rechtsauffassungen entwickelt, auch anhand von aktuellen Themen wie Demonstrationen oder Künstlerrechten. Diese interdisziplinären Ansätze sind entscheidend, um den Bezug zur Realität und zu anderen Wissenschaften herzustellen. Dadurch wird der Forschungsprozess dynamisch und ansprechend, während der Autor versucht, relevante Fragen zu klären.
Herausforderungen im Unterricht
Im Unterricht wird besondere Aufmerksamkeit darauf gelegt, dass die Studierenden aktiv angesprochen werden und nicht passiv bleiben. In großen Vorlesungen mit bis zu 400 Teilnehmern wird es schwierig, alle einzubeziehen und mit ihnen zu kommunizieren. Lehrkräfte müssen einen Stil entwickeln, der sowohl vorbereitete als auch unvorbereitete Studierende anspricht, um das Interesse aufrechtzuerhalten. Methoden wie das Einbringen von Beispielen und interaktiven Elementen können dabei helfen, einen aktiven Lernprozess zu fördern.
Umgang mit Stress und Hochstapler-Syndrom
Der Umgang mit Stress ist ein zentrales Thema in der akademischen Welt, besonders während der Examensvorbereitung und auf dem Weg zur Dissertation. Stress wird oft von Selbstzweifeln begleitet, insbesondere unter dem Hochstapler-Syndrom, bei dem man denkt, nicht gut genug zu sein oder als Betrüger entlarvt zu werden. Es ist wichtig, diese Ängste offen anzusprechen, da viele in der Wissenschaft ähnliche Gefühle haben. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Pflichtbewusstsein und der Fähigkeit, über persönliche Grenzen hinaus zu arbeiten, trägt zur psychischen Gesundheit und zur Steigerung der Produktivität bei.
Die Wichtigkeit von Feedback und Teamarbeit
Im akademischen Umfeld ist Feedback von Kolleginnen und Kollegen entscheidend für die persönliche und berufliche Entwicklung. Regelmäßige Gespräche im Peer-Coaching-Format helfen, unerwünschten Umgang mit Überlastung zu vermeiden und fördern ein nachhaltiges Arbeitsverhältnis. Der Aufbau von Projekten, die nicht von einer einzelnen Person allein abhängen, ist eine Strategie, um Flexibilität zu gewährleisten und die Belastung zu verteilen. So entstehen Strukturen, die eine bessere Unterstützung von Mitarbeitenden bieten und das Risiko der Überarbeitung minimieren.
"Bei einer guten Vorlesung sieht man in den Gesichtern, da passiert was im Kopf", sagt die Juristin Nora Markard im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 41-Jährige ist Juniorprofessorin für Öffentliches Recht und Völkerrecht an der Universität Hamburg. In ihren Vorlesungen sitzen bis zu 400 Studierende. "Da muss man ziemlich ackern, um die Leute zu erreichen und die nicht dahinten drinsitzen und das über sich ergehen zu lassen", sagt sie. Markard hat Jura und Internationale Beziehungen in Berlin, Paris und London studiert. Derzeit sitzt sie an ihrer Habilitationsschrift. Im Podcast erzählt Markard von – wie sie sie nennt – manischen und depressiven Phasen im Arbeitsleben von Juristen. In den sogenannten manischen Phasen arbeite man unglaublich viel, alles funktioniere. In depressiven Phasen unterschätze man seine Expertise und halte die eigene Arbeit für banal. Sie spricht auch vom Hochstaplersyndrom: der Angst, dass man in Wirklichkeit gar nichts kann und andere es nur noch nicht bemerkt haben. Markard sagt: "Es geht darum, eine nachhaltige Art der Arbeit zu finden, die man über lange Zeit durchhält, ohne unglücklich oder krank zu werden." Und: "Zu viel ist grundsätzlich ein Problem in unserem Beruf. Man hat immer das Gefühl, es ist nicht genug."
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