Jagoda Marinić: "Menschen haben Lust auf Lösungen"
Jan 8, 2025
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Jagoda Marinić, Schriftstellerin und künstlerische Leiterin des Heidelberger Literaturfestivals, spricht über die Probleme emanzipatorischer Bewegungen und deren hermetische Sprache. Sie plädiert für echtes Engagement anstelle von schnellen Protesten. Marinić beleuchtet auch die Herausforderungen von Empathie im Dialog zwischen verschiedenen Perspektiven. Zudem stellt sie innovative Ansätze zur Integration vor, die durch Austausch und kreative Methoden geprägt sind. Ihr Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und positive Narrative in der Gesellschaft zu fördern.
Jagoda Marinić kritisiert die hermetische Sprache emanzipatorischer Bewegungen, die oft den Dialog mit anderen erschwert und ausschließt.
Die Diskussion über Freiheit illustriert, dass unterschiedliche Auffassungen und politische Instrumentalisierungen zu einem Gefühl der Bedrohung führen können.
Marinićs Konzept der 'sanften Radikalität' betont die Wichtigkeit von durchdachten Überzeugungen und ihrer offenen Anwendung zur Förderung von Veränderungen.
Deep dives
Die Definition und Bedrohung der Freiheit
Die Diskussion über Freiheit wird eingehend behandelt, einschließlich der Frage, was Freiheit tatsächlich bedeutet und ob sie gefährdet ist. Stefan äußert, dass trotz des Vertrauens in die Stabilität der Freiheit, historische Beispiele zeigen, dass Errungenschaften verloren gehen können. Dies beunruhigt Menschen, die aus benachteiligten Gruppen stammen, wie zum Beispiel afro-deutsche Staatsbürger, die aus Sicherheitsgründen eine zweite Staatsbürgerschaft in Betracht ziehen. Die Podcast-Gäste stellen fest, dass Freiheit oft als ein dauerhaftes Versprechen der Demokratie angesehen wird, jedoch in der Realität unter Druck stehen kann.
Persönliche Freiheit und gesellschaftliche Einschränkungen
Jagoda Marinic teilt ihre Perspektive auf persönliche Unfreiheit und betont, dass Unfreiheiten oft subtil sind und in gesellschaftlichen Normen verwurzelt sind. Sie beschreibt, dass Freiheit nicht immer in klaren Gesetzen definiert wird; stattdessen gibt es oft ungeschriebene Regeln, die das Verhalten und die Erwartungen beeinflussen. Sie hebt hervor, dass die Suche nach Freiheit ein fortlaufender Prozess ist, der häufig mit dem Abbau von inneren und äußeren Einschränkungen einhergeht. Bereits in der Kindheit ist das Verstehen von Grenzen ein Thema, das sich im Erwachsenenleben fortsetzt.
Vielfalt von Konzeptionen der Freiheit
In der politischen Diskussion wird die Vielfältigkeit von Freiheitskonzepten thematisiert und die oft fehlende Einigkeit darüber, was Freiheit bedeutet. Dazu kommt die Beobachtung, dass in Wahlkämpfen Freiheit oft instrumentalisiert wird, um verschiedene politische Anliegen zu vertreten. Dies hat zur Folge, dass ein Gefühl von Bedrohung entsteht, da viele Menschen nicht über die Mittel oder Kanäle verfügen, um ihre Freiheiten zu artikulieren. Marinic unterstreicht, dass die Komplexität des Freiheitsbegriffs es erschwert, einen klaren Konsens zu finden.
Sanfte Radikalität als Konzept zum Handeln
Jagoda Marinic stellt das Konzept der 'sanften Radikalität' vor, das sich auf den durchdachten und beharrlichen Einsatz für Veränderung konzentriert. Sie argumentiert, dass es wichtig ist, radikal in seinen Überzeugungen zu sein, jedoch gleichzeitig sanft und offen in der Anwendung dieser Überzeugungen auf andere. Diese Balance ermöglicht es, effektive Veränderungen zu fördern, ohne dabei zu verhärten oder zu konfrontativ zu werden. Die Vorstellung von 'Lösungslust' ergänzt dies, indem sie betont, dass Menschen nach Inspiration und praktischen Lösungen dürsten.
Praktische Ansätze zur Förderung von Integration
Marinic reflektiert über ihre Erfahrungen mit einem Kulturzentrum in Heidelberg, das als Raum zur Förderung des interkulturellen Austausches dient. Sie hebt hervor, dass der Fokus darauf lag, die Potenziale von Einwanderern als Ressource für die Stadtgesellschaft zu nutzen, anstatt sie als Defizite zu betrachten. Durch kreative Projekte, wie etwa „lebende Bibliotheken“, haben Menschen mit Migrationshintergrund ihre Geschichten und Expertisen ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Solche Initiativen fördern ein besseres Verständnis und die Integration innerhalb der Gemeinschaft und tragen dazu bei, Barrieren abzubauen.
Die Schriftstellerin Jagoda Marinić kritisiert, dass emanzipatorische Bewegungen nicht nur durch ihre hermetische Sprache andere ausschließen. Sie reagierten auch noch viel zu empfindlich auf vermeintliche falsche oder rassistische Worte der anderen und machten so Gespräche sehr schwer. Marinić wünscht sich weniger schnellen Protest und mehr echtes Engagement. Und sie hat in Heidelberg gezeigt, dass das funktionieren kann.
In jeder Folge von "Auch das noch – der freundliche Krisenpodcast" sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei, zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Das Team von "Auch das noch?" erreichen Sie unter krisen@zeit.de.
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