Aphantasie — wenn die visuelle Vorstellungskraft fehlt
Jul 31, 2024
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Merlin Monzel, ein Psychologe, der das Phänomen der Aphantasie erforscht, diskutiert, wie Menschen ohne visuelle Vorstellungen ihren Alltag erleben. Er erklärt, dass Aphantasie nicht als psychische Erkrankung gilt, sondern eine einzigartige Wahrnehmung ist. Außerdem beleuchtet er die Auswirkungen auf Empathie und emotionale Wahrnehmung. Die Herausforderungen in Schule und Gedächtnis werden thematisiert, sowie alternative Strategien zur Gedächtnisstütze. Bonus: Er erläutert auch die positiven Effekte des Tanzens auf die mentale Gesundheit.
Aphantasie bezeichnet das Fehlen von bildlichen Vorstellungen im Kopf, was etwa 3% der Bevölkerung betrifft und deren Ursachen noch unklar sind.
Menschen mit Aphantasie können in realen sozialen Interaktionen empathisch reagieren, haben jedoch Schwierigkeiten, emotionale Szenarien vorzustellen.
Deep dives
A-Fantasie verstehen
A-Fantasie beschreibt das fehlende Vorstellungsvermögen von Bildern im Kopf, was bedeutet, dass betroffene Personen keine mentalen Bilder oder sensorischen Eindrücke erzeugen können. Schätzungen zufolge sind etwa 3% der Bevölkerung betroffen, wobei die Ursachen noch weitgehend unklar sind, da das Phänomen erst seit kurzem als Forschungsgegenstand betrachtet wird. Es wird angenommen, dass eine Störung der Verbindung zwischen Frontalkortex und visuellem Cortex verantwortlich sein könnte, was zu dieser Unfähigkeit führt. Trotz dieser Einschränkung wird A-Fantasie nicht als Krankheit klassifiziert, da sie in der Regel nicht zu signifikanten Beeinträchtigungen im täglichen Leben führt und die meisten Betroffenen keinen Leidensdruck verspüren.
Emotionale Wahrnehmung und A-Fantasie
Menschen mit A-Fantasie haben Schwierigkeiten, emotionale Zustände oder Empathie zu imaginieren, was ihre soziale Interaktion beeinflussen kann. Während einige A-Fantasisten berichten, dass sie auch Emotionen schlecht empfinden können, zeigen Untersuchungen, dass ihre empathische Reaktion vor allem in vorgestellten Situationen geringer ist, jedoch nicht in echten Beobachtungen. Dies deutet darauf hin, dass A-Fantasisten in der realen Welt ähnlich empathisch reagieren können, wenn sie unter realen Bedingungen mit anderen interagieren. Die Herausforderung liegt eher darin, sich emotionale Szenarien vorzustellen, was die soziale Dynamik in bestimmten Kontexten erschweren kann.
Tanzen für die mentale Gesundheit
Regelmäßiges Tanzen hat positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und kann Charakterzüge wie Extraversion und Offenheit fördern. Studien zeigen, dass Tänzer oft weniger neurotisch und kooperativer sind, was möglicherweise mit der sozialen Interaktion beim Tanzen sowie der Musik selbst zusammenhängt. Tanz verbessert nicht nur die körperliche Fitness, sondern fördert auch die Verbindung zwischen Gehirn, Körper und sozialer Interaktion, was zu einer ganzheitlichen geistigen Gesundheit beiträgt. Komplexe Tänze können zudem die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis fördern, während gleichzeitig das Risiko für Erkrankungen wie Demenz und Parkinson verringert wird.
Sich etwas bildlich vorstellen zu können, ist für die meisten Menschen ganz normal. Aber nicht für alle. Manche haben keine Bilder im Kopf. Was es mit dem Phänomen Aphanthasie auf sich hat, weiß Psychologe Merlin Monzel.
"Aha! Zehn Minuten Alltags-Wissen" ist der Wissenschafts-Podcast von WELT. Wir freuen uns über Feedback an wissen@welt.de.
Redaktion: Elisabeth Krafft
Produktion: Serdar Deniz