Klatschen, tratschen, lästern – Warum wir über andere reden
Feb 1, 2025
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Elena Gruschka, Moderatorin des Podcasts "Niemand muss ein Promi sein", taucht in die Welt des Klatsches ein und beleuchtet dessen soziale Funktionen. Sie diskutiert die psychologischen Motive hinter unserem Drang, über andere zu sprechen. Interessant sind auch die historischen Ursprünge des Klatsches und seine ambivalente Rolle als Verbindungselement in Gemeinschaften. Außerdem wird die Veränderung der Dynamik des Klatsches in einer vernetzten Welt thematisiert, wo Klatsch als soziales Bindemittel fungiert.
Klatsch, Tratsch und Lästern sind soziale Mechanismen, die den Austausch von Informationen über Verhaltensnormen fördern und gesellschaftliche Bindungen stärken.
Die Wahrnehmung von Klatsch wandelt sich in der modernen Gesellschaft, wobei er zunehmend als Kontaktpflege und unterhaltsame Kommunikation angesehen wird.
Deep dives
Die Dimensionen des Klatsches
Klatsch, Tratsch und Lästern spielen eine zentrale Rolle in menschlichen Interaktionen und sind oft Ausdruck unserer sozialen Natur. Schätzungen zufolge thematisieren zwei Drittel unserer Gespräche Menschen, die nicht anwesend sind, was einen wichtigen sozialen Kitt bildet und den Austausch von Informationen über Verhaltensnormen ermöglicht. Die Begriffe Klatsch, Tratsch und Lästern, obwohl sie häufig synonym genutzt werden, tragen unterschiedliche Nuancen, wobei Klatsch eher geschwätzig und Tratsch gehässig ist. Während Klatsch und Tratsch einen eher schlechten Ruf genießen, wird der englische Begriff 'Gossip' neutraler betrachtet und reflektiert die ambivalente Sichtweise auf dieses Phänomen, das uns alle betrifft und nicht nur negativ interpretiert werden sollte.
Die Funktion von Gossip in sozialen Netzwerken
Gossip erfüllt mehrere wichtige Funktionen in sozialen Netzwerken, indem er sowohl das Vertrauensverhältnis zwischen den Gesprächspartnern stärkt als auch soziale Unterstützung bietet. Psychologin Miriam Bechtold hebt hervor, dass Diskussionen über abwesende Personen oft nicht aus böser Absicht stammen, sondern vielmehr dazu dienen, Informationen auszutauschen und soziale Fürsorge zu demonstrieren. Solche Gespräche bieten eine Möglichkeit, sich über Emotionen auszutauschen und auch von den Erfahrungen anderer zu lernen, was in einem sozialen Kontext wertvoll ist. Klatsch kann somit als Mittel betrachtet werden, um Vulnerabilität zu zeigen und Bindungen innerhalb von Gruppen zu festigen, auch wenn er oft negativ konnotiert ist.
Die soziale Rolle des Klatsches im Wandel
In der modernen Gesellschaft verliert Klatsch als soziale Form zunehmend an moralischem Gewicht, insbesondere in stark vernetzten Gemeinschaften. Die Veränderungen, die durch technische Innovationen und den Rückgang traditioneller Strukturen wie Dorfgemeinschaften entstehen, führen dazu, dass die Funktion von Klatsch sich neu definiert und in einem anderen Licht betrachtet wird. Während früher Klatsch eine bedeutende Rolle in der Aufrechterhaltung sozialer Normen spielte, wird er heute oft als einfaches Mittel zur Kontaktpflege und Unterhaltung angesehen. Studien deuten darauf hin, dass Klatsch trotz seiner Herausforderungen nach wie vor wichtig ist, da er zur sozialen Kohäsion beiträgt und als eine Art Fellpflege unter Primaten beschrieben wird.
Über andere in deren Abwesenheit sprechen hat einen schlechten Ruf. Es erfüllt aber auch nützliche gesellschaftliche Funktionen. Von Vera Pache (SWR 2025) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/tratschen-laestern | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen
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