Aylin Doğan, BR-Reporterin und Filmemacherin, beleuchtet Dobrinas bewegende Geschichte als 24-Stunden-Betreuungskraft aus Bulgarien. Sie diskutiert die Herausforderungen, mit denen Pflegekräfte, oft aus Osteuropa, konfrontiert sind und die irreführenden Arbeitsbedingungen. Dobrinas Kampf um faire Bezahlung führte zu einer wichtigen Gerichtsentscheidung für ausländische Pflegekräfte in Deutschland. Trotz Rückschlägen bleibt Dobrina optimistisch und kämpft für Anerkennung und Gerechtigkeit in der Branche.
Dobrina hat sich erfolgreich gegen die unzureichende Vergütung in der 24-Stunden-Betreuung eingesetzt, was landesweit das Bewusstsein für diese Problematik schärfte.
Trotz rechtlicher Erfolge und einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts hat Dobrina selbst kein Geld erhalten, da die vermittelnde Agentur Insolvenz anmeldete.
Deep dives
Die Realität der 24-Stunden-Betreuung
Die 24-Stunden-Betreuungskräfte arbeiten oft deutlich mehr als die offiziell festgelegten Stunden und erhalten dafür meist nur einen Bruchteil des angemessenen Lohns. Diese Pflegekräfte, vorwiegend aus Osteuropa, bieten ihren Dienst insbesondere im deutschen Pflegebereich an, wo der Mindestlohn stark von den Löhnen in ihren Heimatländern abweicht. Beispielsweise beträgt der Mindestlohn in Deutschland 12,41 Euro, während er in Bulgarien nur bei 2,85 Euro liegt. Die Schätzungen deuten darauf hin, dass zwischen 300.000 und 600.000 Menschen in Deutschland in dieser Branche tätig sind, was die Dringlichkeit der Problematik unterstreicht.
Dobrinas persönliche Erfahrungen
Dobrina, eine Bulgarin, hat vor über zehn Jahren mit ihrem Job in der 24-Stunden-Betreuung begonnen, nachdem sie aufgrund von Schulden nach einem schweren Krankheitsfall ihres Mannes einen Job im Ausland suchte. Nachdem sie 2015 nach Berlin geschickt wurde, stellte sie schnell fest, dass der Umfang ihrer Arbeit weit über das vertraglich vereinbarte Maß hinausging, was zu enormen physischen und emotionalen Belastungen führte. Ihr Vertrag sah vor, dass sie 30 Stunden pro Woche arbeiten sollte, für einen Lohn von 950 Euro netto. Doch in Wirklichkeit leistete sie weit über diese Stunden und fand heraus, dass die Agenturen, die diese Arbeitsverhältnisse vermitteln, einen Großteil des Geldes einbehielten.
Rechte der Pflegekräfte und rechtliche Veränderungen
Dobrina entschloss sich, gegen die unzureichende Vergütung zu klagen und erhielt ein Urteil, das bestätigte, dass Pflegekräfte auch für Bereitschaftszeiten Mindestlohn erhalten müssen. Dies führte zu einem landesweiten Bewusstsein über die Arbeitsbedingungen in der 24-Stunden-Betreuung und forderte politische Maßnahmen, um die Rechtssicherheit für diese Beschäftigten zu verbessern. Das Bundesarbeitsgericht entschied 2021, dass ausländische Pflegekräfte Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn haben, unabhängig von der Art ihrer Unterbringung. Trotz der rechtlichen Erfolge hat Dobrina selbst keinen Cent von dem ihr zustehenden Geld gesehen, da die Agentur nach dem Gerichtsverfahren Insolvenz anmeldete.
Betreuung rund um die Uhr – Bezahlung aber nur für ein paar Stunden. Für viele 24 Stunden-Betreuungskräfte ist das lange Zeit Alltag. Vor einigen Jahren wehrt sich Dobrina aus Bulgarien dagegen - zunächst mit Erfolg. BR-Reporterin Aylin Doğan erzählt in dieser 11KM-Folge, warum Dobrinas Fall zwar große Probleme in der häuslichen Pflege enttarnt hat – und trotzdem noch längst nicht abgeschlossen ist.
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautorin: Sarah Fischbacher
Mitarbeit: Sebastian Schwarzenböck
Produktion: Ruth-Maria Ostermann, Laura Picerno, Christine Frey und Hanna Brünjes
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.
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