#173 Der Fall Leon: Ein Vater vor Gericht, ein Freispruch & viele offene Fragen
Apr 18, 2025
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Florian Apler, Personal Trainer und Vater von Leon, wurde fälschlicherweise des Mordes an seinem Sohn beschuldigt und nach 522 Tagen im Gefängnis freigesprochen. Sein Unterstützer, Rechtsanwalt Volker Schütz, teilt Einblicke in die erschütternde Wahrheit des Gerichtsverfahrens. Die beiden sprechen über die emotionalen Herausforderungen einer Familie mit besonderen Bedürfnissen, die mangelhafte Tatortarbeit und die verheerenden Folgen der fehlerhaften Ermittlungen. Sie beleuchten die düsteren Tage des Vaters und die Zweifel über den Tod des kleinen Leon.
Der Fall Leon Abler zeigt erhebliche Mängel in der Beweissicherung und den Ermittlungen, was Zweifel an der Gerechtigkeit aufwirft.
Florian Abler erlitten während seiner Untersuchungshaft erheblichen psychologischen und medialen Druck, der das Leben seiner Familie stark belastete.
Die Medienberichterstattung über den Fall war oft einseitig und basierte auf unbestätigten Informationen, was zu einer vorzeitigen Verurteilung führte.
Florian Abler bleibt trotz der schwierigen Umstände optimistisch und setzt sich für die Aufklärung des Falls und mögliche Beweise für einen anderen Täter ein.
Deep dives
Der Fall Leon Abler
Am 28. August 2022 verlor Leon Abler, ein sechsjähriger Junge mit dem Syngap-Syndrom, unter tragischen Umständen sein Leben. Sein Vater, Florian Abler, wurde bewusstlos an einem Gehweg gefunden, neben dem Buggy seines Sohnes. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes Tirol führten dazu, dass Florian verdächtigt wurde, Leon absichtlich umgebracht zu haben. Dies geschah vor dem Hintergrund seiner genetischen Erkrankung, da die Staatsanwaltschaft annahm, dass der Vater ihn 'erlösen' wollte.
Festnahme und Untersuchungshaft
Florian Abler wurde im Februar 2023 aufgrund dieser Anschuldigungen festgenommen und verbrachte 522 Tage in Untersuchungshaft. Er wurde beschuldigt, die Tat durch den Vortäuschen eines Raubüberfalls zu kaschieren und sich mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen zu haben. Während der Inhaftierung litten er und seine Familie unter massiven psychologischen und medialen Druck. Sein Freispruch im August 2024 brachte keine Erleichterung, da die Vorwürfe und die damit verbundene Medienberichterstattung weiterhin schwer auf ihm lasteten.
Kritik an den Ermittlungen
Florian und sein Mitautor Volker Schütz äußerten schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden in ihrem Buch, das die Mängel in der Beweissicherung und die Einseitigkeit der Ermittlungen beleuchtet. Es wird angeprangert, dass Beweise nicht ausreichend gesichert wurden und wichtige Spuren verloren gingen. Darüber hinaus gab es Ungereimtheiten in der Auswertung von Videobeweisen und Zeugenberichten, die nicht weiter verfolgt wurden. Diese Missstände schüren die Zweifel an der Fähigkeit der Behörden, Gerechtigkeit in diesem Fall zu gewährleisten.
Die Darstellung von Leon Abler
Florian Abler schildert seinen Sohn Leon als ein lebhaftes und fröhliches Kind, das trotz seiner Einschränkungen ein aktives Leben führte. Im Gegensatz zu den medial vermittelten Bildern wird betont, dass Leon in vielen Aspekten normal war und eine spezielle Kommunikationsweise entwickelt hatte. Es wird verdeutlicht, dass die Darstellung, er müsse erlöst werden, nicht der Wahrheit entsprach und emotionalen Schmerz für die Familie bedeutete. Diese fehlerhafte Wahrnehmung über seinen Sohn wurde im Verlauf des Verfahrens intensiviert.
Medienberichterstattung und Öffentlichkeit
Florian Abler kritisierte die Medienberichterstattung, die häufig auf unbestätigten Informationen basierte und seinen Fall falsch darstellte. Diese Berichterstattung verstärkte die Vorurteile in der Öffentlichkeit und führte zu einer vorzeitigen Verurteilung. Selbst während seines Prozesses waren die Medieninhalte oft einseitig und ungerecht, wodurch ein faires Verfahren in Frage gestellt wurde. Florian zeigt sich besorgt über die Verantwortung der Medien und fordert eine intensivere Überprüfung der Informationen, die verbreitet werden.
DNA-Spuren und Indizienkette
Im Laufe der Ermittlungen wurden DNA-Spuren gefunden, die Hinweise auf mögliche andere Täter aufwiesen. Während Florian Abler als Täter betrachtet wurde, gab es zahlreiche Indizien, die für eine externe Einwirkung sprachen. Die Sammlung und Auswertung der Beweise, einschließlich der DNA, wurde kritisiert, da zahlreiche Gegenstände und mögliche Beweisstücke nicht ordnungsgemäß gesichert wurden. Dies wirft Fragen zu den Standards der forensischen Ermittlungen auf und legt das mögliche Versagen der Ermittlungsbehörden offen.
Zukunft und offene Fragen
Florian Abler bleibt optimistisch, dass neue Hinweise auf den wahren Täter entdeckt werden können, und äußert den Wunsch nach Aufklärung. Er und sein Team von Unterstützern arbeiten daran, das Verfahren neu zu beleuchten, da sie an die Existenz eines anderen Täters glauben. Diese ungewisse Situation wirkt sich stark auf die betroffene Familie aus, deren Leben durch die Vorwürfe und den Verlust eines geliebten Menschen unumkehrbar verändert wurde. Weitere Entwicklungen im Fall könnten potentiell zu neuen Erkenntnissen und einer geschlossenen Gerechtigkeit führen.