Emilia Roig, Politikwissenschaftlerin und Autorin des Buches "Das Ende der Ehe", hinterfragt das traditionelle Ehekonzept. Sie diskutiert die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, die oft mit Ehen verbunden sind, und betont, dass Gleichheit im Steuersystem notwendig ist. Roig spricht auch über die Krise der Männlichkeit und die Herausforderungen, die patriarchale Strukturen für moderne Beziehungen schaffen. Zudem werden die emotionalen Folgen von Trennungen betrachtet, insbesondere der Schmerz, der nach einer langen Beziehung entsteht.
Emilia Roig hinterfragt das traditionelle Ehekonzept, indem sie die Hierarchien und negativen Auswirkungen auf Freundschaften und Gemeinschaften thematisiert.
Sie fordert eine Reform des Steuersystems zur Förderung der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen und zur Neubewertung der Care-Arbeit in der Gesellschaft.
Deep dives
Der Wandel der Sichtweise auf die Ehe
Die Autorin Emilia Reuk hat in ihrem neuen Buch das Ende der Ehe thematisiert, obwohl sie selbst vor zehn Jahren verheiratet war. Ihre anfänglichen Beweggründe, darunter die Bekundung ihrer Liebe und steuerliche Überlegungen, haben sich über die Jahre stark verändert. Reuk argumentiert, dass die Ehe eine Hierarchie der zwischenmenschlichen Beziehungen schafft, welche die Bedeutung von Freundschaften und anderen Bindungen mindert. Sie sieht in der Ehe eine Institution, die nicht nur die Individualisierung der Gesellschaft behindert, sondern auch das Zusammensein in Gemeinschaft schwächt.
Die Beziehung zwischen Ehe und Kindeswohl
Reuk diskutiert, dass viele Menschen annehmen, die Ehe wäre besser für Kinder, und verweist auf zahlreiche Studien, die die Scheidung von Eltern als potenziellen Risikofaktor für das Kindeswohl darstellen. Sie bringt jedoch auch zur Sprache, dass die Kernfamilie oft kein sicherer Ort ist und viele negative Aspekte wie Gewalt und Isolation birgt. Zudem bespricht sie, dass finanzielle Abhängigkeit von einer Ehefrau gegenüber ihrem Mann sie verstellt und dass Alternativen ebenfalls positive Ergebnisse für Kinder liefern können. Ihrer Meinung nach sollte das Wohlergehen von Kindern nicht von der Art der Beziehung abhängen, sondern von der allgemeinen Zufriedenheit und Stabilität der Bezugspersonen.
Ehe und gesellschaftliche Strukturen in Frage stellen
Reuk fordert eine grundlegende Umgestaltung des Steuersystems, um sicherzustellen, dass Frauen, die Care-Arbeit leisten, nicht finanziell von ihren Partnern abhängig sind. Sie hebt hervor, dass in der gegenwärtigen Gesellschaft oft die einzige finanzielle Absicherung für Frauen durch die Ehe gegeben ist, was ein ungünstiges System darstellt. Reuk schlägt stattdessen vor, dass sozialen Absicherungen unabhängig von Ehestatus bereitgestellt werden sollten, damit Frauen unabhängig bleiben können. Dies würde auch die Sichtweise auf Arbeit ändern, sodass unbezahlte Care-Arbeit den gleichen Wert erhalten würde wie bezahlte Arbeit.
Die Notwendigkeit einer Krise der Männlichkeit
Reuk argumentiert, dass es an der Zeit sei, die Männlichkeit zu hinterfragen und zu reformieren, um die patriarchalen Strukturen, die gegen Männer und Frauen wirken, zu überwinden. Sie sieht eine Krise der Männlichkeit als notwendig an, da die gegenwärtige Definition von Männlichkeit stark auf Dominanz und Kontrolle beruht. Lösungen könnten individuelle Veränderungen in Beziehungen und gesellschaftlich tief verwurzelte Verhaltensweisen umfassen, die den Wert der gegenseitigen Unterstützung und Partnerschaft betonen. Durch ein Umdenken Richtung Gleichheit könnten sowohl Männer als auch Frauen von einem Ende der patriarchalen Unterdrückung profitieren.
Verliebt, verlobt, verheiratet: Von klein auf wachsen wir mit dem Konzept auf, dass die Ehe die Krönung einer Beziehung ist. Emilia Roig nimmt dieses Konzept auseinander.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde Liebe":
00:01:40 - Politikwissenschaftlerin und Autorin Emilia Roig spricht über „Das Ende der Ehe“
00:27:15 - Caro erzählt im Liebestagebuch von ihrem Trennungsschmerz nach zehn Jahren Beziehung
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Empfehlungen aus der Folge:
Emilia Roig: Das Ende der Ehe. Für eine Revolution der Liebe. Ullstein, Berlin, 2023.