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Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

#215 GddZ - Mediation in Belgien. Im Gespräch mit Johannes Seel

Mar 29, 2025
35:44
Eine vergleichende Standortbestimmung mit der Mediation in Deutschland

Gast

Johannes Seel, Rechtsanwalt und Mediator, Vorstandsmitglied der Föderalen Mediationskommission sowie Mitbegründer der gemeinnützigen Initiative zur Verbesserung des Zugangs zur Mediation Conflicool.

Er ist deutschsprachiger Belgier, arbeitet als Mediator regelmäßig in mehrsprachigen und grenzüberschreitenden Konflikten. Als Rechtsanwalt vertritt er Deutschsprachige mit Rechtsinteressen in Belgien auf Deutsch, Französisch, Englisch und Niederländisch.

Er hat sein Jurastudium an der juristischen Fakultät in Namur (2010) und Lüttich (2013) abgeschlossen. Ferner besitzt er einen postgradualen Abschluss im Immobilienmanagement der Katholischen Universität Löwen (2019). Er ist seit 2013 Mitglied der Eupener Anwaltskammer und hat 2019 eine Zweitkanzlei in Brüssel eröffnet.

Kapitel:

0:06 - Herzlich willkommen zum Podcast 1:29 - Einblick in die Mediation in Belgien 2:51 - Unterschiede zwischen Deutschland und Belgien 4:26 - Die Rolle des Mediators in Belgien 9:19 - Herausforderungen und Chancen der Mediation 11:14 - Mediation als Verfahren und ihre Flexibilität 16:54 - Vertraulichkeit und Freiwilligkeit in der Mediation 18:53 - Die föderale Mediationskommission in Belgien 23:21 - Mediationslandschaft und Herausforderungen 26:19 - Blick auf den deutschen Mediationsmarkt 31:01 - Prozesskostenhilfe und Mediation in Belgien 34:23 - Abschließende Gedanken zur Mediation

Inhaltliche Zusammenfassung

In dieser Episode von "Gut durch die Zeit" werfen wir einen umfassenden Blick auf die Mediation in Belgien. Mein Gesprächspartner Johannes Seel, ein erfahrener Mediator und Mitglied der Föderalen Mediationskommission, teilt seine Einsichten über die aktuelle Situation der Mediation im Land. Es gibt nur wenige Mediatoren in Belgien, die ausschließlich Vollzeit in diesem Bereich arbeiten, weshalb die Thematik von großer Relevanz ist. Wir diskutieren die Unterschiede zwischen den Mediationspraktiken in Belgien und Deutschland sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen, die das Mediationsfeld in Belgien prägen.

Johannes beschreibt, wie die belgische Mediation durch eine zentralisierte Kommission geregelt wird, die sowohl unabhängig agiert als auch staatliche Unterstützung erhält. Die Rahmenbedingungen beinhalten die Prinzipien der Vertraulichkeit und Freiwilligkeit. Ein entscheidender Unterschied zur deutschen Praxis ist die Möglichkeit für Mediatoren, Mediationseinigungen zu verschriftlichen und dem Gericht vorzulegen, was diesen Vereinbarungen rechtliche Vollstreckungskraft verleiht.

Ein zentrales Thema unserer Diskussion ist auch die Wahrnehmung der Mediation durch die Betroffenen. Johannes erklärt, dass die Möglichkeit der Vollstreckbarkeit die Menschen anspricht und damit das Vertrauen in diesen Lösungsweg maßgeblich beeinflusst. Beide Seiten eines Konflikts empfinden unterschiedliche Beweggründe zur Teilnahme; während die einladende Partei die konkrete Umsetzung der Mediationseinigung schätzt, drückt die konfrontierte Partei oft den Wunsch nach Freiwilligkeit aus. Wir beleuchten die Bedeutung von Schulungsmaßnahmen und die Notwendigkeit, mediative Ansätze in der breiten Bevölkerung bekannter zu machen.

Im Verlauf des Gesprächs kommt auch die Rolle der Föderalen Mediationskommission zur Sprache, die eine wichtige Funktion in der Ausbildung und Zulassung von Mediatoren hat. Johannes gibt Einblicke in die Herausforderungen, denen sich Mediatoren gegenübersehen, sowohl beim Zugang zu Aufträgen als auch bei der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Vorteile der Mediation. Es wird deutlich, dass trotz gesetzlicher Grundlagen noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist.

Des Weiteren wird die Problematik erörtert, dass viele Menschen nicht wissen, wann Mediation eine geeignete Lösung für ihre Konflikte sein könnte. Johannes spricht konkret von einem Missverständnis bezüglich der Mediation, da viele Bürger sie nur für kleinere Streitigkeiten in Betracht ziehen, während sie bei komplexeren Angelegenheiten den Gang zum Gericht bevorzugen. Diese Fehleinschätzung ob der möglichen Anwendbarkeit von Mediation macht deutlich, wie wichtig es ist, Mediationsangebote aktiv zu kommunizieren und zu erklären.

Am Ende der Episode diskutieren wir verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Situation, einschließlich der Einführung eines System für Prozesskostenhilfe, welches auch einen Anreiz zur Nutzung von Mediation bieten könnte. Trotz der Herausforderungen zeigt Johannes auf, dass die Mediation in Belgien einen bedeutenden Platz hat und durch Initiativen wie die Arbeit der Föderalen Mediationskommission gefördert wird. Zudem wird auf die Chancen hingewiesen, dass die unterschiedlichen Professionen und Hintergründe der Mediatoren in der Kommission einen wertvollen Austausch ermöglichen.

Diese Episode bietet spannende und aufschlussreiche Perspektiven auf die Mediation in Belgien und regt dazu an, über die Entwicklung und die potenziellen Verbesserungen in diesem wichtigen Bereich nachzudenken.

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