Lena Kampf, Investigative Journalistin der Süddeutschen Zeitung, und Jörg Schmidt, auch Investigativer Journalist bei der SZ, tauchen in die dunklen Geheimnisse von Wirecard ein. Sie erörtern den spektakulären Betrug und die Abwesenheit von 1,9 Milliarden Euro, die das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft erschütterten. Besonders spannend sind Marsaleks Verbindungen zu Geheimdiensten und die dramatischen Ereignisse vor der kritischen Bilanzpressekonferenz. Beide Gäste schildern die verzweifelten Versuche, die Krise zu managen und die weitreichenden Konsequenzen für das Unternehmen.
Wirecard wurde als innovatives Unternehmen gefeiert, bevor massive Bilanzierungsprobleme und das Fehlen von 1,9 Milliarden Euro zur Insolvenz führten.
Jan Masalek, ehemaliger Manager bei Wirecard, wird für seine zentrale Rolle im Skandal gesucht und bleibt trotz seiner Flucht mysteriös.
Deep dives
Der Aufstieg und Fall von Wirecard
Wirecard, ein ehemaliges DAX-Unternehmen und Pionier im Bereich des digitalen Bezahlens, erlebte einen dramatischen Aufstieg, nur um dann in einen der größten Wirtschaftsskandale Deutschlands verwickelt zu werden. Unter der Führung von CEO Markus Braun und seinem Stellvertreter Jan Masalek wuchs das Unternehmen schnell und übertraf sogar die Deutsche Bank in Marktwert. Während Wirecard als Musterbeispiel für Innovation und Technologie gefeiert wurde, kamen schließlich massive Bilanzierungsprobleme ans Licht. Im Juni 2020 wurde bekannt, dass 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz sensationell fehlten, was zu einer enormen Marktpanik und der Insolvenz des Unternehmens führte.
Jan Masalek: Der geheimnisvolle Schlüsselakteur
Jan Masalek, der als charismatischer und fähiger Manager galt, spielte eine zentrale Rolle im Wirecard-Skandal und wird für seine Verwicklungen in die Unregelmäßigkeiten verantwortlich gemacht. Ehemalige Kollegen beschreiben ihn als charmant und intelligent, mit einer bemerkenswerten Fähigkeit, Fehler sofort zu erkennen. Trotz seiner bedeutenden Position im Unternehmen ist Masalek seit der Bekanntgabe der Bilanzprobleme auf der Flucht und wird weltweit gesucht. Sein Interesse an Geheimdienstthemen und seine geheimnisvolle Aura tragen zu dem Bild eines Mannes bei, dessen wahre Motive und Aktivitäten weiterhin im Dunkeln liegen.
Die entscheidende Bilanz-Pressekonferenz
Die Bilanz-Pressekonferenz von Wirecard am 18. Juni 2020 hätte einen positiven Höhepunkt für das Unternehmen darstellen sollen, endete jedoch in einem Desaster, als die Wirtschaftsprüfer von EY mitteilen mussten, dass 1,9 Milliarden Euro nicht nachgewiesen werden konnten. Diese offizielle Mitteilung weckte sofort Alarmglocken im Aufsichtsrat und löste eine Kettenreaktion von Ereignissen aus, die zur Insolvenz des Unternehmens führten. Der Aufsichtsratsvorsitzende und die Vorstände versuchten vergeblich, die Situation zu entschärfen und das Vertrauen der Anleger wiederzugewinnen. Letztlich entspannte sich die Lage aber nicht, und das Unternehmen musste die Pressekonferenz absagen.
Flucht und Ermittlungen nach dem Skandal
Nach der Bekanntmachung der Bilanzprobleme und der Entlassung von Masalek wurden gegen ihn sowie gegen Markus Braun Haftbefehle erlassen, doch während Braun sich bereitwillig der Polizei stellte, blieb Masalek unauffindbar. Er plante offenbar seine Flucht ins Ausland, während er sein Engagement für die Aufklärung der Vorwürfe aufrechterhielt. Masalek nutzte bis zuletzt eine Hinhaltetaktik, um Zeit zu gewinnen und seine Spuren zu verwischen. Sein verschwinden wirft Fragen auf, und während die Ermittlungen gegen Wirecard immer weiter voranschreiten, bleibt ungewiss, wo sich Masalek tatsächlich befindet und ob er zur Rechenschaft gezogen werden kann.
Staffel 1, Folge 1 - Wirecard war ein echter deutscher Erfolgskonzern, dem Unternehmen wurde eine goldene Zukunft vorausgesagt. Selbst Corona schien dem Geschäft nicht zu schaden, im Gegenteil, denn Wirecard verdiente sein Geld vor allem online. Und dann? Fehlen 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz. Ein Viertel der Gesamtsumme. In dieser ersten Folge unserer achtteiligen Serie gehen wir zurück an den Anfang vom Ende, als im Juni 2020 innerhalb kürzester Zeit alles in sich zusammen bricht und ein unvergleichlicher Wirtschaftskrimi seinen Lauf nimmt.