

Betreuung zu Hause: Einen alten Baum verpflanzt man nicht
Mehr als 500.000 Menschen benötigen in Österreich Betreuung und Pflege. Im Jahr 2050 werden es Prognosen zufolge bereits 750.000 Personen sein. Studien belegen, dass sich die große Mehrheit der Betroffenen wünscht, in vertrauter Umgebung in den eigenen vier Wänden verbleiben zu können. Tatsächlich werden 85 Prozent zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt und nur 15 Prozent in stationären Einrichtungen versorgt.
System vor dem Kollaps?
Doch das Modell der Betreuung zu Hause befindet sich in der Krise. Gravierend ist etwa die Personalnot bei den Betreuungskräften. Österreich verliert hier zunehmend seinen Standortvorteil. Osteuropäische Betreuerinnen verbleiben vermehrt im eigenen Land oder folgen dem Ruf von Deutschland, den Benelux- oder den skandinavischen Staaten, also von Ländern, in denen bessere Rahmenbedingungen herrschen und höhere Löhne bezahlt werden.
Monetäre Fragen betreffen auch die Familien der Pflegebedürftigen. Pflegegelder und Förderungen decken nicht die wahren Kosten ab. Obwohl aufgrund einer alternden Gesellschaft die Nachfrage nach einer 24-Stunden-Betreuung zu Hause wächst, können sich immer weniger Familien die Lösung leisten. Bricht dieses Betreuungsmodell zusammen, kämen laut Experten rund 32.000 zusätzliche Patienten auf die stationäre Pflege zu. Dort gibt es aber weder ausreichend Betten noch genügend Personal.
Im „Presse“-Podcast erklärt Angelika Pozdena, Geschäftsführerin der cura domo 24-Stunden-Betreuung, was Pflege und Betreuung unterscheidet und welche unterschiedlichen Betreuungsformen es gibt, spricht von den Herausforderungen für Betroffene, Angehörige, Betreuerinnen, Pflegefachkräfte und Vermittlungsagenturen, und skizziert die notwendigen Rahmenbedingungen, um eine Betreuung zu Hause auch in Zukunft sicherstellen zu können.
Das Gespräch führt Christian Lenoble.
Zur Person und zum Unternehmen
Angelika Pozdena ist Unternehmerin und Vertreterin der Personenbetreuung in Österreich. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Robert Pozdena, gründete sie vor 22 Jahren die cura domo 24-Stunden-Betreuung GmbH – eine Agentur, die sie und ihr Gatte zur größten ihres Bereichs in Österreich aufgebaut haben. Heute ist cura domo in allen Bundesländern mit einem flächendeckenden Netzwerk vertreten. Die Betreuungsteams bestehen aus Regionalleiter:innen und diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen (DGKPs), die Familien in ganz Österreich Betreuung im eigenen Zuhause ermöglichen. Über ihre unternehmerische Tätigkeit hinaus bringt sich Angelika Pozdena in die Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für die Personenbetreuung ein. Als Funktionärin der Fachgruppe Personenbetreuung sowie als Vizepräsidentin des ÖBAP (Österreichische Bundesinteressensgemeinschaft für die Organisation von Personenbetreuung) setzt sie sich für die Interessen der Branche sowie der betreuten Familien ein. Zusätzlich wirkt sie in der Pflegeplattform mit, um nachhaltige Verbesserungen in der Pflegelandschaft zu gestalten. Mehr zur Person und zum Unternehmen finden sie unter www.curadomo.at