Investorin Gülsah Wilke: „Anders sein ist meine Superpower“
Jun 14, 2024
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Der Gast Gülsah Wilke, bekannt in der deutschen Tech- und Gründerszene, spricht über ihren Erfolg trotz Hindernissen, die Bedeutung von Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund, ihre Rolle im Venture-Capital-Bereich und die Gründung des Netzwerks '2hearts'. Diskutiert werden Chancengleichheit, Bildungsförderung und die Zukunft der deutschen Technologiewirtschaft.
Junge Menschen mit Migrationshintergrund brauchen gezielte Unterstützung für ihren Bildungsaufstieg.
Chancengleichheit erfordert individuelle Förderung im Bildungssystem unabhängig vom sozialen Hintergrund.
Migrantenunternehmer zeigen besondere Anpassungsfähigkeit und Wille zum Erfolg, was zu unternehmerischem Erfolg beiträgt.
Deep dives
Bildungschancen in Deutschland
In Deutschland dauert es bis zu sechs Generationen oder 180 Jahre, bis junge Menschen aus sozial benachteiligten Schichten das durchschnittliche nationale Einkommen erreichen. Damit ist Deutschland das Schlusslicht laut OECD. Persönliche Geschichten, wie die von Gülçah Wilke, zeigen den Einfluss von Mentoren und den Bildungssystemschwächen. Wilke, Partnerin bei The End Capital, betont die Bedeutung von Unterstützung und richtigen Vorbildern für den Bildungsaufstieg, insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund.
Herausforderungen in der Bildung
Die Perspektivlosigkeit bei Jugendlichen ohne Gymnasialabschluss oder mit Migrationshintergrund verdeutlicht strukturelle Probleme im Bildungssystem. Eine enge Verbindung zwischen Schülern und Lehrern sowie eine gezieltere Förderung von individuellen Potentialen sind notwendig, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Es wird betont, dass jedes Kind Talente besitzt und entsprechende Unterstützung benötigt, unabhängig von sozialem Hintergrund.
Selbstbewusstsein und Resilienz
Als erfolgreiche Unternehmerin mit Migrationshintergrund reflektiert Gülçah Wilke über Selbstzweifel und das Gefühl des Nicht-Dazugehörens. Trotz persönlicher Unsicherheiten zeigt sie Gelassenheit und Humor in herausfordernden Situationen. Einflüsse aus ihrer Kindheit sowie die Gründung von Two Hearts zeigen ihren Wandel zu einer selbstbewussteren, resilienten Person.
Erfolg von Gründern mit Migrationsgeschichte
Studien zeigen eine starke Verbindung zwischen Führungsteams mit Migrationshintergrund und unternehmerischem Erfolg. Migrantenunternehmer zeichnen sich durch Anpassungsfähigkeit, Resilienz und den unbändigen Willen zum Erfolg aus. Die fehlende Option eines Plan B führt zu einem besonderen Elan und Einsatz, der maßgeblich zum Erfolg beiträgt.
Familiäre Wurzeln und kulturelle Vielfalt
Die Erziehung ihrer Kinder in Bezug auf familiäre Wurzeln und kulturelle Vielfalt ist für die Podcasterin eine herausfordernde Aufgabe. Mit einem deutschen Ehemann, in Berlin lebend und weit weg von der türkischen Familie, betont sie die Bedeutung, dass ihre Kinder nicht ihre Wurzeln vergessen. Sie verdeutlicht ihren Kindern, dass sie zwei Herzen haben und versucht, dies mit Beispielen wie der Auswahl von Trikots verschiedener Nationalmannschaften zu erklären. Durch Reisen und den Kontakt mit verschiedenen Kulturen will sie sicherstellen, dass ihre Kinder die Vielfalt schätzen, da sie dies als Bereicherung für die Gesellschaft ansieht.
Mentoren und ihre Rolle im Leben der Podcasterin
Mentoren haben einen entscheidenden Einfluss im Leben der Podcasterin gehabt. Von ihrer Klassenlehrerin, die ihren Talenten früh vertraute, bis zu ihrem Mentor bei McKinsey, der sie ermutigte, über die traditionellen Berufsgrenzen hinauszuschauen, haben Mentoren ihr Leben geprägt. Besonders ihre Eltern und ein ehemaliger Chef spielten wichtige Rollen. Durch gezieltes Netzwerken und Mentoring hat die Podcasterin wertvolle Lektionen gelernt und betont die Bedeutung von Selbstbehauptung und Offenheit im Umgang mit Mentoren.
Sie ist eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Tech- und Gründerszene. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als gut: Gülsah Wilke kam als Kind türkischer Einwanderer nach Deutschland und sollte trotz guter Noten zunächst nicht aufs Gymnasium gehen. Wie sie es trotz vieler Hindernisse ganz nach oben geschafft hat, was sie persönlich antreibt, warum sie anderen beim Aufstieg helfen möchte und wie sie die Zukunft der deutschen Technologiewirtschaft sieht, besprechen
Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes und Wilke in der neuen Folge von Handelsblatt Disrupt.
Wilkes Geschichte zeigt, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund
trotz Talent und harter Arbeit zusätzliche Unterstützung benötigen, um ihr Potenzial entfalten zu können. „Es ist extrem wichtig, in jungen Jahren die richtigen Menschen um einen herum zu haben“, sagt Wilke. Im Podcast beleuchtet sie die Herausforderungen für junge Menschen, insbesondere mit Migrationshintergrund, und betont die Notwendigkeit, in Bildung und pädagogische Unterstützung zu investieren, um Chancengleichheit zu fördern. „Wir müssen es schaffen, näher an den Menschen und an den Sorgen der Menschen zu sein“, fordert Wilke.
Wilke ist eine der wenigen Frauen im Venture-Capital-Bereich sowie Partnerin und Deutschland-Chefin bei der Risikokapitalgesellschaft DN Capital. Zudem ist sie Gründerin von „2hearts“, einem Netzwerk für Menschen mit Migrationshintergrund in der Technologieszene.
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