Heidelberg-Materials-Chef von Achten: „Sich mal durchzubeißen ist auch keine schlechte Qualität“
Feb 7, 2025
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Dominik von Achten ist CEO von Heidelberg Materials, einem der größten Zementhersteller weltweit und bringt Expertise aus der Unternehmensberatung mit. Im Gespräch beleuchtet er die Herausforderungen der Zementproduktion in Bezug auf Klimaneutralität und innovative Ansätze zur CO2-Reduktion. Besonders spannend ist der Vergleich mit Norwegen und der Einsatz von Blockchain-Technologie. Zudem reflektiert er über seinen ungewöhnlichen Karriereweg vom Jurastudenten zur Führungskraft und die Bedeutung von persönlicher Präsenz in verschiedenen Kulturen.
Heidelberg Materials plant die Entwicklung CO2-neutralen Zements, um die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Baustoffen zu decken.
Die CO2-Abscheidungstechnologie (CCS) wird als zentrale Lösung betrachtet, um die Emissionen in der Zementherstellung zu reduzieren.
Das Unternehmen nutzt ein Blockchain-basiertes Verkaufsverfahren, um Transparenz und Nachhaltigkeit beim Vertrieb von CO2-freiem Zement zu gewährleisten.
Deep dives
Heidelberg Materials und CO2-Emissionen
Heidelberg Materials ist der zweitgrößte Zementhersteller weltweit, ein Produkt, das seit über 2000 Jahren hergestellt wird, jedoch auch als bedeutender Verursacher von CO2-Emissionen gilt. Die Herstellung von Zement führt unvermeidbar zu Emissionen, die bei der Zersetzung von Kalkstein entstehen. Um diese Emissionen zu reduzieren, könnte die Technologie der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) eine Lösung bieten, die jedoch derzeit noch teuer und wenig erprobt ist. Der Unternehmensleiter plant alternative Produkte mit einem geringeren CO2-Fußabdruck zu entwickeln und beschäftigt sich mit einem Plan B, falls CCS nicht den gewünschten Erfolg bringt.
Innovationen zur Dekarbonisierung
Heidelberg Materials setzt auf verschiedene Ansätze zur Dekarbonisierung des Zements, wobei CCS eine zentrale Rolle einnimmt. Es wird erwähnt, dass durch den Zusatz anderer Materialien in den Herstellungsprozess der Klinkeranteil am Zement reduziert werden kann, was den CO2-Fußabdruck verringert. Außerdem wird betont, dass die Abscheidung von CO2 die einzige wirkliche Möglichkeit ist, um den umweltfreundlichen Zement zu produzieren. Der CEO erwähnt, dass sein Unternehmen weltweit führend bei der Verknüpfung von CCS-Technologie mit Zementwerken ist.
Markteinführung des CO2-neutralen Zements
Ab Mitte 2025 wird Heidelberg Materials einen CO2-neutralen Zement anbieten, der bereits im Vorverkauf an interessierte Kunden verkauft wird. Das Unternehmen hat eine große Nachfrage nach diesem speziellen Produkt festgestellt und erste Verträge mit Kunden geschlossen. Die Zementproduktion aus dem norwegischen Werk wird erwartungsgemäß mit den gleichen statischen Eigenschaften wie herkömmlicher Zement aufwarten, ohne jedoch einen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen. Der CEO hält die Preisdifferenz zu herkömmlichem Zement noch geheim, zufolge des einzigartigen und neuartigen Charakters des Produkts.
Globale Verfügbarkeit und Nachhaltigkeitsstrategie
Die CO2-neutrale Zementproduktion erfolgt in einer Region, die aufgrund der Transportentfernung nicht rentabel ist, jedoch plant das Unternehmen, das Produkt weltweit anzubieten. Um den CO2-Fußabdruck beim Transport zu minimieren, wird ein Blockchain-basiertes Verkaufsverfahren verwendet, das Kunden eine transparente Zertifizierung des CO2-freien Zements ermöglicht. Das Geschäftsmodell basiert auf dem Prinzip, das Produkt lokal anzubieten und gleichzeitig die CO2-Emissionen auszugleichen. Heidelberg Materials verfolgt eine langfristige nachhaltige Strategie, die gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg anstrebt.
Herausforderungen in der Bau- und Immobilienbranche
Die Immobilienwirtschaft, aus der viele Kunden kommen, steht vor großen Herausforderungen, was sowohl Auswirkungen auf die Nachfrage als auch auf die Preisgestaltung hat. Heidelberg Materials sieht jedoch große Chancen in anderen Bereichen wie dem Bau von Datencentern, die einen hohen Druck auf niedrige CO2-Emissionen ausüben. Der CEO schätzt, dass die Nachfrage nach umweltfreundlichen Baustoffen sowohl aus öffentlichem als auch privatem Bauwesen stark bleiben wird. Das Unternehmen hat weltweit eine Pipeline von 12 bis 15 Projekten zur weiteren Entwicklung nachhaltiger Produkte.
Wenn andere über Disruption und Innovation sprechen, kann sich Dominik von Achten ganz entspannt zurücklehnen. Er ist Chef von Heidelberg Materials, dem einzigen Dax-Konzern, dessen Produkt es bereits seit über 2000 Jahren gibt: Zement.
Ob sich seit dem Bau des Pantheons in Rom wirklich nichts mehr verändert hat in der Branche, erzählt er Konrad Fischer. Außerdem spricht von Achten darüber, wie er als angehender Richter den Weg auf die Baustelle gefunden hat – und wie man in einem Unternehmen mit 51 Landesgesellschaften den Überblick behält.
Mitarbeit: Johannes Grote
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