"Trumps Zoll-Keule könnte bis zu 300.000 Jobs in Deutschland kosten"
Feb 7, 2025
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Heike Buchter, Wirtschafts- und Finanzjournalistin und Korrespondentin für DIE ZEIT, beleuchtet die weitreichenden Folgen von Trumps Zollpolitik. Sie diskutiert, ob dies der Auftakt eines Handelskriegs ist und welche Auswirkungen auf Deutschland und Europa drohen. Zudem erklärt sie, wie die USA von den Zöllen betroffen sein könnten und skizziert die Herausforderungen für das exportorientierte deutsche Modell. Buchter warnt, dass bis zu 300.000 Arbeitsplätze in Deutschland auf der Kippe stehen könnten, sollte sich die Situation weiter verschärfen.
Trumps protektionistische Handelsstrategie könnte bis zu 300.000 Jobs in Deutschland gefährden und verdeutlicht die Abhängigkeit von den USA.
Die Unvorhersehbarkeit der aktuellen Handelspolitik schafft erhebliche Risiken für Unternehmen und deren zukünftige Investitionsentscheidungen.
Trumps Maßnahmen reflektieren die wirtschaftlichen Verluste in amerikanischen Regionen und stärken die Unterstützung seiner Wählerbasis durch gefühlte Gerechtigkeit.
Deep dives
Chinas Reaktion auf Trumps Zölle
China hat auf Trumps Einführung von Strafzöllen in Höhe von 10 % auf alle chinesischen Importe mit eigenen Zöllen reagiert. Diese umfassen 15 % auf Kohle und verflüssigtes Erdgas sowie 10 % auf Rohöl, landwirtschaftliche Geräte und große Motorfahrzeuge aus den USA. Zudem plant China, die Exportkontrollen für wichtige Metalle wie Wolfram zu verschärfen. Diese Maßnahmen verdeutlichen die Eskalation des Handelskonflikts zwischen den beiden Ländern und die geopolitischen Spannungen, die dadurch entstehen.
Handelskrieg und Protektionismus
Der Begriff 'Handelskrieg' beschreibt die gegenseitige Errichtung von Handelsbarrieren durch Länder, die klassischerweise durch Zölle und Regulierungen ausgedrückt werden. Trumps Handelsstrategie, die auf Protektionismus abzielt, zielt darauf ab, wirtschaftliche Vorteile durch eine Reduzierung von Importen zu erzeugen. Die Maßnahmen sind oft nicht konsistent und es bleibt offen, welche langfristigen Ziele Trump tatsächlich verfolgt. Die damit verbundenen Unsicherheiten können in vielen Industrien, insbesondere auch in Deutschland, erhebliche wirtschaftliche Folgen haben.
Historische Hintergründe der Handelsbeziehungen
Die Analyse der Handelsbeziehungen zwischen den USA, Mexiko und Kanada zeigt, dass Trump nicht nur auf die Zölle zur Eindämmung des Drogenschmuggels pocht, sondern auch ein nationales Handelsbilanzdefizit reduzieren möchte. Während die Zölle gegen China strategisch motiviert erscheinen, können die Maßnahmen gegen Mexiko und Kanada als unvorhersehbar und schwer nachvollziehbar angesehen werden. Dieses Ungleichgewicht in den Handelsbeziehungen hat dem Handelskrieg Dynamik verliehen. Führende Stimmen in der amerikanischen Wirtschaft scheinen jedoch oft willens zu sein, Trumps protektionistische Agenda vorübergehend hinzunehmen, solange die steuerlichen und regulativen Vorteile bestehen bleiben.
Folgen für die US-Wirtschaft
Die Unvorhersehbarkeit der aktuellen Handelspolitik birgt große Risiken für die wirtschaftlichen Entscheidungen der Unternehmen in den USA. Investoren und Unternehmen kämpfen damit, zukünftige Strategien in einem sich schnell verändernden Umfeld zu entwickeln. Viele Unternehmen fürchten, dass die Instabilität der Handelsbeziehungen zu einer breiten wirtschaftlichen Abkühlung führen könnte, die weit über die Zölle hinausgeht. Diese Unsicherheit könnte Unternehmen dazu bringen, Investitionen zu verzögern und sich zurückzuziehen, was die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigen würde.
Die Rolle der Globalisierung
Die Globalisierung hat dazu geführt, dass in bestimmten amerikanischen Regionen, vor allem in den Appalachen, ganze Industrien zusammengebrochen sind. Die Wählerbasis von Trump in diesen Gebieten sieht in seinen protektionistischen Maßnahmen eine Art Rache für vergangene wirtschaftliche Verluste. Der Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Kohle- und Stahlindustrie und den politischen Entwicklungen auf nationaler Ebene wird evident. Viele Wähler fühlen sich von den politischen Eliten im Stich gelassen, und diese Unzufriedenheit stärkt Trumps Position.
Donald Trump verhängt Strafzölle, setzt auf Protektionismus, droht anderen Ländern. Ist das schon ein Handelskrieg? Was steckt hinter seiner Strategie, ist es überhaupt eine? Wem schadet er damit am meisten, was bedeutet das für Europa und Deutschland? Und was könnte eine Gegenstrategie sein?
Darüber sprechen wir in "Das Politikteil" mit Heike Buchter, Wirtschafts- und Finanzjournalistin mit Sitz in New York und Korrespondentin für DIE ZEIT und ZEIT ONLINE.
Heike Buchter erklärt, was man aus Trumps erster Amtszeit lernen kann und warum wir so sehr von den USA abhängen. Sie sagt: Trump bringt auch einen Moment der Wahrheit in die Debatte über Globalisierung und das exportorientierte deutsche Wirtschaftsmodell. Und sie prophezeit: Die Einführung des Nachtwächterstaats in den USA gefällt der amerikanischen Wirtschaft mehr, als die Folgen von Zöllen sie schreckt.
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