Sven Röbel, Investigativreporter beim SPIEGEL, hat zusammen mit seinem Team den Fall der mutmaßlichen russischen Autobeschädigungen aufgedeckt. Sie diskutieren, wie Russland gezielt Wegwerfagenten einsetzt, um mit Taktiken wie den Bauschaum-Angriffen gesellschaftliche Spannungen zu schüren. Röbel erklärt, dass der Verdacht schnell nach Moskau führte und nicht ins grüne Milieu. Zudem werden die möglichen Auswirkungen solcher Manipulationen auf die öffentliche Meinung und die Bundestagswahlen in Deutschland thematisiert.
Russland verwendet kostengünstige 'Wegwerfagenten', um manipulierte Aktionen durchzuführen und die öffentliche Meinung in Deutschland zu beeinflussen.
Die orchestrierte Desinformationskampagne zeigt, wie gesellschaftliche Spannungen gezielt geschürt werden, um politische Akteure zu diskreditieren.
Deep dives
Russische Einflussnahme und Propaganda
Russland und China nutzen gezielte Propaganda, um die öffentliche Meinung in Ländern wie Deutschland zu beeinflussen. Ein Beispiel ist die Nutzung von Social Media, wobei 42 Prozent der TikTok-Nutzer glauben, dass China effizienter und erfolgreicher sei als westliche Demokratien. Diese Art von Einflussnahme zeigt sich auch in konkreten Aktionen, wie dem gezielten Beschädigen von Autos in Deutschland, was durch russische Akteure als Teil einer Desinformationskampagne durchgeführt wurde. Solche Aktivitäten tragen dazu bei, gesellschaftliche Spannungen und Konflikte in westlichen Demokratien zu schüren.
Der Fall der Bauschaum-Attacken
Ein Vorfall in Brandenburg, bei dem Autos mit Montageschaum beschädigt wurden, entpuppte sich als orchestrierte Aktion, die von Personen ausgeführt wurde, die dafür bezahlt wurden. Die Polizei entdeckte, dass diese Einzelpersonen für jedes beschädigte Auto 100 Euro erhielten, was die Verbindung zu einer größeren manipulativen Strategie nahelegt. Die Aktion erzeugte massiven öffentlichen Aufruhr, als sie zunächst fälschlicherweise als Klimaaktivismus interpretiert wurde, was der ursprünglichen Absicht der Akteure diente, das politische Ansehen von Führern wie Robert Habeck zu schädigen. Hier zeigt sich, wie Desinformation und direkte Aktionen miteinander verzahnt sind, um einem bestimmten politischen Ziel zu dienen.
Low-Level-Agenten als neue Strategie
Die Verwendung von sogenannten 'Low-Level-Agenten' stellt eine neue Methode dar, die von russischen Nachrichtendiensten verfolgt wird, um Einflussnahmen zu orchestrieren. Diese Personen werden meist über Messenger-Dienste rekrutiert und erhalten finanzielle Anreize, um scheinbar harmlose Aktionen auszuführen, die jedoch in Wirklichkeit zur Destabilisierung der Gesellschaft beitragen. Diese Strategie erfordert weniger Ressourcen und birgt ein geringeres Risiko, da die Täter keinen direkten Kontakt zu den Nachrichtendiensten haben. Der Ansatz hat sich als kosteneffizient erwiesen und ermöglicht es den Akteuren, sich hinter einsamen oder anonymen Handlungen zu verstecken, während sie gleichzeitig bedeutende gesellschaftliche Reaktionen auslösen.
Russland versucht seit Jahren, mit Hackerangriffen und Trollfabriken die öffentliche Meinung in Deutschland zu beeinflussen. Jetzt gibt es eine neue, kostengünstige Taktik: Wegwerfagenten.
Im Dezember vergangenen Jahres sollen Täter in russischem Auftrag Autos sabotiert und Grünen-Aufkleber hinterlassen haben – um es wie das Werk von Klimaaktivisten aussehen zu lassen. Anfangs schien der mutmaßliche Plan aus Russland aufzugehen: »Klima-Radikale attackieren Autos mit Bauschaum«, titelte »Bild«. Auf Facebook entlud sich der Volkszorn gegen den grünen Kanzlerkandidat Robert Habeck und seine Partei.
In dieser Folge von »Acht Milliarden« spricht Host Juan Moreno mit Sven Röbel, SPIEGEL-Investigativreporter. Er hat den Fall zusammen mit Roman Höfner, Roman Lehberger, Bastian Obermayer und Wolf Wiedmann-Schmidt recherchiert.
»Recht bald merkten wir, dass die Spur nicht ins grüne Verbrenner-kritische Milieu führte, sondern eher nach Moskau. Mit der Aktion sollte offenbar die Stimmung in Deutschland im Sinne Russlands beeinflusst werden«, so Röbel. Zum Einsatz seien wohl sogenannte »Low-Level-Agents« gekommen, »in Geheimdienstkreisen auch als Wegwerfagenten bekannt«.
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