Wie bleiben Sie bei gefährlichen Operationen ruhig, Christopher Spering?
Aug 13, 2024
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Christopher Spering, Unfallchirurg und geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsklinik Göttingen, spricht über die Herausforderungen seines Berufs. Er beschreibt, wie wichtig es ist, in kritischen Momenten Ruhe zu bewahren, um Entscheidungen mit lebenslangen Konsequenzen zu treffen. Spering diskutiert, wann und warum Verletzungen häufig auftreten und gibt Tipps zur Unfallvermeidung, insbesondere bei Kindern. Zudem reflektiert er über die emotionale Belastung und die Bedeutung von Teamarbeit, um die psychischen Herausforderungen in der Unfallchirurgie zu meistern.
Die Fähigkeit, in kritischen Momenten ruhig zu bleiben, ist entscheidend für Unfallchirurgen, um lebenserhaltende Entscheidungen zu treffen.
Emotionale Resilienz und Teamdebriefings sind notwendig, um die psychischen Belastungen traumatischer Operationen gemeinsam zu verarbeiten.
Deep dives
Der Alltag eines Unfallchirurgen
Der Beruf des Unfallchirurgen wird als äußerst herausfordernd und faszinierend beschrieben. Er erfordert die Fähigkeit, in kurzen Zeiträumen wichtige Entscheidungen zu treffen, die oft gravierende Auswirkungen auf das Leben der Patienten haben. Diese Verantwortung muss in einer Umgebung wahrgenommen werden, in der Menschen, die in einer Notlage sind, besonders dringend Hilfe benötigen. Trotz des hohen Drucks empfinden viele Chirurgen den Beruf als Traumjob, da sie in der Lage sind, das Leben von verletzten Personen wesentlich zu verbessern.
Saisonale und tageszeitliche Unfallmuster
Die Art der Verletzungen, die ein Unfallchirurg behandelt, variiert stark je nach Jahreszeit und Tageszeit. Im Sommer sind häufig Radfahrer- und Wasserunfälle zu beobachten, während im Winter oft Glatteisunfälle auftreten. Bestimmte Aktivitäten ziehen saisonale Trends in der Unfallhäufigkeit nach sich, wobei die Nachmittags- und Abendstunden erfahrungsgemäß eine höhere Unfallrate aufweisen. So sind beispielsweise schwere Verletzungen aufgrund von sportlichen Aktivitäten vor allem in den Abendstunden zu verzeichnen.
Emotionale Herausforderungen und der Umgang mit Trauma
Unfallchirurgen sind häufig mit extremen Verletzungen und emotional belastenden Situationen konfrontiert, weshalb eine gewisse emotionale Resilienz erforderlich ist. Der Arzt hebt hervor, dass es wichtig ist, in akuten Situationen ruhig zu bleiben und sachlich an die notwendigen Entscheidungen heranzutreten. Die emotionale Verarbeitung dieser Erlebnisse erfolgt oft im Team, wobei Debriefings stattfinden, um die Erfahrungen zu reflektieren und gemeinsam zu verarbeiten. Zudem betont der Chirurg die persönliche Entwicklung, welche die Empathie für Patienten, insbesondere bei Verletzungen von Kindern, erweitert.
Zukünftige Herausforderungen im Gesundheitswesen
Die Unfallchirurgie sieht sich in den kommenden Jahren verschiedenen Herausforderungen gegenüber, darunter ein Mangel an Fachkräften aufgrund altersbedingter Pensionierungen. Zudem verändert sich die Patientendynamik durch gesellschaftliche Entwicklungen und den ansteigenden medizinischen Bedarf. Technologische Innovationen, wie die Einbeziehung von Künstlicher Intelligenz, können zwar diagnostische Prozesse verbessern, menschliche Fähigkeiten jedoch nicht ersetzen. Es besteht die Notwendigkeit, die Balance zwischen technischer Unterstützung und menschlicher Interaktion im Medizinbetrieb zu finden.
“Ich muss innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen, die Konsequenzen für ein ganzes Leben haben. Oft für Menschen, die ich vorher nie kennengelernt habe”, sagt Christopher Spering im Podcast Frisch an die Arbeit. Er ist Unfallchirurg und geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsklinik in Göttingen. Nebenberuflich arbeitet er als Notarzt.
In seinem Job hat er es häufig mit Schwerverletzten zu tun: mit Männern, die im Streit schwere Stichverletzungen erlitten haben. Mit Jugendlichen, die bei Autounfällen aus dem Wagen geschleudert wurden. Oder mit Frauen, die von ihrem Partner misshandelt wurden.
Nach dem Medizinstudium hat sich Spering, 42, zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ausbilden lassen. Mittlerweile arbeitet er seit 14 Jahren im Krankenhaus. Seinen Beruf bezeichnet er im Podcast als “Traumjob”, für den allerdings nicht jeder geeignet sei. Sein Vorteil: “Ich bleibe auch in den Momenten ruhig, wenn alle anderen aufgeregt sind.” Nur so könne er seine Patienten und Patientinnen in dramatischen Situationen unterstützen. “Es hilft nicht, wenn ich mich danebensetze und auch noch weine.” Nach einer anstrengenden Operation treffe er sich mit seinem Team, um über die Behandlung zu sprechen und sie gemeinsam zu verarbeiten.
Im Podcast erzählt Spering, welche Unfälle typischerweise zu welcher Uhrzeit passieren, wie man schlimme Verletzungen vermeidet – und warum nicht mehrere Kinder gemeinsam auf einem Trampolin springen sollten.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek. Wenn Sie Feedback senden oder Gäste vorschlagen wollen, erreichen Sie das Team unter frischandiearbeit@zeit.de.
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