iL-Zwischenstandspapier: "Wir möchten Teil einer Linken sein, die eingreift und interveniert"
Dec 1, 2024
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Tanja und Bastian beleuchten den Weg der interventionistischen Linken und die Herausforderungen, denen sie begegnen. Es wird diskutiert, wie Ergebnisse oft hinter Erwartungen zurückbleiben, trotz großer Erfolge wie bei Volksentscheiden. Auch das Konzept der 'kleinen Brüche' findet Erwähnung, das zeigt, wie kleine Änderungen großes bewirken können. Die Rolle feministischer Kämpfe für die Legalisierung von Abtreibungen wird hervorgehoben, ebenso wie die Bedeutung von Organisierung und Vergesellschaftung für soziale Veränderungen.
Die interventionistische Linke (iL) möchte sich aktiv in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einbringen, um relevante politische Veränderungen herbeizuführen.
Durch das Lernen aus Erfolgen und Misserfolgen will die iL die eigene Strategie kontinuierlich anpassen und somit effektiver kämpfen.
Bündnisse mit anderen sozialen Bewegungen sind für die iL entscheidend, um gemeinsame Ziele zu verfolgen und unterschiedliche Perspektiven zu integrieren.
Solidarische Orte dienen der iL als strategische Räume zur politischen Mobilisierung und zur Förderung langfristiger, sozialer Beziehungen.
Deep dives
Ziele der Interventionistischen Linken
Die Interventionistische Linke (IL) strebt danach, Teil einer aktiven, gesellschaftlichen Linken zu sein, die bereit ist, Veränderungen herbeizuführen und sich in politische Auseinandersetzungen einzubringen. In ihrer Strategie betonen sie die Bedeutung, aus Fehlern zu lernen und kontinuierlich zu kämpfen, anstatt in Untätigkeit zu verharren. Das Ziel besteht darin, durch aktives Handeln und Engagement gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern, was durch Kooperation mit anderen sozialen Bewegungen und Gruppen erreicht werden soll. Diese kollektive Herangehensweise fördert nicht nur die eigene Organisation, sondern stärkt auch das gesamte linke Spektrum in der Gesellschaft.
Praxis des Zwischenstandspapiers
Die IL hat ein Zwischenstandspapier veröffentlicht, das eine Analyse der aktuellen gesellschaftlichen Lage der Linken bietet und als Reflexionsinstrument dient. Es ist darauf ausgerichtet, einen Diskussionsraum zu schaffen, in dem die Mitglieder ihre Ansichten und Strategien austauschen können. Die Praxis des Schreibens solcher Papiere soll helfen, die politischen Praktiken und Erfolge der letzten Jahre kritisch zu beleuchten und Strategien für zukünftige Aktivitäten zu entwickeln. Diese Reflexion zielt darauf ab, nicht nur interne Prozesse zu verbessern, sondern auch den Dialog mit anderen linken Akteuren zu fördern.
Die Rolle von Bündnissen
Bündnisse sind für die IL fundamental, da sie gemeinsame Kämpfe mit anderen Organisationen und Bewegungen ermöglichen. In den letzten Jahren haben sie durch verschiedene Aktionen und Kampagnen gelernt, wie wichtig es ist, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren und eine gemeinsame Linie zu finden. Dabei wurde festgestellt, dass es herausfordernd ist, eine Balance zwischen den individuellen Zielen der Bündnispartner und einem gemeinsamen Ziel zu finden. Die IL erkennt die Notwendigkeit an, diese Bündnisse lebendig zu halten und ein einheitliches Vorgehen zu ermöglichen, auch wenn dies oft mit internen Widersprüchen verbunden ist.
Solidarische Orte im Kiez
Solidarische Orte spielen eine zentrale Rolle in der Arbeit der IL, da sie Möglichkeiten schaffen, um direkte soziale Unterstützung zu bieten und politische Mobilisierung voranzutreiben. Diese Orte ermöglichen es, Menschen anzusprechen, die vielleicht nicht bereits mit linksradikalen Idealen vertraut sind, und bieten eine Plattform für gemeinschaftliche Aktionen und Dienstleistungen. Die Herausforderung besteht darin, dass diese Orte nicht nur kurzfristige Lösungen anbieten, sondern auch langfristige politische Beziehungen fördern müssen. Daher ist es wichtig, dass die IL an diesen Orten aktiv bleibt und sie als strategische Räume für die Organisierung nutzt.
Vergesellschaftung als strategisches Ziel
Die Diskussion um Vergesellschaftung wird von der IL als ein zentraler strategischer Punkt betrachtet, um soziale Gerechtigkeit und Änderung der Eigentumsverhältnisse zu erreichen. Diese Idee zielt darauf ab, ein Gefühl von gemeinschaftlichem Eigentum zu schaffen und Machtverhältnisse aktiv zu hinterfragen und zu verändern. Dabei wird betont, dass Vergesellschaftung nicht das Ende der politischen Kämpfe darstellt, sondern ein erster Schritt zur Überwindung kapitalistischer Strukturen sein kann. Die Herausforderung liegt darin, diese Konzepte in die breitere gesellschaftliche Diskussion einzubringen und ihre Relevanz zu verdeutlichen.
Solidarische Beziehungsweisen
Die IL legt großen Wert auf solidarische Beziehungsweisen innerhalb der Organisation und in ihren Aktionen, um ein Gefühl von Genossenschaft und Gemeinschaft zu fördern. Diese Beziehungen sollen nicht nur durch politische Kämpfe definiert werden, sondern auch auf gegenseitiger Unterstützung und Solidarität basieren. In den Diskussionen wurde herausgearbeitet, dass es wichtig ist, auch eine Kultur der Fürsorge und des gemeinsamen Lernens zu etablieren, um das Wohlbefinden der Mitglieder zu gewährleisten. Die Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen politischer Aktivität und sozialer Unterstützung zu halten, sodass die Genossenschaft nicht unter dem Druck aktiver Beteiligung leidet.
Offenheit für neue Strategien
Die IL zeigt sich offen für neue strategische Ansätze, die sich im Einklang mit den sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnissen und Herausforderungen befinden. Dies umfasst die Bereitschaft, Prozesse der politischen Bildung und des gemeinsamen Lernens zu fördern und Ansätze zu entwickeln, die nicht ausschließlich auf kurzfristigen politischen Erfolg abzielen. Das Ziel ist es, lokale und globale Kämpfe miteinander zu verbinden und eine nachhaltige Mobilisierung der Linken zu unterstützen. Die Reflexion über die eigene Praxis und die Zusammenarbeit mit anderen Linken ist dabei entscheidend, um gemeinsam wirksame Strategien zu entwickeln.
Tanja und Bastian von der interventionistischen Linken (iL) im Interview bei "Was tun?"
Raus aus der Szene, rein ins Handgemenge der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Mit diesem Anspruch ist die interventionistische Linke (iL) vor fast 20 Jahren angetreten. Ihr Ziel war es, eine gesellschaftlich relevante, radikale Linke zu werden: sichtbar und ansprechbar, um politische Hegemonie zu kämpfen und Gegenmacht zu organisieren.
Seitdem ist viel passiert. Die IL konnte große Erfolge mitfeiern, wie den gewonnenen Volksentscheid von Deutsche Wohnen & Co enteignen oder die beeindruckenden Aktionen zivilen Ungehorsams von Ende Gelände in den Braunkohlerevieren in NRW und der Lausitz. Doch neben den beeindruckenden Mobilisierungserfolgen bleiben die realpolitischen Ergebnisse oft hinter den Erwartungen zurück: Auch wenn der Kohleausstieg heute beschlossene Sache ist, konnte die Klimabewegung den Ort Lützerath nicht verteidigen. Obwohl die Mehrheit der Berliner:innen für die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne gestimmt hat, geht der Ausverkauf in Berlin ungebremst weiter.
Bei Was tun? diskutieren Inken und Valentin mit Tanja und Bastian von der IL darüber, was wir aus den Erfolgen und Rückschlägen der letzten Jahre lernen können, wie sich der gesellschaftliche Kontext für politische Veränderung gewandelt hat und wie die Linke wieder in die Offensive kommen kann.
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